Schneekugeln, Magneten und Co.: Warum Souvenirs überall gleich aussehen
Sisi, Stephansdom, Riesenrad. Viktoria Petrics stapelt die Tassen mit den typischen Wien-Motiven akkurat übereinander. Dass sie alle 9,99 Euro kosten, ist kein Zufall. „Bis zu diesem Preis verkaufen wir alles sehr gut“, sagt die 44-jährige Filialleiterin mit den schwarzen, kurzen Haaren, den bunten Steinchen-Ohrringen und dem ungarischen Akzent.
In den Regalen des Souvenirgeschäfts auf der Wiener Mariahilfer Straße reihen sich Schneekugeln und Plastikfiguren neben Nackenhörnchen und Feuerzeugen. Kunden kommen, kaufen und gehen. Das Geschäft mit den Souvenirs läuft gut.
Steht man im Verkaufsraum, hat man das Gefühl eines Déjà-vus. Kennt man diese Souvenirs nicht auch aus London, Istanbul, New York? Nur eben mit dem Big Ben, der Hagia Sophia oder der Freiheitsstatue als Motiv? Ja, tut man.
Made in China
Denn die meisten Produkte kommen aus China, sogar aus denselben zwei Provinzen an der Küste – Zhejian und Fujian. Dort bestellen die Händler tonnenweise Souvenirs von der Stange, hergestellt in riesigen Fabriken mit automatisierten Produktionsabläufen. „Es ist in China viel einfacher, aus dem Katalog zu kaufen als elegante Designprodukte neu entwickeln zu lassen“, sagt Birgit Murr, österreichische Wirtschaftsdelegierte in China. Und natürlich billiger. Die Schablone ist dieselbe, das Motiv beliebig austauschbar.
Chinesische Exporte steigen nach wie vor, auch aufgrund gut funktionierender Logistik und top ausgebauter Infrastruktur. „In Vietnam wird zwar auch produziert. Aber die Mengen schafft nur China“, sagt Murr.
Eine „Made in China“-Kennzeichnung sucht man auf den Souvenirs vergeblich. „Die Händler sagen den Produzenten, dass das auf keinen Fall draufstehen soll.“ Der Schein des regionalen Kunsthandwerks soll wohl aufrechterhalten werden. Und in der EU ist das Kennzeichnen des Herstellungslands nicht verpflichtend.
Anfänge: Schon im 4. und 5. Jahrhundert nahmen Pilger zur Erinnerung auffällige Steine mit.
Se souvenir: Der Begriff aus dem Französischen – auf Deutsch „sich erinnern“ – bürgerte sich im 19. Jhd. ein.
80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher kaufen im Urlaub laut ÖAMTC-Reisemonitoring Souvenirs. Am beliebtesten sind Delikatessen, Magneten und Wahrzeichen als Miniatur.
Skurril: Eines der bizarrsten Mitbringsel stammt wohl aus Österreich. Zwei Unternehmer verkauften Hallstatt-Luft aus Dosen an asiatische Touristen.
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