Wie sich der Stromverbrauch in Österreichs Haushalten verändert hat
15,5 Cent pro kWh zahlt man im Schnitt bei einem neuem Stromliefervertrag. Da fällt die festliche Beleuchtung leicht.
Wer in den Weihnachtsfeiertagen an üppig dekorativ beleuchteten Häusern, Gartenzäunen und Wohnungsfenstern vorbeispaziert, könnte den Eindruck haben, dass mit Strom verschwenderisch umgegangen wird. Früher haben Menschen wahrscheinlich weniger funkelnde und blinkende Lichter zur Schau gestellt. Aber verbrauchen Haushalte heute tatsächlich mehr Strom als vor 20 Jahren?
Verbrauchsstatistik sieht dramatischer aus, als sie ist
Wenn man sich Verbrauchsstatistiken ansieht, wirkt die Sache klar: Es hat eindeutig einen Anstieg gegeben. Laut der E-Control ist der Stromverbrauch in heimischen Haushalten von 12.705 Terawattstunden im Jahr 2005 auf 14.416 TWh im Jahr 2025 gestiegen. Das ist ein Plus von 13 Prozent. Die Statistik Austria bezieht in ihre Zahlen den Eigenverbrauch von selbst produziertem Strom mit ein. 2005 lag der Wert bei 16,4 TWh, 2024 (aktuellster Wert) bei 21,5 TWh - ein Plus von 31 Prozent.
Das klingt dramatisch, die Statistik bildet aber nicht die individuellen Unterschiede zwischen Haushalten ab. Außerdem muss man sie in Relation setzen. Die Bevölkerung ist in den vergangenen 20 Jahren um 14,73 Prozent gewachsen. Aber nicht nur das, die Anzahl der Haushalte ist noch stärker gestiegen. Heute gibt es knapp 20 Prozent mehr davon. Mehr Menschen leben heute in ihrer Wohnung etwa allein, zu zweit ohne Kinder oder in Wohngemeinschaften.
Die Energiewende macht sich bemerkbar
Die Zahlen spiegeln auch größere gesellschaftliche Veränderungen wider. Viele Häuser und Wohnungen, die 2005 noch mit Holz, Gas oder Öl geheizt wurden, haben heute eine strombetriebene Wärmepumpe. 2005 gab es außerdem noch kaum Elektroautos. Ihre Verbreitung steigt und viele werden Zuhause aufgeladen. Auch das fließt in die Statistik mit ein.
„Rebound-Effekt“ bei Geräten im Haushalt
Tendenziell gibt es jedenfalls eine leichte Steigerung beim Energieverbrauch, sagt Harald Proidl, Leiter der Energieeffizienz-Monitoringstelle bei der E-Control. Der Hauptgrund für ihn ist die größere Ausstattung von Haushalten mit Geräten. „Waschmaschinen, Trockner, Kühlschränke und Elektroherde sind die klassischen großen Verbraucher.“ Unterhaltungselektronik gebe es zwar mehr, Fernseher, Mobilgeräte und Spielkonsolen spielten aber beim Verbrauch einen eher geringeren Faktor.
136,81 Prozent
mehr Strom wird 2025 gegenüber 2005 für das Heizen aufgewendet, für das Kochen sind es 22,42 Prozent mehr. Der Gasverbrauch für Heizen und Kochen ist unterdessen um 43 bzw. 46 Prozent zurückgegangen.
Kostenentwicklung
Inflationsbereinigt zahlen Haushalte heute 20 bis 30 Prozent mehr für Strom als 2005. Die reinen Strompreise verharren auf einem höheren Niveau als vor der Energiekrise 2022, die Tendenz geht aber nach unten. Netzkosten haben heute wegen des Umbaus des Energiesystems einen etwas höheren Anteil am Endkundenpreis.
Tipps für mehr Effizienz
Gerätegrößen hinterfragen, z. B. bei einem Kühlschrankkauf. Auf Energie-Labels (Verbrauchseinstufung von A bis G) achten. Die „üblichen“ Punkte beachten: Geschirrspüler voll räumen, Deckel auf den Kochtopf, Licht in leeren Räumen abdrehen.
Die Effizienz der Geräte sei gestiegen, durch ihre gestiegene Menge und Größe werde das aber überkompensiert. Diesen „Rebound-Effekt“ sieht auch Ewald Gärber von der Umweltberatung. „Der Kühlschrank hat vielleicht eine doppelt so gute Isolierung wie vor 20 Jahren, ist aber deutlich größer. Fernseher werden mit Bildschirmdiagonalen angeboten, die schon fast die Dimensionen einer Matratze haben.“
Mehr Klimaanlagen und Smart-Home-Anwendungen
Für Gärber spielt die Zunahme an Unterhaltungselektronik schon eine Rolle für den gestiegenen Verbrauch. Neben WLAN-Routern gebe es auch viele andere Geräte, die permanent Strom verbrauchen. Dazu kämen mehr Luxusprodukte wie Whirlpools. Heute deutlich stärker verbreitet als vor 20 Jahren seien auch Klimaanlagen, merkt Proidl an. Dafür müsse man klimatisch bedingt auch an weniger Tagen im Jahr heizen.
Viel mehr Haushalte sind heute mit Smart-Home-Anwendungen ausgestattet. Dazu zählen etwa Sensoren, die im Sommer automatisch die Beschattung von Häusern und Wohnungen regeln. Laut Proidl könnte so etwas schon beim Sparen von Kühlkosten helfen, „möglicherweise wird der Verbrauch durch Smart-Home-Geräte aber auch nur verlagert“. Auch Gärber ist skeptisch, ob die Zusatzausstattung viel bringt. „Dadurch gibt es auch mehr Geräte, die Stand-by-Stromverbräuche aufweisen.“ Die gebe es aber auch an anderer Stelle in teilweise höherem Ausmaß, etwa bei automatischen Garagentoren.
Effizienz ist vielen egal
Wie energieeffizient Geräte sind, stehe für viele Konsumenten derzeit nicht besonders im Vordergrund, schildert Gärber seine Erfahrungen als Energieberater. Energie-Labels, die den durchschnittlichen Verbrauch auf einer Buchstabenskala von A bis G einordnen, werden nur von wenigen als Kaufkriterium herangezogen. Am ehesten achten einkommensschwächere Personen darauf.
Es leuchtet blau
Was die Beleuchtung anbelangt, hätte die Ablöse von klassischen Glühbirnen einen großen Effizienzgewinn gebracht. „LEDs sind ein riesiger Fortschritt. Die brauchen nur ein Zehntel des Stroms“, sagt Gärber. „Beleuchtung war aber nie das große Drama beim Stromverbrauch“, sagt Proidl.
Lange Zeit hätte die Energiesparlampe zwar als Inbegriff für das Energiesparen gegolten, aber selbst mit Glühbirnen hatte Licht nie mehr als zehn Prozent Anteil am Verbrauch eines Haushalts. Mit LEDs sei der Anteil nun unter fünf Prozent gefallen – und das trotz mehr Weihnachtsbeleuchtung. Diese wird ja auch nur für einen relativ kurzen Zeitraum im Jahr eingeschaltet.
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