Spitzenökonom Wambach: „Europa versteckt sich hinter Trump“

Spitzenökonom Wambach: „Europa versteckt sich hinter Trump“
Der Wettbewerbsexperte fordert eine klarere Haltung zu China. Und erklärt, was Kartellwächter gegen Facebook und Google tun könnten.

Klimakrise, Digitalisierung, Protektionismus, Kapitalismuskritik: Das Wirtschaftssystem steht momentan vor gewaltigen Herausforderungen. Der KURIER sprach darüber mit dem deutschen Spitzenökonomen und Wettbewerbsexperten Achim Wambach.

KURIER: Laut einer globalen Umfrage sehen 56 Prozent der Befragten mehr Schaden als Nutzen durch den Kapitalismus in seiner gegenwärtigen Form. Alarmiert Sie das?

Achim Wambach: Es ist noch kein großes ökonomisches Problem gelöst worden, indem man auf den Kapitalismus verzichtet hat. Über den Punkt „in seiner gegenwärtigen Form“ lässt sich streiten. Richtig ist: Um das Klimaproblem zu bewältigen, müssen wir Strukturen verändern und wir brauchen höhere CO2-Preise. Aber die Verknüpfung mit der Systemdebatte finde ich unglücklich. Denn ohne die Innovationskraft der Unternehmen bekommen wir den Klimawandel ganz sicher nicht in den Griff.

Sie halten diese Skepsis also für eine Momentaufnahme?

Die Verunsicherung ist da, weil die Politik noch keinen roten Faden, keine Leitplanken, zur Bewältigung der Klimakrise hat. Übrigens gilt dies auch für die Unternehmen, die nicht genau wissen, wo sie investieren sollen. Der Kapitalismus kriegt das allerdings gut hin, wenn man richtige Anreize setzt. So hat etwa im deutschen Energiemarkt Gas die Kohle verdrängt, weil die über den Marktmechanismus des Europäischen Emissionshandels zu teuer wurde. Wir in Deutschland sind geprägt durch die Jahre mit der DDR. In der dortigen Planwirtschaft war die Umweltverschmutzung übrigens weitaus höher, die Industrien waren sehr viel dreckiger.

Kommentare