Störfälle in französischen AKW treiben Strompreis in die Höhe

Frankreichs AKW sollen Sicherheitsmängel haben
Ein Drittel der AKW in Frankreich ist zeitweise nicht am Netz. Heimische Versorger freut das.

Zumindest vorübergehend ist die miese Laune in den Chefetagen der heimischen Versorger wie weggeblasen: Der extrem niedrigen Strompreis, der den Energieunternehmen seit Längerem die Bilanzen verhagelt, hat sich plötzlich verdoppelt.

Auf gut 50 Euro je Megawattstunde ist der Strompreis an der deutschen Energiebörse EEX seit Ende der Vorwoche geklettert, nachdem er seit Jahresbeginn zwischen 20 und 25 Euro herumgedümpelt war. "Volle Kraft voraus" lautet daher die Devise für die heimischen Kraftwerksbetreiber. Alle Anlagen wurden hochgefahren – vom Kraftwerk Korneuburg über Dürnrohr bis zu den Pumpspeichern in den Alpen.

Aber was war passiert, dass die Strompreise derart abrupt reagierten? Der Ausgangspunkt liegt in Frankreich, wo es seit Monaten schwere Sicherheitsprobleme mit Atomkraftwerken gibt. Die Aufsichtsbehörde hat rund ein Drittel der etwa 60 AKW in Visier und zeitweise vom Netz genommen. In französischen Medien wird spekuliert, dass nicht nur 20 sondern fast alle AKW von Baumängeln betroffen sein könnten.In Frankreich sind die Strompreise daher schon vor Wochen in die Höhe gefahren. Jetzt aber kamen noch länger als geplante Revisionen in belgischen Atomkraftwerken dazu und eine totale Windflaute. In Niederösterreich lag die Windstromleistung laut EVN-Sprecher Stefan Zach am Dienstag bei lediglich drei Prozent des Möglichen. "Das alles schlägt sich jetzt auch auf den deutschen und österreichischen Strompreis nieder", betont Martin Graf, Vorstand der Energie Steiermark.

Entwarnung

Die heimischen Stromkunden können trotz dieses Preissprungs beruhigt sein. Nur im Großhandel schlägt sich das nieder, Industriekunden könnten das spüren, nicht aber Haushalte – noch. Denn die Strompreis-Prognosen für 2017 zeigen bereits nach oben. Das hängt mit dem Ölpreis zusammen, der nach der Ankündigung der OPEC, die Förderung einzufrieren, etwas angezogen hat. Steigen die Großhandelspreise über einen längeren Zeitraum, werden auch die Kleinkunden mehr für die elektrische Energie zahlen müssen.

Erneuerbare boomen

Wind und Sonne haben im Vorjahr Kohle als Quellen für die weltweite Stromerzeugung überholt: Mehr als die Hälfte der neuen Stromerzeugungsanlagen 2015 gehen auf das Konto der erneuerbaren Energien, heißt es in einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) in Paris. "Wir stehen mitten in einer Transformation des Energiesystems, dessen Zentrum sich in die Schwellenländer verlagert", betont IEA-Chef Fatih Birol. China stellt zwei Windräder pro Stunde auf.

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