Sinn fordert "Marshall-Plan" für Griechenland

Griechenland sollte aus der Eurozone "besser selbst austreten", so der Ifo-Chef. Deutschland könne den Wiederaufbau notfalls "auch im Alleingang stemmen".

Der Ökonom Hans-Werner Sinn hält einen freiwilligen Austritt Griechenlands aus der Eurozone für angezeigt.

Deutschland solle den Euro nicht selbst verlassen, weil der ein "zentrales europäisches Integrationsprojekt" sei, sagte der Chef des Münchener Ifo-Instituts der Zeitung Die Welt in einem Interview. "Aber wenn ein Land mit dem Euro nicht zurechtkommt, weil es nicht mehr wettbewerbsfähig ist, sollte es besser selbst austreten."

Blick durch eine zerrissene Europaflagge auf zwei Evzonen vor dem Grabmal des unbekannten Soldaten in Athen.
Presidential guards are framed through a burned EU flag in front of the Tomb of the Unknown Soldier by the parliament in central Syntagma square in Athens May 1, 2013 following a May Day rally. Thousands of protesters took part in the annual May Day march protesting austerity measures by the government in the debt-laden country ravaged by its sixth year of recession and popular fury over wage and spending cuts. REUTERS/Yannis Behrakis (GREECE - Tags: CIVIL UNREST POLITICS BUSINESS EMPLOYMENT TPX IMAGES OF THE DAY)
Laut Sinn ist auch ein Strategiewechsel Berlins notwendig: "Deutschland sollte aufhören, solche Länder künstlich mit immer mehr öffentlichen Krediten, die nie zurückgezahlt werden, im Euro zu halten."

Stattdessen plädiert er für ein Szenario, das dem Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg ähnelt. "Ich bin für einen Marshall-Plan für Griechenland nach dem Austritt, den wir gegebenenfalls auch im Alleingang stemmen."

"Griechenland wäre inzwischen schon lange über den Berg, wäre es im Frühjahr 2010 in Konkurs gegangen und ausgetreten."

Das sei "besser und billiger, als alles Geld durch kollektive Rettungsinstitutionen wie die EZB verteilen zu lassen, bei denen wir kaum etwas zu sagen haben, am meisten zahlen und dann dennoch den Schwarzen Peter bekommen", sagte Sinn. Auch für die betroffenen Länder wäre das viel besser. "Griechenland wäre inzwischen schon lange über den Berg, wäre es im Frühjahr 2010 in Konkurs gegangen und ausgetreten. Es wäre von seiner Schuldenlast weitgehend befreit worden und hätte mit einer abgewerteten Drachme seine Wettbewerbsfähigkeit wieder erreicht."

"Horrorszenarien allesamt übertrieben"

Warnungen vor einem kompletten Zerfall der Eurozone nach dem Austritt einzelner Mitglieder sind für Sinn zu weitgehend: "Die Horrorszenarien, die für einen Austritt gemalt werden, sind allesamt übertrieben", sagte er. Selbst Deutschland könne seiner Meinung nach gut ohne den Euro zurechtkommen, ohne dass dies der nationalen Exportindustrie dauerhaft schaden würde.

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