Umweltschutz: Wenn Milliardäre ihre grüne Seite entdecken, wird es oft unsauber
Milliardäre haben oft Hintergedanken, wenn sie sich für den Umweltschutz einsetzen. Jeff Bezos ist nicht das erste Beispiel.
18.02.20, 16:28
„Der Klimawandel ist die größte Bedrohung unseres Planeten. Dagegen müssten große und kleine Unternehmen, Staaten, internationale Organisationen und Einzelpersonen gemeinsam angehen“, sprach der reichste Mensch der Welt, Jeff Bezos, und kündigte gleichzeitig an, für den Klimaschutz zehn Milliarden US-Dollar locker zu machen. Aus eigener Tasche, wie der Gründer des Online-Handelsgiganten Amazon versichert. Sein Vermögen wird auf 130 Milliarden Dollar geschätzt. Bezos will mit dem Geld Forscher, Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen unterstützen.
Kritik aus eigenen Reihen
Flugs regte sich Kritik an dem Vorhaben, und zwar von seinen eigenen Mitarbeitern: „Wann wird Amazon aufhören, Öl- und Gasunternehmen bei der Zerstörung der Erde mit noch mehr Öl- und Gasbohrlöchern zu helfen?“, schrieben sie in einer Stellungnahme. Amazon müsse aufhören, den Klimawandel leugnende Thinktanks zu finanzieren, und seine Lkws von Diesel auf Elektromotoren umstellen.
Ein weiterer Schönheitsfehler bei dem Vorhaben ist der Umstand, dass Bezos Meister im Vermeiden von Steuerzahlungen ist. Die riesige Geldspritze für den Klimaschutz hilft, das Image von Amazon aufzupolieren. Sie wird jedoch zu einem guten Teil mit Geld gefüllt, das im Steuertopf hätte landen sollen.
Hat er nun Geld oder nicht?
Beispiele von vermeintlich edlen Umweltschützern, deren Ansinnen vielleicht doch nicht ganz so sauber waren, gibt es mehrere. Blamabel endete eine – wesentlich bescheidenere – Spende von Elon Musk, Chef des US-Elektrohautherstellers Tesla.
Er gab im Vorjahr dem YouTube-Star Jimmy Donaldson eine Million Dollar für das Pflanzen von Bäumen. Donaldson hatte eine Kampagne gestartet um 20 Millionen Dollar von bekannten Persönlichkeiten einzusammeln, um damit gegen den Klimawandel zu kämpfen.
Musk hatte jedoch kurz davor ausgesagt, dass er zahlungsunfähig sei – wahrscheinlich um einer Strafzahlung an den Höhlentaucher Vernon Unsworth zu entkommen. Der Tesla-Chef hatte den Taucher bei einem spektakulären Rettungseinsatz als „pädophilen Kerl“ bezeichnet und wurde von diesem geklagt. Musk hatte Glück. Er wurde freigesprochen, es kam zu keiner Strafzahlung.
Fluch der Karibik: Self-made-Milliardär Richard Branson wollte in der Karibik Milliarden scheffeln.
Für Aufregung unter Umweltschützern sorgte auch Microsoft-Gründer Bill Gates. Um die Erde vor dem „Weltuntergang“ zu retten, kündigte er an, Millionen in das Projekt Stratospheric Controlled Perturbation Experiment, das von einem Forscherteam der Harvard- University geleitet wird, zu stecken. Mittels winziger Calciumcarbonatpartikel, die in die Stratosphäre geschossen werden sollen, wollen die Forscher die Sonne abdunkeln.
Riskantes Vorhaben
Umweltschützer sehen das als gefährliche Ablenkung von den wirklichen Problemen, wie -Emissionen. Die vollständigen Auswirkungen solcher Verdunkelungen ließen nicht einschätzen. Außerdem könne es zu einer Zerstörung der Ozonschicht und damit zu mehr Krebserkrankungen kommen.
Dauergast
Geht es um Umweltschutz, taucht immer wieder der Name Richard Branson auf. Der Self-made-Milliardär und Gründer des Mischkonzerns Virgin Group hat schon 2006 angekündigt, drei Milliarden Dollar in den Kampf gegen die Erderwärmung stecken zu wollen. Und das nicht ganz ohne Eigennutzen. Der Brite, der in der Karibik eine Insel besitzt, will dort mit Wind- und Solarenergie Milliarden verdienen. Ein Großteil der Energie wird noch mit Dieselmotoren hergestellt.
Häme musste sich der Spekulant George Soros gefallen lassen. Als er in Berlin ein Zentrum zur Bewertung und zum Vergleich von Klimapolitik finanzierte, erinnerten Kritiker daran, dass er in den 90er-Jahren viel Geld damit verdient hatte, indem er das britische Pfund durch Spekulationen schwer unter Druck gesetzt hatte.
Ohne Nebengeräusche
Doch es gibt auch positive Beispiele. Arnold Schwarzenegger nahm bei einer Versteigerung im Jänner dieses Jahres in Kitzbühel 900.000 Euro für Klimaprojekte ein – und das völlig ohne kritische Nebengeräusche.
Der US-Milliardär Michael Bloomberg bot 2018 an, mit einer Spende von 4,5 Millionen Dollar den Beitrag der USA zum Pariser Klimaschutzabkommen zu bezahlen und damit den von US-Präsident Donald Trump geplanten Ausstieg zu verhindern. Trump kündigte das Abkommen in Jahr darauf dennoch auf.
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