Blackout kostet Wirtschaft 1,2 Milliarden am Tag
Es ist 9.05 Uhr morgens, als in einem Unternehmen mit einem Schlag das Licht ausgeht. Rasch wird klar: Es bleibt nicht beim Licht. Nichts geht mehr. Die Arbeitsgeräte funktionieren nicht, Mobiltelefonen geht der Akku aus. Die Heizung ist ausgefallen, selbst die Wasserversorgung ist gestört. Die Zutritts- und Alarmsysteme des Unternehmens versagen den Dienst.
Österreichische Unternehmen schlecht auf Blackout vorbereitet
Das Szenario eines Blackouts – also eines totalen Strom- und Infrastrukturausfalls – geisterte zuletzt immer wieder durch die Medien. In Berlin wurde es unlängst sogar Realität.
Und dennoch: Die heimischen Unternehmen sind auf den Ernstfall nicht vorbereitet. Davor warnt nun die Sparte Industrie der Wiener Wirtschaftskammer.
Zwei Drittel der befragten Wiener Unternehmen geben an, dass sie nicht für einen Blackout vorgesorgt haben. Und das, obwohl ihn lediglich zehn Prozent der Befragten für „nicht wahrscheinlich“ halten.
1,18 Milliarden Euro Schaden binnen 24 Stunden
Die volkswirtschaftlichen Kosten eines Blackouts wären groß: Würde an einem Wochentag um 9 Uhr österreichweit die Stromversorgung zusammenbrechen, läge der Schaden innerhalb der ersten 24 Stunden bei insgesamt 1,18 Milliarden Euro. Überproportional hoch wäre der Schaden in Wien mit 260 Millionen Euro innerhalb des ersten Tages. Auf den Plätzen folgen der Industriestandort Oberösterreich mit 240 Millionen Euro und Niederösterreich mit 200 Millionen Euro (Details zu den Bundesländern siehe Grafik unten).
Die Folgen für einzelne unvorbereitete Firmen sind auch langfristig schwer abschätzbar: So könne der Verlust von Daten – etwa der eigenen Kunden – für ein Unternehmen existenzbedrohend werden, sagt Peter Weinelt, stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke.
Schlecht planbar
Nicht nur in Firmen, auch auf den Straßen würde sich während eines Blackouts übrigens rasch Chaos breit machen: Öffentliche Verkehrsmittel fallen aus, Schulen werden geschlossen, tausende Menschen stecken in Liften fest. Krankenhäuser und andere kritische Infrastruktur funktioniert nur dank Notstromaggregaten. Das Beunruhigende: Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem derartigen Blackout kommt, steige, sagt Stefan Ehrlich-Adam, Obmann der Sparte Industrie der Wiener Wirtschaftskammer. Im Vorjahr musste die APG (Austrian Power Grid), die für die Versorgungssicherheit zuständig ist, 280-mal in die Steuerung der Stromnetze eingreifen, um Engpässe zu vermeiden.
Zur steigenden Gefahr tragen der Klimawandel sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien bei. Die Stromversorgung wird immer schlechter planbar. „Schwankungen etwa bei den Windstärken führen zu Schwankungen bei der Stromeinspeisung“, sagt Ehrlich-Adam.
Dass die Probleme nicht nur Theorie sind, zeigt ein Blick in den August 2018: Hitze, Windstille und niedrige Wasserstände führten dazu, dass Wiens thermische Kraftwerke hochgefahren werden mussten, um Engpässe zu vermeiden.
Bei der Versorgungssicherheit ist Österreich zwar international Vorreiter – pro Jahr ist in Wien ein Stromkunde nur rund 27,31 Minuten ohne Strom. Dennoch wollen Wirtschaftskammer und Wiener Stadtwerke jetzt investieren – und sensibilisieren: Die Stadtwerke stecken bis 2025 eine Milliarde Euro in Ausbau und Erneuerung der Netze. Die Wiener Wirtschaftskammer hat für Firmen die Info-Broschüre „Sicher bei Blackout“ samt Checkliste herausgegeben. Unternehmer können diese kostenlos unter industrie@wkw.at anfordern.
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