Taxi vs. Uber: "Wie wenn man gegen den Aufgang der Sonne kämpft"

Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, warnt vor einem Aus für Uber.

KURIER: Taxi oder Uber – mit wem fahren Sie eigentlich?

Christian Helmenstein Ich habe eine Jahreskarte für die Öffis. Für die sogenannte letzte Meile nütze ich dann die Wahlfreiheit und fahre entweder mit Taxi oder Uber.

Zur Sache: Was bedeutet die geplante Zusammenlegung von Taxi- und Mietwagengewerbe für die Kunden?

Für die Kunden kann das eine massive Verschlechterung bedeuten. Weil dann die Wahlmöglichkeiten entfallen und dadurch weiterhin sehr hohe Preise gezahlt werden müssen.

Aber gleiches Recht für alle ist doch nicht schlecht?

Ja. Faire Wettbewerbsbedingungen sind die Grundvoraussetzung für eine funktionierende Marktwirtschaft. Das bedeutet, dass sich das bessere Preis-Leistungsverhältnis durchsetzt.

Und das sehen Sie so nicht?

Die Zusammenlegung ist grundsätzlich zu begrüßen. Weil  ähnliche Geschäftsmodelle gleich geregelt werden sollten. Aber nicht auf dem höchsten Regulierungsniveau. Das führt nämlich zu Regulierungs-Starre. Was wir möchten, ist Wettbewerb. Über Qualität, über unterschiedliche Fahrzeuge und vor allem über flexible Preise.

Wie das?

Wenn die Nachfrage zu bestimmte Zeiten höher ist als das Angebot, sollte der Preis steigen und natürlich umgekehrt. Und Taxilenker könnten wie Uber den zu erwartenden Preis vorab angeben. Kunden wissen ja in der Praxis nicht, was die Fahrt kostet. Stellen wir uns vor, dass wäre im Flugverkehr so. Sie steigen in ein Flugzeug und wissen erst am Ende des Fluges, was es kostet. Und dann fliegt der Pilot gleich auch noch eine Warteschleife und der Preis ist dann gleich nochmal höher. Also: Es braucht Preistransparenz. Und das bedeutet, dass der Preis vorher angegeben werden muss.  

Aber fixe Tarife sind doch ein Vorteil für die Taxilenker und ihr Einkommen.

Nicht zwingend. Weil es dadurch zum sogenannten Mengenrationierungssystem kommt, wie wir es aus sozialistischen Volkswirtschaften kennen. Weil das System starr ist, entstehen für die Taxler oft  sehr lange Standzeiten. Oft stehen die Fahrer bis zu zwei drei Stunden an einem Standort. Das reduziert natürlich ihren effektiven Stundenlohn.

Die Taxiunternehmer argumentieren, dass es nicht nur um den Preis sondern auch um die Qualität, also eine entsprechende Ausbildung samt Prüfung, geht.

Das ist tatsächlich ein sensibles Thema. Es gibt ja für die Taxifahrer etwa Ortskundeprüfungen und ähnliche Voraussetzungen. Teilweise sind die Voraussetzungen aber sehr ähnlich, weshalb ich da auch keinen Grund sehe, die beiden Branchen weiterhin unterschiedlich zu behandeln.  

Uber-Fahrer benötigen aber keine Prüfung. Wie könnte eine Vereinheitlichung der Qualität aussehen?

Man könnte zum Beispiel festlegen, dass Uber-Fahrer bestimmte Berufszugangsvoraussetzungen erfüllen müssen bis hin etwa zur Vorlage eines Leumundszeugnisses. Umgekehrt braucht die Ortskundeprüfung seit dem Navi-Gerät wohl niemand mehr.

Wird Uber durch das neue Gesetz aus Österreich verschwinden?

Das ist zu befürchten. Das wäre ein verheerendes Signal für den Digitalisierungs-Standort Österreich und speziell für Wien.

Warum?

Viele Menschen aus dem Ausland, die beruflich hier tätig sind oder als Touristen nach Wien kommen, kennen Uber schon aus ihrer Heimat. Auf diese Dienstleistung wollen sie hier nicht verzichten. Das wird sehr viele Menschen irritieren.

Wie sehen Sie generell den Aufstand der Taxiunternehmer gegen Uber?

Gegen die Digitalisierung anzukämpfen, ist wie gegen den Aufgang der Sonne anzukämpfen. Man sollte stattdessen die Digitalisierung nützen, damit möglichst viele Menschen auf den privaten Pkw in der Stadt verzichten und zu adäquaten Preisen bei hoher Verfügbarkeit ein Taxi bestellen.

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