Siemens – Bombardier: Fusion der Bahnsparten kostet viele Jobs

Siemens baut wie Bombardier Straßen- und U-Bahnen in Wien.
Eine Fusion soll die wachsende chinesische Konkurrenz in Europa ausbremsen.

In Wien rittert Siemens mit dem kanadischen Zug- und Flugzeugbauer Bombardier um einen U-Bahn-Großauftrag der Wiener Linien im Volumen von bis zu 450 Millionen Euro. Wer den Auftrag an Land zieht, ist möglicherweise egal, denn gebaut werden könnten die 34 bis 45 Garnituren unter demselben Konzern-Dach: Siemens und Bombardier verhandeln laut Insidern derzeit über die Fusion ihrer Bahn-Divisionen.

Offiziell halten sich beide Konzern bedeckt, hinter den Kulissen dürften die Gespräche aber bereits recht weit gediehen sein, eine Einigung könnte es bereits bis zum Sommer geben.

Wettbewerbsauflagen

Allerdings gibt es für den Deal zu einem Bahn-Konzern mit rund 13 Milliarden Euro Umsatz und 1,1 Milliarden Euro Gewinn noch zwei große Hürden. Erstens überschneidet sich die Produktpalette stark, die Marktkonzentration wäre enorm. Die EU-Kartellwächter würden daher einem Zusammenschluss nur mit zahlreichen strengen Auflagen zustimmen.

Die andere Hürde ist die Entscheidung, wer im gemeinsamen Konzern das Sagen hat. Dem Vernehmen nach sollen die Sparten über ein Joint Venture zusammengeführt werden. Beide Konzerne wollen aber den gesamten Umsatz in ihrer eigenen Bilanz verbuchen, bei einem Joint Venture kann das nur einer der Partner.

Massiver Jobabbau

In Österreich hätte ein Zusammenschluss weitreichende Folgen für die Belegschaft beider Unternehmen. Denn beide machen weitgehend das Gleiche: Wien ist bei Bombardier das Konzern-interne Kompetenzzentrum für Straßen- und Stadtbahnen, der Siemens-Standort ist ebenfalls Konzern-Zentrale für Straßen- und U-Bahnen. Unterschiedlich die Größe: Bei Bombardier bauen rund 550 Mitarbeiter Straßenbahnen, im Wiener Werk von Siemens sind es rund 1200. Zusätzlich fertigt Siemens in Graz mit knapp 1000 Mitarbeitern Drehgestelle (Fahrgestelle) für Züge. Eines der beiden Straßenbahn-Werke und möglicherweise auch der Standort Graz könnten auf der Strecke bleiben. Ähnlich, aber um eine Nummer größer ist das Problem mit Überschneidungen in der Produktion in Deutschland.

Trotz des befürchteten Personalabbaus könnten dem Vernehmen nach aber auch die Gewerkschaften mit einem Zusammenschluss leben. Denn sie fürchten vor allem, dass chinesische Zugbauer den defizitären Bahnbereich von Bombardier übernehmen und damit auf einen Schlag alle Zulassungen für den europäischen Markt bekommen. China drängt mit dem eigens dafür gegründeten Unternehmen CRRC massiv auf den europäischen Markt. Die Vertriebszentrale des neuen Konkurrenten für Europa befindet sich übrigens in Wien.

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