Streik bei Autobauer Stellantis in den USA endet mit Rekord-Lohnerhöhung

Die Mitglieder der Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) haben seit Mitte September gestreikt
Der Autokonzern Stellantis hat nach einem sechswöchigen Streik von Beschäftigten in den USA eine Einigung mit Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) erzielt. In den nächsten viereinhalb Jahren steigen die Löhne der Beschäftigten um 25 Prozent, zusätzlich gibt es Inflationsangleichungen. Außerdem hat sich der Konzern zu massiven Investitionen in US-Standorte verpflichtet.
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"Wieder einmal haben wir erreicht, was noch vor wenigen Wochen als unmöglich galt", kommentierte UAW-Präsident Shawn Fain. Die Einigung erfolgte nur wenige Tage nach einem entsprechenden Deal bei Stellantis-Konkurrent Ford. Die Gewerkschaftsmitglieder müssen noch über das Ergebnis abstimmen, dass sie es ablehnen ist aber unwahrscheinlich. Ursprünglich forderte die Gewerkschaft ein Lohn-Plus von 40 Prozent - mit Verweis auf entsprechende Entlohnungsanstiege im Management der Konzerne.
"Wir freuen uns darauf, unsere 43.000 Mitarbeiter wieder zur Arbeit begrüßen zu dürfen und den Betrieb wieder aufzunehmen", teilte der Konzern, zu dem unter anderem die Marken Chrysler, Fiat, Jeep und Peugeot gehören, mit. Die Beschäftigten hatten die Arbeit ab 15. September niedergelegt, betroffen waren zunächst je ein Werk der drei großen US-Autokonzerne Stellantis, Ford und General Motors (GM).
Die UAW weitete die Streiks schrittweise aus, die Unternehmen wussten dabei nicht, welche ihrer Fabriken als nächstes betroffen sein würden. Diese Taktik führte dazu, dass die Konzerne in ihren Fertigungsketten nicht koordiniert reagieren konnten. Ford bezifferte die durch den Arbeitskampf entstandenen Verluste mit 1,3 Milliarden Dollar (1,23 Mrd. Euro), General Motors spricht von etwa 200 Millionen Dollar (189 Mio. Euro) pro Woche. Nach Einschätzung der Wirtschaftsberatungskanzlei Anderson Economic Group belaufen sich die wirtschaftlichen Schäden durch den Streik bisher auf insgesamt 9,3 Milliarden Dollar (8,8 Mrd. Euro).
Präsident Biden stellte sich auf Seite der Streikende
Die Auseinandersetzung hat in den USA auch große politische Signalwirkung. Erstmal in der Geschichte der USA besuchte mit Joe Biden (Demokraten) ein aktiver US-Präsident einen Streikposten und unterstützte die Belegschaft.

US-Präsident Joe Biden (Demokraten) besuchte einen Streikposten
Ihr habt Opfer gebracht, als die Unternehmen in Schwierigkeiten waren. Jetzt geht es ihnen unglaublich gut und wisst ihr was? Auch euch sollte es unglaublich gut gehen.
US-Präsident
Die Reaktionen darauf waren allerdings nicht nur positiv. Biden und auch der Republikaner Donald Trump müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, die Wählerschaft im schrittweise deindustrialisierten "Rust Belt" der USA nur aus Populismus zu umgarnen, während man sie realpolitisch jahrzehntelang vernachlässigt habe.
Der Strukturwandel in den ehemaligen Auto-Hochburgen war auch Thema der Verhandlungen. Stellantis sagte nicht nur zu, ein Montagewerk in Belvidere im Bundesstaat Illinois wieder zu eröffnen, zusätzlich soll daneben ein Werk für Elektroauto-Batterien gebaut werden. Insgesamt sollen 5.000 neue Arbeitsplätze bei Stellantis in den USA entstehen, die Investitionen summieren sich auf 19 Milliarden Dollar (18 Mrd. Euro).
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Keine Einigung gibt es hingegen bei GM. Während die Konkurrenz die Produktion wieder aufnimmt, muss sich der Konzern, zu dem unter anderem die Marken Chevrolet, Pontiac und Cadillac gehören, also auf weitere Verluste einstellen. Die UAW hat angekündigt, die Arbeitsniederlegungen auf das größte nordamerikanische GM-Werk mit 4.000 Beschäftigten in Tennessee auszuweiten.
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