Tanker dreht um: Putin bleibt auf seinem Erdöl sitzen

Photographer: Cengiz Tokgöz
Ursprünglich war der Tanker in Murmansk, Russland, gestartet und wollte angeblich russisches Öl in die USA verfrachten.

Der Tanker „Beijing Spirit“ ist 274 Meter lang, 48 Meter breit und fährt unter der Flagge der Bahamas. Am Sonntag lag der mit russischen Öl gefüllte Tanker im Mittelmeer-Hafen von Santa Panagia, Italien. Er fuhr am Montagvormittag weiter und befand sich im Mittelmeer drei Stunden östlich von Sizilien. Ursprünglich war der Tanker in Murmansk, Russland, gestartet und wollte angeblich russisches Öl in die USA verfrachten. Doch mitten im Atlantik drehte der Tanker und versucht nun in Europa sein Öl loszuwerden.

Der Tanker soll am 3. März den Hafen von Murmansk verlassen haben, zuvor war er in Portugal und in Algerien. US-Ziel des Schiffes soll die Metropole Philadelphia gewesen sein. Doch am 22. März wendete das Schiff mitten im Ozean abrupt und setzte wieder Kurs auf Europa“, schreibt das Magazin Focus.

Kein Einzelfall

Laut „New York Times“ umfasst die Fracht der „Beijing Spirit“ eine Million Fass russisches Rohöl. Anscheinend hat der ursprüngliche Abnehmer kalte Füße bekommen und ist abgesprungen. Welchen Zielhafen im Mittelmeer die Beijing Spirit derzeit ansteuert, ist unklar. Sie schippert mit 5,6 Knoten durchs Mittelmeer.

Der Tanker soll kein Einzelfall sein. „Dem Handelsdatenaggregator OEC zufolge machten rohes und raffiniertes Öl im Dezember 33,3 Prozent der russischen Exporte aus. 2020 summierten sich Rohöl und Destillate auf 48,7 Prozent aller Ausfuhren des Landes auf, mit einem Handelswert von 161 Milliarden US-Dollar, so die OEC-Daten“, heißt es im Focus.

Tanker dreht um: Putin bleibt auf seinem Erdöl sitzen

karte auf Vesselfinder.com/Screenshot

Hoher Rabatt

Indien hat Erdöl in Russland mit hohem Rabatt gekauft und erwägt weitere Bestellungen. Russische Ölfirmen böten Preisnachlässe an und indische Firmen zögen in Betracht, entsprechende Verträge abzuschließen, hieß es aus Kreisen der staatlichen Indian Oil Corporation. Das Unternehmen selbst habe Anfang März drei Millionen Barrel Ural Crude mit einem Rabatt von 20 bis 25 Dollar (18 bis 22,5 Euro) pro Barrel gekauft. Das Öl solle im Mai geliefert werden.

Indien als bevölkerungsreichste Demokratie der Welt unterstützt die westlichen Sanktionen gegen Russland nicht und verurteilt ebenso wenig den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Neu Delhi pflegt seit langem enge Beziehungen zu Moskau und ein Großteil der Ausrüstung seines Militärs kommt aus Russland, wodurch Indien beispielsweise bei Ersatzteilen auf Moskau angewiesen ist.
 

Drittgrößte Ölimporteur der Welt

Indien ist zudem der drittgrößte Ölimporteur der Welt - nach den USA und China. Bis jetzt macht russisches Öl nur einen sehr kleinen Teil im indischen Ölmix aus. Aber das könnte sich ändern. 2021 kaufte Indien insgesamt 12 Millionen Barrel Erdöl aus Russland. Heuer seien es bisher bereits rund sechs Millionen gewesen, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI unter Berufung auf informierte Kreise.

Trotz des Interesses gebe es aber noch Probleme beim Handel, hieß es aus den Kreisen der Indian Oil Corporation. So seien etwa bei der Bezahlung, bei Transportrouten angesichts der Sanktionen und bei der Eignung des Rohöls für indische Raffinerien noch Fragen offen.

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