Steuerdeals würfeln Pharmawelt durcheinander

Steuerdeals würfeln Pharmawelt durcheinander
AbbVie (USA) schluckt um 40,5 Mrd. Euro seinen Mitbewerber Shire (UK).

Nach wochenlangem Tauziehen hat es doch geklappt: Der US-amerikanische Pharmariese AbbVie wird um 32 Milliarden Pfund (40,5 Mrd. Euro) seinen irisch-britischen Mitbewerber Shire schlucken. Dessen Management empfahl den Aktionären am Freitag, ein nachgebessertes Angebot zu akzeptieren, nachdem es sich zuvor gegen die Fusion gesträubt hatte.

Das Angebot (52,48 Pfund je Shire-Papier in bar und eigenen Aktien) entspricht einem 50-Prozent-Aufschlag gegenüber dem Kurs vor Bekanntwerden der Fusionspläne vor zweieinhalb Monaten. "Die Stärken beider Unternehmen ergänzen sich, es gibt kaum Überschneidungen", erklärte AbbVie-Chef Richard A. Gonzalez im Brief an die Mitarbeiter. AbbVie entstand im Jänner 2013 als Abspaltung von Abbott Laboratories, notiert an der New Yorker Börse und hat seinen Sitz in North Chicago (Illinois). 57 Prozent des Umsatzes 2013 von 18,8 Mrd. Dollar entfielen auf das Arthritis-Mittel Humira.

Der größte Umsatzbringer für Shire, das 1986 in Großbritannien gegründet wurde, mittlerweile aber in Dublin beheimatet ist, sind Medikamente gegen ADHS, also Aufmerksamkeitsdefizite und Hyperaktivität. 2013 erzielte Shire 4,76 Mrd. Dollar Umsatz, den Großteil davon in den USA. Der gemeinsame Pharmariese wird weltweit mehr als 30.000 Mitarbeiter beschäftigen und kommt auf rund 137 Milliarden US-Dollar Börsenwert.

Wegen US-Steuerrecht

Dass der Sitz künftig auf den britischen Inseln liegt, hat steuerliche Gründe: AbbVie kann seine Steuerquote so von 22 auf 13 Prozent senken – was den bereinigten Gewinn pro Aktie bis 2020 um einen Dollar steigern soll.

Der Deal ist der jüngste in einer Reihe spektakulärer Merger. Der Hauptgrund ist das US-Steuerrecht: Dieses unterstützt Konzerne bei der weltweiten Expansion großzügig – aber nur, bis sie die Auslandsgewinne in die USA zurückbringen oder ausschütten wollen. Dann schlägt der Fiskus kräftig zu.

Deshalb lassen die US-Konzerne das Geld lieber im Ausland liegen: Auf 2000 Milliarden Dollar wird dieser Cashpool geschätzt. Oder sie kaufen mit dem Geld Mitbewerber – und verlegen dann den Sitz nach Dublin, London oder Amsterdam. So können sie die Dividenden günstig ausschütten.

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