Heimischer Strom bis zu 30 Prozent teurer als in Deutschland

Energieverbraucher - Schulden summieren sich
Energieintensive Industrien beklagen sich über Wettbewerbsnachteile wegen deutlich höherer Kosten.

Die energieintensiven Industrien sehen eine massive Wettbewerbs-Verzerrung. „Wir haben im Vergleich mit Deutschland um bis zu 30 Prozent höhere Strompreise“, lautet die Beschwerde von Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie. Zu diesem Segment gehören auch die Zement-, Kalk- und Ziegelindustrie. Dort können die Energiekosten bis zu 65 Prozent der Produktionskosten ausmachen.

Pfeiler sieht zwei Ursachen für die deutlichen Preisunterschiede bei der Energie. Die Trennung der gemeinsamen Strompreiszone von Österreich und Deutschland seit 1. Oktober 2018 und Sonderregelungen für energieintensive Industrien beim nördlichen Nachbarn. Es geht dabei um Befreiungen oder die Rückzahlung von Umweltausgaben für Ökostrom oder der -Abgabe. „Wir bauchen auch in Österreich eine Deckelung der Ausgaben für diesen Bereich“, verlangt Pfeiler.

Stark betroffen

Weiters stark betroffen von den Energiepreisdifferenzen sind die Papier-, Zellstoff- und Stahlproduzenten. „Wir haben eindeutig einen Wettbewerbsnachteil“, beklagt Max Oberhumer, Energiesprecher von Austropapier. Allerdings erzeugt die Papierindustrie über 90 Prozent der benötigten Energie selbst. Wobei es in Deutschland Regelungen für die Erzeugung von Strom aus Biolauge gibt, die deutlich günstiger sind als in Österreich. Oberhumer nennt einen Preisunterschied beim Strom von bis zu 10 Prozent zwischen den beiden Ländern.

Der Vorstand der E-Control, Andreas Eigenbauer, sieht eine Strompreis-Differenz von rund sieben Prozent zwischen Deutschland und Österreich. Deutlich höhere Unterschiede müssten andere Ursachen haben.

Laut Verbund AG betragen die zusätzlichen Stromkosten in Österreich insgesamt 400 Millionen Euro. Eine Klage gegen die Trennung der Strompreiszone haben der Verbund, die Papierindustrie, die voestalpine, sowie die heimische Energiebörse EXAA eingebracht. Dem deutschen Übertragungsnetzbetreiber Tenne T wird vorgeworfen, er wolle Stromengpässe in Deutschland durch einen künstlich geschaffenen Übertragungs-Engpass nach Österreich beheben. Das Ergebnis sei eine „wettbewerbswidrige Marktverzerrung“.

In Deutschland gibt es einen massiven Überschuss an sehr billigem Ökostrom, dessen Export nach Österreich im Oktober 2018 begrenzt wurde. Daher die höheren Preise.

Der Verbund hat den billigen deutschen Ökostrom früher auch dazu genutzt, um seine Speicherkraftwerke zu füllen. Wenn Wind- und Sonnenkraftwerke nicht liefern, steigt der Preis und für Strom aus Speicherkraftwerken wird mehr bezahlt. Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber will daher einen Zustand wie vor Oktober 2018.

Die voestalpine ist ebenfalls von den höheren Strompreisen intensiv betroffen. Das Unternehmen spricht von einer Steigerung der Kosten von 13 Prozent.

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