Spanien steckt in "gewaltiger Krise"

Spanien steckt in "gewaltiger Krise"
Nächster Rückschlag in der Schuldenkrise: Standard & Poor’s senkt den Daumen über Spaniens Kreditwürdigkeit.

Spaniens Wirtschaft rutschte zuletzt erneut in die Rezession ab. Jeder Vierte im erwerbstätigen Alter ist im 46-Millionen-Einwohner-Land ohne Job. Die Banken des Landes sind wegen der Spätfolgen der zerplatzten Immobilienblase schwer angeschlagen und sitzen auf riesigen Bergen fauler Kredite. Das Budgetdefizit liegt jenseits der acht Prozent.

Allesamt Nachrichten, die es wohl rechtfertigen, dass die Augen des Kapitalmarktes derzeit auf Spanien gerichtet sind, und dass das Land als Sorgenkind Nummer eins der Euro-Zone gilt.

Spaniens Außenminister José Manuel García-Margallo gibt unverhohlen zu, dass das Land in einer "Krise gewaltigen Ausmaßes" stecke. Die Regierung des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy versucht zwar, mit aller Kraft gegen den Abwärtsstrudel anzuschwimmen. Mit einem rigorosen Sparplan (27 Milliarden Euro) soll das Defizit heuer auf 5,3 Prozent sinken, um dann 2013 die EU-Defizitgrenze von drei Prozent zu erreichen. Zuletzt wurden Einsparungen im Gesundheits- und Bildungsbereich in Höhe von zehn Milliarden Euro beschlossen.

Zu wenig, sagt die gestrenge US-Ratingagentur Standard & Poor’s. In der Nacht auf Freitag senkte sie den Daumen über Spanien. Die Bonität wurde gleich um zwei Stufen von "A" auf "BBB+" nach unten revidiert. Auch der Ausblick bleibt negativ, was bedeutet, dass Spanien weitere Herabstufungen drohen.

Renditen steigen

S&P begründete seinen Schritt mit den schlechten Wirtschaftsdaten und den Problemen im Bankensektor. Es sei möglich, dass die Regierung den Geldinstituten erneut unter die Arme greifen müsse.

Die Herabstufung wurde in Madrid zwar umgehend kritisiert. S&P habe die angekündigten Reformen zu wenig berücksichtigt. Die Kreditwürdigkeit Spaniens wird aber nicht nur von der US-Ratingagentur schlecht beurteilt. Auch die Realität an den Finanzmärkten spiegelt diese Einschätzung wider. Die Renditen zehnjähriger spanischer Staatsanleihen befinden sich seit Wochen bei rund sechs Prozent. Nach zuvor kurzer Erholung legten sie am Freitag wegen der S&P-Entscheidung auf 5,95 Prozent zu. Zum Vergleich: In Österreich liegt der Wert bei 2,7 Prozent.

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