Sports Direct: Kleiderordnung gekippt

Sportsdirect Megastore am Wiener Gewerbepark Stadlau
Mitarbeiter müssen keine Hosen ohne Taschen tragen, Betriebsrat fordert Zukunftskonzept ein.

Die Stimmung unter den 2000 Mitarbeitern der Sporthandelskette Sports Direct, die im April 2014 das österreichische Traditionsunternehmen Sport Eybl/Sports Experts aufkaufte, ist weiterhin angespannt. Zwar konnte der Betriebsrat um Claudia Swoboda die Einführung der skurrilen britischen Kleiderordnung, darunter Hosen ohne Taschen, abwenden. Doch damit ist keineswegs Ruhe eingekehrt. Im Gegenteil: Wurden am vergangenen Freitag und Samstag Betriebsversammlungen in den Filialen abgehalten, so tagten am Dienstag die Betriebsräte in Graz.

„Die Beschäftigten sorgen sich um ihren Arbeitsplatz, weil sie nicht wissen, ob ihre Filiale geschlossen wird“, sagt GPA-Gewerkschafter Alois Bachmeier im Gespräch mit dem KURIER. Weder der Betriebsrat noch die Mitarbeiter kennen bisher die Pläne, die die börsennotierte britische Mutterfirma über die österreichischen Standorten stülpen wird. Fakt ist: zumindest zwei Standorte sollen in Kürze in Ostösterreich geschlossen werden. „Wir haben ein Interventionsscheiben an die Geschäftsführung geschickt und sie haben bei der Bekleidungsvorschrift eingelenkt“, sagt Bachmeier. „Es wird auch keine Taschenkontrollen bei den Mitarbeitern gegeben.“ Und auch Fingerprints sollen derzeit nicht eingeführt werden.

Offen ist vor allem auch, wie das künftige Prämiensystem für die Mitarbeiter aussehen wird. „Wir fordern auch, dass die Prämienvereinbarungen, die die alten Einzeldienstverträge beinhalten, weiterhin eingehalten werden“, sagt GPA-Gewerkschafter Alois Bachmeier. Denn: Bei Eybl konnten Mitarbeiter, die viel verkauft und viele Kunden betreut haben, auch ordentliche Prämien einstreifen.

Gespräche gefordert

"Wir werden jetzt mit der Geschäftsführung Kontakt aufnehmen, um zu erfahren, wie es um den Filialen steht, die geschlossen werden sollen", sagt Zentralbetriebsrätin Claudia Swoboda zum KURIER. "Wir wollen von der Geschäftsführung wissen, wohin diese Mitarbeiter kommen und wie sie dann eingesetzt werden." Nachsatz: "Wir wollen vom Management auch wissen, wie geht es in Österreich weiter vorgeht und wie das Konzept für die Zukunft aussieht."

Der britische Sporthandelskonzern Sports Direct notiert seit 2007 an der Londoner Börse und setzte im Geschäftsjahr 2013/14 (Stichtag ist der 27. April) rund 3,41 Milliarden Euro um, das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuer und Abschreibungen (EBitda) betrug 313,76 Millionen Euro und der Gewinn nach Steuern 236,4 Millionen Euro. Alleine in Großbritannien werden 420 Filialen betrieben. Weitere 270 Standorte werden in 19 Ländern Europas betrieben.

Der Kauf von Eybl

Am 28. Juni 2013 hat Sports Direct 51 Prozent an der Sport Eybl und Sports Experts Group (EAG) für rund 10,5 Millionen Euro übernommen. Ende März 2014 die restlichen 49 Prozent für 12,75 Millionen Euro. Macht unter dem Strich 23,25 Millionen Euro.

Die Briten erhielten dafür unbelastete Betriebsliegenschaften, Geschäfte und Geschäftsausstattungen mit einem Verkehrswert in Höhe von 101,5 Millionen Euro, Lagerbestände in Höhe von 53,67 Millionen Euro und übernahmen im Gegenzug Verbindlichkeiten in Höhe von 118,32 Millionen Euro und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in Höhe von 78,7 Millionen Euro. Der Firmenwert der EAG wurde mit rund 25 Millionen Euro angesetzt.

Kommentare