FMA: Signa hat sich der Aufsicht und Regulierung entzogen

FMA: Signa hat sich der Aufsicht und Regulierung entzogen
FMA-Chef Ettl hat aber "keine schlaflosen Nächte", weil Kleinanleger nicht betroffen sind und Banken die Benko-Turbulenzen aushalten

Die Finanzmarktaufsicht warnt eindringlich vor möglichen massiven Verwerfungen auf dem Markt für Gewerbeimmobilien. Wie das Schicksal der Signa-Holding des Immobilieninvestors René Benko eindrucksvoll gezeigt hat, gehen sich nach der Zinswende ab Sommer 2022 Geschäftsmodelle, die auf minimalen Finanzierungskosten ("Nullzinsphase") aufgebaut waren, oft nicht mehr aus.  

FMA-Vorstand Helmut Ettl hat auf Nachfrage wegen der Signa-Gruppe aber "keine schlaflosen Nächte". Einerseits, weil keine Kleinanleger betroffen und andererseits die Turbulenzen für heimische Banken auch verdaubar seien, wie er bei einer Pressekonferenz am Mittwoch ausführte. Auf die Frage, wo freilich die Aufsicht gewesen sei, als die Benko-Schieflage für Insider offensichtlich wurde, sagte Ettl: "Die Signa-Gruppe untersteht nicht der Aufsicht der FMA. Der Zweck der verschiedenen Konstruktionen war ganz offenbar, ja nicht unter die Aufsicht und Regulierung zu fallen".

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Nur Reiche und Promis betroffen

So bestanden auch die Einnahmen der Signa-Gruppe ausschließlich aus "großvolumigen Privatfinanzierungen", die keiner Prospektpflicht unterliegen. Und es handle sich bei Signa auch um kein konzessioniertes Unternehmen. Insofern sei der FMA kein direkter Einblick oder gar Zugriff möglich gewesen. Aber, man beobachte den Markt für Gewerbeimmobilien schon seit fünf Jahren sehr genau und habe es in den Gesprächen mit den heimischen Banken auch geschafft, dass diese ihre Ausleihungen an Benko deutlich reduziert hätten. Ettl und sein Vorstandskollege Eduard Müller sprachen in diesem Zusammenhang von einer erfolgreichen "Dekonzentration von Klumpen- und Kreditrisiken". Nachsatz Ettls: "Da war die Aufsicht." 

Mittlerweile liege der überwiegende Teil des Banken-Exposures nicht mehr in Österreich, sagt die FMA, die die medial kolportierten Zahlen weder bestätigen noch dementieren will. Zuletzt hieß es, bei Banken hat die gesamte Signa-Gruppe Milliardenschulden offen - alleine in Österreich sind es angeblich rund 2,2 Milliarden, der größte Teil davon bei der Unicredit-Tochter Bank Austria und im Raiffeisen-Sektor.

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Die "undurchsichtige und komplizierte Struktur" behindere die Analyse der Insolvenzfolgen

Schmelzende Immobilienwerte und Milliardenschulden prägen das Bild. Die Insolvenz der Signa Holding könnte die Profitabilität und die Kreditqualität einiger Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz laut Moody's belasten, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eine Analyse der US-Ratingagentur. Der Wert der Signa-Beteiligungen habe sich indes laut Standard von 5,28 auf 2,5 Mrd. Euro halbiert.

Die "undurchsichtige und komplizierte Struktur" behindere die Analyse der Insolvenzfolgen, hielt Moody's weiters fest. Das Gros der Milliardenkredite dürfte jedoch besichert sein, so die US-Ratingagentur. Dies könne die Auswirkungen mildern. Immobilien-Pakete als Sicherheiten könnten aber etwa angesichts gestiegener Zinsen und wenigen Transaktionen am Markt Risiken bergen, heißt es in der Analyse weiters, die Moody's heute, Mittwoch, veröffentlichte. Immobilien werden gemäß den Bilanzierungsregeln (IFRS) jährlich einer Marktbewertung unterzogen.

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