Warten auf die EZB
Großes Thema werden die erwarteten Zinssenkungen sein. Rechberger dämpft allerdings übertriebene Erwartungen. Er rechnet mit einem Rückgang der Leitzinsen um 50 bis 75 Basispunkte über das Jahr hinweg, beginnend mit der US-Notenbank zur Jahresmitte. Die EZB werde im dritten Quartal folgen, sagt der RBI-Analyst. In den Kursen seien die Zinssenkungen schon weitgehend eingepreist. Die Konjunktur werde Anfang des Jahres noch etwas ruckeln, über das Jahr werde sich aber eine sanfte Erholung einstellen. Auch die Inflation werde weiter zurückgehen.
Unsicherheiten gehen weiterhin von geopolitischen Entwicklungen aus. Vor allem in Hinblick auf die Lage im Nahen Osten seien die Märkte noch vorsichtig, sagt Rechberger. Das gelte auch für die bevorstehenden US-Wahlen. Sobald klar sei, in welche Richtung es gehe, werden auch die Kurse wieder steigen, sagt der Analyst. Das Muster habe man unabhängig davon, welcher Kandidat sich durchgesetzt habe, noch bei jeder US-Wahl der vergangenen Jahrzehnte gesehen.
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Technologieaktien weiter im Aufwind
Die gute Entwicklung bei Technologieaktien dürfte anhalten. Auch deshalb, weil Künstliche Intelligenz einen wirtschaftlichen Umbruch mit sich bringe, sagt Rechberger. Potenzial sieht er auch für Aktien aus dem Energiebereich. Nicht zuletzt deshalb ist er auch für den ATX, der einige Energietitel beinhaltet, optimistisch. Dazu komme, dass günstige Bewertungen der an der Wiener Börse gelisteten Unternehmen viel Luft nach oben lassen.
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„Hohe Zinsen sichern“
Wegen der höheren Zinsen seien die Möglichkeiten beim Veranlagen im vergangenen Jahr breiter geworden, sagt Christian Nemeth, Vorstandschef der Zürcher Kantonalbank Österreich. „Jetzt gibt es auch abseits der Aktien etwas.“ Mit den sinkenden Leitzinsen werde bei Anleihen mit kürzerer Laufzeit auch das Zinsniveau sinken. Der Banker rät daher, jetzt die hohen Zinsen zu sichern und zu lang laufenden Papieren zu greifen. „Mittlerweile sind auch bei Staatsanleihen wieder vernünftige Renditen zu erhalten.“
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Bezüglich Aktien sieht er für finanziell solide aufgestellte Unternehmen ein besseres Umfeld. Für US-Papiere ist Nemeth positiver gestimmt, auch wenn sie teurer seien. „Die Stabilität und die Gewinnentwicklung sind besser.“ Papieren aus Europa steht er neutral gegenüber, es gebe mehr Risiken, etwa die hohen Energiepreise oder der Krieg in der Ukraine.
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