Steuer-U-Boot werkte für Amazon: Groß-Razzia im Verteilerzentrum

Steuer-U-Boot werkte für Amazon: Groß-Razzia im Verteilerzentrum
Verdacht Schwarzarbeit: Finanzpolizei kontrollierte 36 Subfirmen des Onlinehändlers, beschlagnahmte Gelder und stellte 49 arbeitsrechtliche Verstöße fest.

Das Amazon-Paketverteiler-Zentrum in Großebersdorf im Bezirk Mistelbach war am Dienstagvormittag Schauplatz einer Großrazzia der Finanzpolizei. Rund 65 Beamte kontrollierten zwei Stunden schwerpunktmäßig jene Dienstleister und Subfirmen, die für den US-Konzern hierzulande die Pakete verteilen. Gegen Amazon selbst war die Aktion der Finanzpolizei aber nicht gerichtet. Die Razzia begann um zehn Uhr und war mittags schon wieder beendet. Zuerst hatte die Presse darüber berichtet.

Die Finanzpolizei hat bei dieser Großaktion bei den angetroffenen Subfirmen 185.000 Euro an Forderungspfändungen durchgeführt. Das heißt, die Finanz hat Gelder beschlagnahmt, weil diese Firmen Abgabenschulden bei der Finanz haben.

Strengere Kontrollen für Amazon und Co

Seit Mai keine Steuererklärung

Außerdem wurde bei der Razzia eine Firma angetroffen, die überhaupt als Steuer-U-Boot fungierte. Diese Firma mit 20 Beschäftigten soll seit Mai 2019 keine steuerliche Erklärung abgegeben haben – weder für Mehrwertsteuer noch für Lohnabgaben.

In Summe kontrollierte die Finanzpolizei vor Ort 36 Unternehmen mit 174 Mitarbeitern, dabei wurden 49 arbeitsrechtliche Verstöße festgestellt.

Außerdem haben die Finanzbeamten die Fahrerlisten kopiert, um weitere Erhebungen wegen des Verdachts der Schwarzarbeit durchführen zu können. Da die Fahrer anscheinend teils geringfügig beschäftigt werden, werden insbesondere die Arbeitszeitaufzeichnungen sehr genau kontrolliert.

Blümel erwartet "intensive Verhandlungen" bei EU-Budgetgipfel

Finanzminister Gernot Blümel

Bereit zu Kooperation

„Wir sind gerne bereit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten und ihre Ermittlungen zu unterstützen. Unsere Partner sind verpflichtet, sich an die geltenden Gesetze und den Verhaltenskodex für Amazon-Lieferanten zu halten“, teilte der Onlinehändler am Dienstag in einer Aussendung mit. „Amazon setzt sich insbesondere dafür ein, dass unsere Lieferpartner ihre Mitarbeiter im Einklang mit geltendem Recht beschäftigen. Wir ergreifen unverzüglich Maßnahmen gegen Partner, die diese Erwartungen nicht erfüllen.“

Finanzminister

„Diese Kontrollen sind wichtig, weil sie einen Beitrag für mehr Steuergerechtigkeit leisten. Lohn- und Sozialdumping ist kein Kavaliersdelikt, sondern schädigt unseren Wirtschaftsstandort“, sagt Finanzminister Gernot Blümel. „Die Finanzpolizei leistet hier wichtige Arbeit, auch im Interesse der vielen Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich selbstverständlich an alle Regeln halten.“K. Möchel, D. Schreiber

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