Zwei Varianten
Grob lassen sich zwei Varianten von Stablecoins unterscheiden und zwar jene mit Deckung und jene ohne Deckung. "Ein Unternehmen lagert zum Beispiel so viele Mengen an US-Dollar auf beispielsweise einem Konto ein, wie es Stablecoins ausgeben möchte. Das funktioniert ähnlicher wie der Goldstandard", sagt Jakob Hackel, Forscher am Institut für Kryptoökonomie an der WU Wien. Einige dieser Unternehmen lassen den Blick auf ihren Konten zu, einige nicht.
Die zweite Variante sind jene Art von Stablecoins, die nicht gedeckt sind. Sogenannte algorithmische Stablecoins. Dahinter stehen automatische und komplexe Mechanismen, die in der Regel durch Angebot und Nachfrage bzw. durch das Erzeugen (mint) und Zerstören (burn) von Coins den Kurs halten. Unter diese Variante fallen der UST und Luna vom Unternehmen Terra, die die Kryptowelt diese Woche in Atem gehalten haben.
Wie kam es zu dem Crash?
Noch ist unklar warum es zum Crash gekommen ist. Terra spricht von einem Angriff. Bestätigt wurde aber noch nichts.
Wie der Crash passierte, lässt sich aber erklären: Weil UST nicht von liquiden Mitteln gedeckt wird, basiert der Kurs auf dem Tauschspiel von UST und Luna. UST kann also gegen einen Luna-Dollar getauscht werden. Fällt der UST unter einen Dollar, haben Anleger einen Anreiz UST zu kaufen, um sie gegen Luna zu tauschen und umgekehrt. "Dabei soll natürlich ein kleiner Gewinn erzielt werden", so Hackel.
"Das Vertrauen, dass Luna einen Dollar Wert ist, war nicht mehr gegeben und damit hat dieses Wechselkursgeschäft nicht mehr funktioniert und die Abwärtsspirale hat begonnen." Eine typische Anlage ist der Stablecoin also nicht. Am meisten werden Stablecoins von Tradern und Personen im DeFi-Bereich (dezentrale Finanzwirtschaft, Anm.) verwendet.
Wer steht dahinter?
Mitgründer von Terra ist der gebürtige Südkoreaner Do Kwon (30). 2019 schaffte er es auf die 30 unter 30-Liste des Forbes Magazin. Mit dem Start der Plattform 2018 sei es das Ziel gewesen, ein Blockchain-basiertes Zahlungssystem aufzubauen. Dafür habe Terra 32 Millionen US-Dollar von Krypto-Giganten wie Binance, Arrington XRP und Polychain Capital aufgebracht und eine Allianz von Handelspartnern zusammengestellt, darunter der koreanische Ticketing-Riese Ticketmonster und der Reisedienst Yanolja, berichtete Forbes.
Vertrauen
Do Kwon versuchte diese Woche Rettungspläne aufzustellen, diese hatten jedoch kaum Auswirkungen auf den Preis der Coins. Mittlerweile ist der UST bei 0,15 US-Dollar gefallen. Bryn Solomon von der Krypto-Handelsfirma Mgnr.io sagte: „Zum jetzigen Zeitpunkt glaube ich nicht, dass Investoren den Risikoappetit haben, um das zu unterstützen. Algorithmischer Handel ist ein Vertrauensspiel. Ist das Vertrauen verloren, ist das Spiel vorbei.“
Stablecoin-Gigant Tether
Im Zuge des Crashs geriet auch der Kurs des bekanntesten Stablecoins, Tether, ins Rutschen. Bisher hat sich Tether noch keiner behördlichen Überprüfung unterzogen und noch nie bewiesen, ob auch hinter jedem ausgegeben Tether-Stablecoin ein US-Dollar steht. Das mache Tether zum Ziel von Spekulanten, sagte Richard Usher, Manager beim auf Digitalwährungen spezialisierten Finanzdienstleister BCB.
Tether sei aber etablierter als Terra-Coin. Daher werde sich der Kurs bald wieder bei einem Dollar einpendeln. Mit einem Börsenwert von etwa 82 Mrd. Dollar ist Tether hinter Bitcoin und Ethereum die Nummer drei unter den Kryptowährungen. Rund die Hälfte der addierten Marktkapitalisierung aller Stablecoins entfällt auf diese Cyberdevise.
Regulierung des Sektors
Vor dem Hintergrund der Geschehnisse wollen Regierungen die Regulierung des Sektors vorantreiben. Ashley Alder, Chef der Weltorganisation der Börsenaufsichten (IOSCO), signalisierte für kommendes Jahr die Gründung einer internationalen Behörde für Kryptowährungen. Neben dem Klimawandel und der Pandemie sei dies das dritte wichtige Thema für Regierungen.
Die US-Notenbank hatte unlängst vor Kurseinbrüchen bei Stablecoins gewarnt, weil in turbulenten Börsenzeiten der Wert der Einlagen, die die Preisbindung gewährleisten sollen, fallen könne.
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