Schweizer Finanzexperte: „Bedeutung der Banken hat abgenommen“

Schweizer Finanzexperte: „Bedeutung der Banken hat abgenommen“
Die Schweizer Wirtschaft befindet sich in einem Strukturwandel. Die Mega-Bankenehe birgt noch viele Risiken.

Durch die überstürzte Bankenrettung habe das Image der Schweiz als sicherer Geldhafen „ordentliche Kratzer“ erlitten, meint Stefan Legge, Professor für Finanzwissenschaften an der Universität St. Gallen. Wichtige Anlegergruppen aus dem Ausland, etwa Saudi Arabien oder Katar hätten bereits Schlüsse daraus gezogen und ihr Geld woanders hin transferiert.

Wirtschaft anpassungsfähig

Grundsätzlich habe die Bedeutung der Banken für den Wirtschaftsstandort Schweiz in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen, weiß Legge. Das sei aber „nicht nur negativ“, denn andere Branchen konnten zuletzt an Bedeutung deutlich zulegen, etwa der IT-Sektor.

„Die Schweizer Wirtschaft macht einen Strukturwandel mit und ist da sehr anpassungsfähig“. Ein möglicher Abbau von Tausenden Stellen bei der UBS/Credit Suisse werde sich kaum auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz sei gering und auch im Versicherungssektor gebe es Tausende offene Stellen.

Klumpenrisiko

Auch wenn die Zwangsehe der Schweizer Großbanken eine Negativspirale im Finanzsystem vorerst verhindert hat, ausgestanden ist die Sache deshalb noch lange nicht. Immer mehr Experten warnen vor einem Klumpenrisiko durch das neue Banken-„Monster“, wie es die NZZ getauft hat.

Die UBS müsse in kleinere Einheiten aufgespalten werden, um ein solches Klumpenrisiko abzuwenden und das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, sagte am Freitag der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (DIW) Michael Hüther. „Andernfalls droht dem Land als Bankenplatz das Ende und damit die Aufnahme in die Europäische Währungsunion“, warnte Hüther. „Und das wäre ein Treppenwitz der europäischen Geschichte“, fügte er hinzu.

Nervöse Anleger

Der neue Schweizer Bankengigant ist auch global ein Riese: Die neue UBS kommt auf ein verwaltetes Vermögen von mehr als 3.100 Milliarden Euro und rund 120.000 Beschäftigten. Laut US-Analysten wird die UBS damit der zweitgrößte Verwalter privater Vermögen nach Morgan Stanley.

Die Nervosität der Anleger zeigte sich am Freitag, als weitere europäische Bankenwerte, vor allem die Deutsche Bank, an der Börse schwer unter die Räder kamen. Für Unruhe sorgte vor allem der rapide Anstieg der CDS – also die Preise für die Absicherung gegen Zahlungsausfälle von Bank-Anleihen.

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