Johann Pleininger, 59, seit 1977 in der OMV. Der Bauernsohn aus dem Weinviertel hat sich vom Lehrling zum Vize-Vorstandsvorsitzenden hochgekämpft, zuständig für Exploration & Production (Öl- und Gasförderung).
Alfred Stern, 56, seit April im OMV-Vorstand. Der Steirer absolvierte Kunststofftechnik an der Montanuniversität Leoben und stieg 2018 beim Chemie-, Düngemittel und Kunststoffkonzern Borealis zum CEO auf.
Eines war im Vorfeld klar. Sollte keiner der Kandidaten eine wirklich starke Mehrheit bekommen, wollen die Aufsichtsräte lieber noch nicht entscheiden. Und den Headhunter doch nach externen Kandidaten suchen lassen. Hätte freilich den Nachteil, dass sich die Nachfolge von Rainer Seele ziemlich verzögern würde. Seele will aus familiären Gründen auf eine Verlängerung seines Ende Juni 2022 auslaufenden CEO-Vertrages verzichten.
Die Meinungen zwischen den zehn Kapitalvertretern im Aufsichtsrat sind, wie man hört, geteilt. Beide Favoriten haben ihre Fans. Aufsichtsratsvorsitzender Mark Garrett, vor Stern Chef von Borealis, führte zuletzt noch Vier-Augen-Sondierungsgespräche mit einzelnen Aufsichtsräten. Garrett selbst tendiere zu Stern, berichten informierte Kreise, habe aber nicht alle Kapitalvertreter auf seiner Linie. Die große Unbekannte ist, auf wessen Seite sich die Staatsholding ÖBAG (31,5 Prozent) schlägt. Die ÖBAG hat laut Syndikatsvertrag mit dem Mubadala-Staatsfonds von Abu Dhabi (24,9 Prozent) das Nominierungsrecht für den CEO, beide Hauptaktionäre müssen aber einig sein.
Zünglein an der Waage könnten die Betriebsräte werden, die bei der OMV gravierende Mitspracherechte haben. Sie sind mit zwei Delegierten neben Garrett, ÖBAG-Chef Thomas Schmid und zwei Abgesandten von Mubadala im sechsköpfigen Ausschuss vertreten, der die Hearings durchführt und die Vor-Entscheidung trifft.
Danach trifft sich der gesamte Aufsichtsrat zur außerordentlichen Sitzung. Am Mittwoch folgt die Hauptversammlung.
Beide Favoriten sind Top-Manager. Für Pleininger spricht, dass er die OMV in- und auswendig kennt und wieder Ruhe in den Konzern bringen könnte. Er ist breit vernetzt, von der ÖVP bis zur Gewerkschaft. Strategisch will er die OMV nach der Mehrheitsübernahme von Borealis nicht nur zum Chemiekonzern transformieren, sondern breiter aufstellen. In Richtung Gas, Chemie und Erneuerbare Energien. Sein Nachteil ist, dass er trotzdem als Ölmanager alter Prägung gilt. Ob er mit einer ebenfalls diskutierten Übergangslösung einverstanden wäre, ist fraglich.
Stern hat sich strategisch noch nicht geoutet, würde aber vermutlich die Chemie-Schiene stärker forcieren und damit die Strategie von Seele fortsetzen. Sein besonnener, sachlicher Führungsstil würde der OMV guttun. Allerdings meinen manche Aufsichtsräte, Stern müsse erst noch zeigen, dass er auch die wesentlich größere OMV managen könne. Andererseits bringt er viel internationale Erfahrung aus seinen Jahren beim US-Chemieriesen DuPont mit.
Ein Thema könnte auch sein, dass mit der Kür von Stern sowohl der Aufsichtsratsvorsitzende als auch der neue CEO von Borealis kommen. Könnte in der OMV-Belegschaft als sozusagen feindliche Übernahme durch Borealis gesehen werden.
Noch nicht abzuschreiben ist Christina Verchere, CEO der rumänischen OMV-Beteiligung Petrom. Die Karrieremanagerin hat durchaus Außenseiterchancen, sollte es zu keiner Einigung kommen.
andrea.hodoschek
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