Sommertourismus "nicht so desaströs wie befürchtet"

Seebad Breitenbrunn
Wifo-Ökonom Oliver Fritz spricht von passablen Juli-Zahlen. Einnahmen von Mai bis Juli real aber um 45 Prozent eingebrochen.

Nach einer Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) brachen die heimischen Tourismuseinnahmen von Mai bis Juli nominell um 44,1  bzw. real um 44,7 Prozent Prozent auf 3,95 Mrd. Euro ein. Im Bundesländer-Vergleich verzeichnete Wien den größten Rückgang der nominellen Umsätze (-85,7 Prozent), am geringsten fiel das Umsatzminus in Kärnten (-24,6 Prozent) aus.

Für den Wifo-Tourismusexperten Oliver Fritz geht es nach der coronabedingten Sperre im von Mitte März bis Ende Mai aber wieder etwas bergauf. "Der Sommer war nicht so desaströs, wie wir befürchtet hatten. Vor allem der Juli hat ganz gute Zahlen gebracht", sagte Fritz im Ö1-"Morgenjournal" des ORF-Radio am Freitag. Insgesamt sei es aber ein "schlechtes Jahr".

Sommer war "Verschnaufpause"

"Der Sommer war eine Verschnaufpause, es gilt dieses Jahr zu überleben", sagte der Wifo-Ökonom. Kärnten, Steiermark und Burgenland verzeichneten im Juli aufgrund von mehr inländischen Gästen im Vergleich zum Vorjahresmonat insgesamt ein Nächtigungsplus. In Wien lag das Minus bei Übernachtungen im Juli hingegen bei 73 Prozent. "Für Wien ist dieses Jahr ein Katastrophenjahr und hier ist auch nicht zu erwarten, dass sich die Situation in den nächsten Monaten verbessern wird", so Fritz.

Laut Wifo-Analyse haben Ferienwohnungen und -häuser die Krise bisher am besten verkraftet. In solchen Unterkünften würden Gäste weniger oft in Kontakt mit anderen kommen, als etwa in Hotels. Im Juli gab es bei Ferienwohnungen nur geringfügig weniger Nächtigungen als 2019 (gewerblich -2 Prozent, privat -3,1 Prozent).

Pleitewelle beginnt

Der Wifo-Ökonom rechnet mit deutlich mehr Insolvenzen im Tourismus ab Herbst. Es gehe darum, "so viele Betriebe wie möglich über die Krise zu retten". Rücklagen und staatlichen Corona-Hilfen würden den Betrieben eine Verschnaufpause ermöglichen. "Das einzige was wirklich hilft ist, dass die Nachfrage anspringt. Das wird frühestens 2021 der Fall sein", erwartet der Tourismusexperte. Zentral für die Tourismuserholung sei eine CoV-Impfung oder eine wirksame Therapie.

Winterkonzept fällig

Hohe Erwartungen an die Wintersaison hat Fritz nicht. "Wir werden auch mit herben Verlusten rechnen müssen. Es geht darum den Winter zu retten." Es sei überlebensnotwendig für die Tourismusbetriebe bald eine Schutzkonzept-Strategie für den Winter zu entwickeln. Wenn man als Tourist Angst vor einer Ansteckung habe, dann werde man nicht reisen.

Für das Gesamtjahr 2020 rechnet das Wifo in seiner aktuellen Prognose mit einem kräftigen Minus bei den Übernachtungen: "Die Zahl der Nächtigungen über alle Herkunftsländer sollte demnach um rund 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau verbleiben, für die Binnennachfrage ergibt sich ein Minus von etwa 15 Prozent, die Nächtigungen aus dem Ausland gehen um rund ein Drittel zurück."

 

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