Die Zeichen stehen auch bei der Bahn auf Kampf

Die Zeichen stehen auch bei der Bahn auf Kampf
Gewerkschaft vida macht Druck bei stockenden KV-Verhandlungen. Kurze Beeinträchtigungen im Zugverkehr möglich.

Der heiße Herbst bei den Kollektivvertrags-Verhandlungen ist da. Während die Beschäftigten in der Metallindustrie Warnstreiks angekündigt haben, wenn die morgige Verhandlungsrunde ergebnislos bleibt, wird es auch bei einer anderen Branche ernst: Die Eisenbahn-Gewerkschafter werden am Mittwoch die bundesweiten Betriebsversammlungen fortsetzen. Es geht um die Erhöhung der Kollektivverträge der rund 50.000 Eisenbahner.

Die Tage 10., 11. und 12. November wurden für eine weitere Verhandlungsrunde ins Auge gefasst, die finale Bestätigung stand gestern noch aus.  Die Forderung der Gewerkschaft liegt schon länger klar auf dem Tisch: 500 Euro Lohnplus brutto für alle. Das sei eine Steigerung von 18 Prozent, argumentiert hingegen die Arbeitgeberseite. Vielleicht, wenn man von der geringsten bis zur höchsten Klasse rechnet, so Gerhard Tauchner, Verhandlungsführer des Verhandlungsteams der Gewerkschaft vida, gestern zum KURIER. Beim Großteil der Beschäftigten mache die Steigerung aber 10 bis 11 Prozent aus.

Was die Arbeitgeber bieten

Wie viel Spielraum die Gewerkschaft in ihrer Forderung  sieht, wollte er nicht verraten. Nur so viel: „Man kann das auf verschiedene Arten gestalten. Wichtig ist: Dort, wo man den größten Kaufkraftverlust hat, am stärksten zu unterstützen.“

Die Arbeitgeberseite hat eine Lohnerhöhung im Zuge einer vollständigen Inflationsabgeltung angeboten, erklärt Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbands Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer und Chefverhandler auf Arbeitgeberseite. Und zwar über den gesamten Beobachtungszeitraum, in dem der aktuelle KV gilt, also von 1. Dezember 2021 bis 30. November 2022.

Die Zeichen stehen auch bei der Bahn auf Kampf

Eisenbahn-Gewerkschafter Gerhard Tauchner

Die 7 Prozent, von denen jetzt von Seiten der Gewerkschaft zu hören sei, wären der Wert bis September gewesen – der werde aber noch steigen, weil Oktober und November noch nicht eingerechnet seien, war Scheiber wichtig zu betonen.

Er spricht sich  gegen die 500 Euro plus für alle aus.

"Umverteilung nicht meine Aufgabe"

Zum einen könnten sich die Arbeitgeber es sich „schlicht nicht leisten“. Zum anderen würde man die Beschäftigten so ungleich behandeln. „Umverteilung ist als Unternehmer nicht meine Aufgabe.“ Sondern, eine tätigkeitsadäquate Entlohnung für eine Aufgabe zu geben. Und: „In meinen Verkehrsdiensteverträgen bekomme ich die prozentuelle Erhöhung abgegolten, eine betragsmäßige nicht. Das heißt, ich könnte die Erhöhung nicht refinanzieren.“ Im Gegensatz zu etwa den Verhandlungen in der Metallindustrie gebe es „keine Gewinne zu verteilen“.

Und wenn  man sich bei den nächsten Verhandlungen nicht einigt? „Wir werden unsere Mitglieder bei den Betriebsversammlungen dazu befragen, wie wir weiter vorgehen“, so Gewerkschafter Tauchner. Wenn es keine Einigung oder Aussicht auf eine solche gibt, werde es zu Streik kommen.

Die Zeichen stehen auch bei der Bahn auf Kampf

Chefverhandler der Arbeitgeber Thomas Scheiber

Mögliche Verspätungen

Die 100 Betriebsversammlungen werden bundesweit gestaffelt abgehalten. Am morgigen 2. November finden die Betriebsversammlungen in Eisenbahnbetrieben in Vorarlberg und Tirol statt (meist zwischen 13 und 14:30 Uhr), am 3. November in Kärnten und der Steiermark (13 bis 14:30 Uhr), am Freitag, 4. November,  in Salzburg und Oberösterreich (9:30 bis 11 Uhr). In  Wien, Niederösterreich und dem Burgenland  findet am Montag, 7. November, der Abschluss  statt (13 bis 14:30 Uhr). Beeinträchtigungen im Bahnverkehr sind möglich. Bei den ÖBB rechnet man nicht mit Einschränkungen im laufenden Betrieb.

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