Abkühlung in der Hitzewelle: Das süße Millionen-Geschäft mit dem Speise-Eis
Der Sommer ist voll im Gange – Hitzewelle inklusive. Dass sich die Menschen bei den hohen Temperaturen nach einer Erfrischung sehnen, erkennt man nicht nur an den hohen Besucherzahlen in den Schwimmbädern. Auch vor den heimischen Eissalons stehen die Gäste Schlange für eine süße Abkühlung.
Und dabei zählen auch heuer wieder die Klassiker Erdbeere, Schokolade und Vanille zu den beliebtesten Sorten.
Außerdem wurde bereits zum Saisonbeginn die Sorte Kaffee zur Geschmacksrichtung des Jahres 2024 gekürt. Sie wird von den heimischen Eissalons in unterschiedlichen Variationen angeboten, etwa als traditioneller Eiskaffee oder ganz trendig als Affogato (eine Kugel Vanilleeis in einem schwarzen Espresso).
Auch ausgefallene Sorten wie Kefir-Frucht-Variationen von Eisgreissler sind beliebt. Lisa Leone von Leones Gelato in der Wiener Lange Gasse experimentiert heuer mit Gewürzen wie Safran und Kardamom im Eis.
Bio, fettarm und vegan
Bei figurbewussten Eisliebhabern liegt diesen Sommer das fett- und kalorienärmere Sorbet voll im Trend. Silvio Molin Pradel, der den Eissalon am Schwedenplatz betreibt, bietet es etwa in den Geschmacksrichtungen Kaktusfeige oder Papaya-Banane an. Er erkennt, dass sich der Eiskonsum seiner Gäste in den letzten Jahren leicht verändert hat. „Die Kunden schätzen höhere Qualität noch mehr und erkundigen sich nach den Zutaten“, sagt Molin Pradel dem KURIER.
Das bestätigt auch Melanie Castillo vom Eissalon Castillos in der Wiener Margaretenstraße. „Viele Gäste fragen vermehrt nach veganem Eis, weniger Zucker und Bio-Zutaten“, so Castillo. „Außerdem wird mehr auf die Qualität geachtet und nicht so sehr auf Quantität. Im Durchschnitt werden 1 bis 2 Kugeln Eis konsumiert“, sagt sie dem KURIER.
Der geringere Konsum könnte aber auch an den Preisen liegen. Denn die Teuerung hat auch vor den Eissalons nicht Halt gemacht. Vergangene Woche wurde bekannt, dass im Nachbarland Italien das "Gelato" in den letzten drei Jahren um 30 Prozent teurer geworden war. Auch hierzulande wurden die Preise angehoben.
Eisbecher für 1.200 Euro
Zehn Prozent teurer ist das Eis bei Castillos als noch vor zwei Jahren. Als Gründe gibt Castillo die hohen Energiekosten und die steigenden Kosten für Rohstoffe (insbesondere Zucker) an. Auch beim Eissalon am Schwedenplatz sind die Preise aufgrund erhöhter Ausgaben gestiegen. Ganz besonderen Einfluss habe laut Molin Pradel das Verpackungsmaterial.
Laut WKO gab es zum Jahresende 2023 österreichweit 414 Gewerbeberechtigungen für Eissalons (inklusive ruhender Berechtigungen). Einige Eisgeschäfte haben aber eine andere Betriebsart, wie etwa Kaffeehaus, angemeldet und fallen deswegen nicht unter die Eissalons.
Durchschnittlich arbeiten in den österreichischen Eissalons pro Jahr und Saison rund 1.600 Personen und davon 1.300 unselbstständig.
2,20 Euro bezahlt man bei Castillos und am Schwedenplatz für eine Kugel Eis. Leones Gelato ist mit 2,50 Euro etwas teurer, das liege an den "besonders hochwertigen Zutaten", wie Leone dem KURIER sagt.
Nach oben hin scheint die Preisspanne geradezu offen zu sein: Der Eissalon am Schwedenplatz bietet seit Neuestem zwei eigens kreierte Eiscoups mit Weinbegleitung um saftige 1.200 Euro an. Die handgefertigten Murano-Gläser, in denen das Gelato serviert wird, dürfen die Kunden nach dem Essen mit nach Hause nehmen.
Ein weiterer Grund für die Preiserhöhungen sind die gestiegenen Lohn- und Lohnnebenkosten aufgrund des neuen Gastro-Rahmen-Kollektivvertrags. Bereits im Mai wurden die Gehälter in der Branche um sechs Prozent erhöht. Die nächste Erhöhung (weitere zwei Prozent) steht im November an.
Standort und Wetter als Erfolgsfaktoren
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen in der Branche scheint die Dichte an Eissalons - vor allem in Wien - zuzunehmen. "Das ist ein Bereich, in den viele Quereinsteiger kommen. Das merkt man auch", sagt Leone.
Im Wettbewerb um die Kunden ginge es vor allem darum, wer den besseren Standort hätte. Die Lage sei die wichtigste Möglichkeit, um sich zu positionieren, so Leone. Während Eissalons, die nahe an Sehenswürdigkeiten gelegen sind, primär von Touristen leben, setzen andere Lokale auf Stammkunden und die heimische Laufkundschaft.
Wie gut das Geschäft mit dem Speiseeis läuft, hängt aber auch stark mit dem Wetter zusammen, weiß Andrew Nussbaumer, Branchensprecher der handwerklichen Eiserzeuger im Fachverband Gastronomie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO).
"Die heurige Saison läuft im Osten des Landes derzeit sehr gut. Im Westen ist sie aufgrund des nassen Wetters so richtig erst im Juli gestartet. Wir hoffen auf einen noch warmen und trockenen Sommer", sagt Nussbaumer dem KURIER.
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