Lugner sucht Allianz mit dayli

APA4435324 - 29062011 - WIEN - ÖSTERREICH: Einkaufszentrumsbetreiber Richard Lugner während der Pressekonferenz anl. "Sonntagsöffnung",am Mittwoch, 29. Juni 2011, in Wien. APA-FOTO: HERBERT PFARRHOFER
Richard Lugner gibt den Kampf für offene Sonntage nicht auf. In dayli-Chef Haberleitner sieht er einen Verbündeten.

Richard Lugner glaubt einen neuen Verbündeten im Kampf für die Sonntagsöffnung gefunden haben: dayli-Chef Rudolf Haberleitner. Haberleitner will seine Filialen ebenfalls sonntags aufsperren – was ihm schon eine Klage der Gewerkschaft eingebracht hat.

"Wenn mich der Richie Lugner anruft, rede ich mit ihm, das ist klar", sagt Haberleitner. Standesvertreter und Politiker sollten "amikal" eine Lösung finden. Eine „Kampflinie“ werde er nicht verfolgen.

Klagen gegen Spar

Die Anliegen der Unternehmer decken sich. "Wir wollen dieselben Rechte wie ein Merkur am Bahnhof", sagt Haberleitner. Auch Richard Lugner pocht auf "gleiches Recht für alle". Am Donnerstag schoss er sich erneut auf Spar ein, der etwa am Wiener Getreidemarkt sowie am Flughafen sonntags offen haben darf. Für Lugner stellt sich die Frage nach der rechtlichen Grundlage - habe "Spar Gourmet" in der City zum Beispiel gesonderte Toiletten für das Personal, wie dies in der Arbeitsstättenverordnung festgeschrieben sei? Lugner-Anwalt Adrian Hollaender hat den Spar bereits mit Anzeigen eingedeckt.

Aus Lugners Sicht ist das Gesetz "schlampig formuliert" und "gehört in die Luft gesprengt - mitsamt dem Nationalrat". Wobei er auch selbst die Schlupflöcher im "Öffnungszeitendschungel" nutzt. In seinem Haus haben jetzt die Modegeschäfte "Miss Moda" und "Mondiz" am Sonntag offen - in beiden Geschäften, so die Argumentation Lugners, würden Waren verkauft, die einen Bezug zum Kino haben (zum Beispiel T-Shirts mit Filmmotiven), außerdem befänden sich die Shops im Kinogebäude der Lugner City. Eine Klage der Gewerkschaft hat er dennoch am Hals – die er eigenen ANgaben zufolge aber noch nicht bekommen hat.

Lugner sucht Allianz mit dayli

Rudolf Haberleitner.

Auch dayli-Chef Haberleitner hat diesbezüglich "noch nichts zugestellt" bekommen. In Folge der Klage ist der gesamte dayli-Betriebsrat aus Protest aus der Gewerkschaft ausgetreten. Man dürfe, so Haberleitner, weder Kunden noch Mitarbeiter bevormunden. Zu sagen, "du darfst am Sonntag nicht arbeiten", sei nicht mehr zeitgemäß. Die Gewerkschaft hätte jetzt die Möglichkeit, sich "Sympathien von den Konsumenten zu holen", meint Haberleitner. "Der Einzelhandel vor Ort wird ausgedünnt. Nicht jeder hat Lust, dass er 20 Kilometer zum Einkaufen fährt."

Gewerkschaft erhöht Druck

Die Gewerkschaft kann dieser Argumentation freilich wenig abgewinnen. 95 Prozent der Beschäftigten in der Lugner-City seien gegen die Sonntagsöffnung und ersuchten die Gewerkschaft, sich in dieser Frage weiter für sie einzusetzen - "viele weinend am Telefon", sagt Karl Proyer, stellvertretender Geschäftsführer der GPA-djp. Auch bei dayli sei der "Druck auf die Beschäftigten ein sehr großer". Davon abgesehen seien die angekündigten Anzeigen "natürlich" bereits eingelangt, und zwar "dort, wo sie hingehören“. Proyer jedenfalls will sich weiter für die "Arbeitszeitqualität der Beschäftigen" stark machen. "Wir wollen nicht, dass die Handelsangestellten die sind, die von einem Arbeitsplatz zum anderen geschoben werden."

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