Sommersaison: Teurere Unterkunft und frühere Sperrstund’

Sommersaison: Teurere Unterkunft und frühere Sperrstund’
Gäste kommen, doch Mitarbeiter bleiben aus. Wirte legen deshalb einen Ruhetag ein und streichen die Menü-Karte zusammen. Die Hotelpreise steigen

Wie gut die Buchungslage ausschaut, hängt ganz davon ab, wen man fragt. Ein Rückblick: Kärnten meldete vergangenen Sommer im Vergleich zum Vorkrisenniveau ein Minus von moderaten 4 Prozent in der Nächtigungstatistik. In Tirol glich die Wintersaison dagegen einem Totalschaden (minus 86 Prozent).

Wie gut es läuft, hängt unter anderem von den Covid-Bestimmungen, der Region und dem Gästemix ab. So sind die Briten von Platz 4 der wichtigsten Gästenationen in Österreich auf Platz 16 zurückgefallen. Nicht nur ihre Einreise nach Österreich war zuletzt schwierig, auch die Rückreise nach Großbritannien war eine bürokratische Herausforderung. Touristiker fordern daher, die Einreisebestimmungen (3-G) zu kippen, um den Weg in eine gute Saison zu ebnen.

Als Sommergast kann man sich jedenfalls schon einmal auf höhere Zimmerpreise einstellen. Martin Schaffer vom Tourismusberater MRP-Hotels rechnet mit Aufschlägen von zehn bis 15 Prozent in den kommenden Monaten. Das sei auch notwendig, um in Zeiten steigender Preise „die Profitabilität der Betriebe sicher zu stellen“, sagt er. Wobei dieser Prozentsatz nicht mehr als ein vager Durchschnittswert ist. Hoteliers, die langfristige Verträge mit Firmen abgeschlossen haben, müssen sich an die längst ausverhandelten Preisen halten. Ebenso Betriebe, die mit Reisebüros zusammenarbeiten. Gut möglich also, dass dort, wo jetzt noch zu Tagespreisen Zimmer angeboten werden, die Aufschläge weit höher ausfallen. „Die gedruckte Preisliste ist jedenfalls tot“, steht für Schaffer fest.

Was knapp drei Viertel der Hoteliers gemeinsam haben, ist ein veritables Personalproblem. „Im Februar waren in der Branche 14.000 Stellen offen“, sagt Hoteliersprecherin Susanne Kraus-Winkler. Da es zu wenig Mitarbeiter gibt, stehen Gäste immer öfter vor verschlossenen Türen. Skihütten hatten im Winter Ruhetage. Menükarten und Öffnungszeiten werden zusammengestrichen, speziell in Wien sperrt ein Wirt nach dem anderen übers Wochenende zu. Auf Ausflugsschiffen in Kärnten gab es vorigen Sommer nichts zu trinken, weil das Personal für den Lokalbetrieb fehlte.

Technik als Lösung?

Gästemix
Der Inlandstourismus hat in der Pandemie geboomt. Zudem bleiben Deutschland und die Niederlande die wichtigsten Herkunftsmärkte

Ausblick
Ein Drittel der Betriebe erwartet diesen Sommer  laut einer Umfrage im Auftrag der Wirtschaftskammer  eine Auslastung von mehr als 70 Prozent, ein weiteres von mehr als 50 Prozent

35.000
Tourismusmitarbeiter haben während der Pandemie die Branche gewechselt

 

Bleibt die Frage, wie das mit der angeblich so hohen Servicequalität und den steigenden Preisen in der Tourismuslandschaft zusammenpasst. Vielleicht besser als gedacht, hofft Kraus-Winkler. Wurden bisher viele Services und Öffnungszeiten aus einer Not heraus zusammengestrichen, so überdenken nun viele bereits ihr Geschäftsmodell. Und investieren etwa in die Technik ihrer Häuser. So ist ein digitales Check-in längst nicht mehr nur in Budget-Hotels in der Stadt zu finden. Österreich müsse sich mit seinem Tourismusangebot jedenfalls nicht verstecken, meint Kraus-Winkler: „Die Betriebe haben mehr investiert als die Schweizer Kollegen.“ Wobei diese zuletzt auf der Überholspur waren. Auch, weil Österreich lockdownbedingt zur touristischen Sperrzone erklärt wurde, während in der Schweiz der Betrieb weitergelaufen ist. Diese „Coolness“ würde sie sich Kraus-Winkler auch in Österreich wünschen.

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