Seit Ukraine-Krieg ist Zahl der Waffenführerscheine gestiegen
"Im März und im April 2022 hatte ich mehr als doppelt so viele Kunden wie in den Monaten zuvor“, sagt Markus Schwaiger, Inhaber der Waffenhandelsfirma Euroguns.
Der Waffenführerschein ist seit dem Krieg in der Ukraine gefragter denn je. Dieser bescheinigt dem Inhaber eine theoretische und praktische Grundausbildung, die für das Beantragen einer Waffenbesitzkarte (Erwerb und Besitz einer Waffe) oder eines Waffenpasses (Erwerb, Besitz und Führen einer Waffe) bei der Polizei benötigt wird. Gesamtkosten: rund 400 Euro.
„Seit dem Ukraine-Krieg steigt die Zahl jener Leute deutlich, die zu uns kommen, weil sie sich erstmals eine Waffe zulegen wollen. Im März und im April 2022 hatte ich mehr als doppelt so viele Kunden für den Waffenführerschein wie in den Monaten zuvor“, sagt Markus Schwaiger, Berufsdetektiv und Inhaber der Waffenhandelsfirma Euroguns mit Sitz in Wien-Penzing. „Es ist eine alte Tradition, dass die Leute sich bewaffnen, wenn sie unsicher und überfordert sind.“
Rund 80 Prozent der Kunden, die sich von Schwaiger zwecks Selbstverteidigung schulen lassen, kaufen in weiterer Folge eine Pistole der österreichischen Traditionsmarke Glock (ab rund 700 Euro).
Bereits bei der Flüchtlingswelle und den Terroranschlägen in Paris 2015 verzeichnete Schwaiger einen Ansturm auf den Waffenführerschein. Im November 2015 anlässlich des Anschlags im Bataclan-Theater stieg die Zahl der Waffeninteressenten auf das Achtfache. „Auch mit Beginn von Corona sind die Zahlen gestiegen und heuer im April war es besonders viel“, sagt der Waffenhändler. „Jetzt pendeln wir uns auf einem Niveau ein, das höher ist als früher.“
Alleine von 2015 bis Juni 2022 hat Schwaigers Firma Euroguns 3.860 Waffenführerscheine ausgestellt, darunter 755 an Frauen; seit März 2022 waren es 419 Waffenführerscheine, davon wurden 85 an Frauen ausgegeben.
Für den Erstantrag benötigen Waffenführerschein-Bewerber auch ein waffenpsychologisches Gutachten (Verlässlichkeitsprüfung). „Verglichen mit 2021 ist die Zahl der vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) in den Monaten Januar bis Juni durchgeführten Gutachten im Jahr 2022 um 34 Prozent angestiegen“, teilt das KFV dem KURIER mit. „Diese Angaben lassen aber keine Rückschlüsse auf die Gesamtsituation zu, da das KFV nur eine von zahlreichen zur Durchführung von Gutachten ermächtigten Begutachtungsstellen ist.“ Nachsatz: „Eine Gesamtstatistik für Österreich über die Anzahl der jährlich absolvierten waffenrechtlichen Verlässlichkeitsprüfungen existiert unseres Wissens nach nicht.“
Nachträgliche Anmerkung der Redaktion: Letzteres trifft nicht zu, wie uns Leser mitteilten:
Das Bundesministerium für Inneres fordert gem. § 2 Abs. 2 WaffV einmal jährlich mit Stichtag 1.1. die Übermittlung der anonymisierten Daten über Anzahl und Ergebnis der vorgenommenen waffenrechtlichen Untersuchungen, zusätzlich getrennt nach Geschlechtern an das Bundesministerium für Inneres, Abteilung III/3- Sicherheitsverwaltung. Im Bundesministerium für Inneres liegen aus diesem Grund die genauen Zahlen der jährlich absolvierten (psychologischen) waffenrechtlichen Verlässlichkeitsprüfungen (waffenpsychologisches Gutachten) getrennt nach Geschlechtern und unterteilt in bestanden –nicht bestanden vor.
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