Studie: Mittelstand leidet unter Bürokratie und Arbeitskräftemangel

Studie: Mittelstand leidet unter Bürokratie und Arbeitskräftemangel
Mit Investitionen in Digitalisierung kämpfen kleine und mittlere Unternehmen gegen den Fachkräftemangel an. Auch das Thema Nachhaltigkeit steht hoch im Kurs.

„Das unbestrittene Rückgrat der heimischen Wirtschaft“, nennt Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank, die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Österreich, als er die jährliche KMU-Studie am Donnerstag präsentierte.

Der Studie zufolge blicken zwei von drei KMU optimistisch in die Zukunft. Im Jahr 2022 waren es noch fast 75 Prozent. Das sei Unterdorfer zufolge aber wegen des „heraufordernden Umfelds kein Wunder“.

Die größte Herausforderung für KMU sind der Studie zufolge regulatorische Anforderungen und Bürokratie. 84 Prozent der befragten Unternehmer sehen sich davon in den nächsten zwei bis drei Jahren betroffen.

Sorge wegen Arbeitskräftemangel wird immer größer

Auch der Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel macht vielen KMU zu schaffen (71 Prozent). Dieser sei in den letzten Jahren auf der Liste der Schwierigkeiten "sukzessive nach oben gerückt", wie Unterdorfer sagt. 

Gerade in Bezug auf das Thema Digitalisierung ergeben sich laut Unterdorfer im Bereich Arbeitskraft aber auch spannende Möglichkeiten und Chancen. 

99,8 Prozent der Unternehmen in Österreich sind kleine und mittlere Unternehmen. Insgesamt gibt es hierzulande 601.300 KMU.

66 Prozent der berufstätigen Österreicher und damit insgesamt 2,4 Millionen Menschen sind bei KMU beschäftigt.

Die KMU erwirtschaften 163 Milliarden Euro jährlich. Das sind 57 Prozent der Gesamtwertschöpfung.

Digitalisierung leicht rückläufig

Mehr als drei Viertel der befragten KMU bewerten das Thema Digitalisierung als sehr oder eher wichtig (77 Prozent). Vor zwei Jahren waren es noch mehr als 80 Prozent

Der Rückgang liege daran, dass 2022 aufgrund der Coronapandemie Unternehmen besonders stark in die Digitalisierung und den Aufbau von Webshops investiert haben und dieser Schub vorbei sei.

Auch Künstliche Intelligenz (KI) sei für kleine und mittlere Unternehmen ein "Riesenthema", sagt Unterdorfer. 20 Prozent der KMU setzen bereits auf KI-Lösungen, etwa in Form von Chatbots. Auch in den Bereich Cybersecurity werde verstärkt investiert. 

Nachhaltigkeit als Dauerthema

Neben der Digitalisierung ist auch die Nachhaltigkeit ein Dauerthema. Sieben von Zehn KMU schreiben grünen Themen einen hohen Stellenwert zu. 

Besonders die Energieversorgung liegt für die Unternehmen aufgrund der Krise im Fokus. Mehr als die Hälfte der KMU wurden durch sie zu einem Umdenken in Richtung Nachhaltigkeit bewegt. „Natürlich waren die Preissteigerungen im Energiebereich ein Weckruf für viele Unternehmen“, so Unterdorfer.

Studie: Mittelstand leidet unter Bürokratie und Arbeitskräftemangel

Erste Bank-Firmenkundenvorstand Hans Unterdorfer präsentierte die KMU-Studie am Erste Campus in Wien.

Investitionen in alternative Energieformen

Das zeigt sich auch in den Investitionen in dem Bereich: 27 Prozent der befragten KMU haben bereits Maßnahmen zum Umstieg auf alternative Energieformen abgeschlossen. 

Das ist dann der Fall, wenn beispielsweise eine Photovoltaikanlage fertiggestellt und an das Netz angeschlossen wurde. Bei 19 Prozent der restlichen Unternehmen ist der Umstieg bereits im Gange und 17 Prozent befinden sich in der Planungsphase.

Im Auftrag der Erste Bank hat das Marktforschungsinstitut Imas International für die KMU-Studie im Jänner und Februar 2024 insgesamt 900 Interviews österreichweit durchgeführt. 

Pro Bundesland wurden 100 Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 2 und 50 Millionen Euro befragt. 

Kapital schafft Handlungsspielraum

Die Grundlage für derartige Investitionen und die Weiterentwicklung von Unternehmen liegt in der Kapitalisierung, stellt Unterdorfer klar. 

Gerade deswegen sei es erfreulich, dass nur 19 Prozent der KMU eine niedrige Eigenkapitalquote von bis zu zehn Prozent aufweisen. Vor zehn Jahren waren es noch 22 Prozent. 

Der Anteil an KMU mit einer Eigenkapitalquote von über 30 Prozent ist zwar im letzten Jahr leicht zurückgegangen, seit 2014 aber von 33 auf 39 Prozent angestiegen.

Zurückhaltung bei Investitionen

Im letzten Jahr war bei den KMU eine Zurückhaltung hinsichtlich Investitionen erkennbar. Unterdorfer geht aber davon aus, dass sich diese in den nächsten Monaten langsam auflöst.

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