Schweiz: Bald Strafzinsen für reiche Privatkunden?

Viele Institute hätten Angst, dass Einleger dann in Scharen ihr Geld abziehen.
EY-Umfrage: Immer mehr Regionalbanken denken über Negativzinsen ab einem gewissen Vermögen nach.

In der Schweiz denken immer mehr Regionalbanken über Negativzinsen für ihre Privatkunden nach. 60 Prozent der Kantonalbanken und 38 Prozent der Regionalbanken erwägen dies für reiche Kunden ab einem gewissen Vermögen oder für den Fall, dass die Notenbank die Negativzinsen ausweitet.

Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage der Beratungsgesellschaft EY bei 120 Führungskräften von Schweizer Banken hervor. Im Vorjahr hatten jeweils 80 Prozent dieser Institute einen solchen Schritt ausgeschlossen.

Angst, dass Kunden ihr Geld ganz abziehen

Ausländische Banken und Privatbanken sind derzeit jedoch weniger geneigt, ihre Kunden zur Kasse zu bitten. Viele Institute hätten Angst, dass Einleger dann in Scharen ihr Geld abziehen. Bisher haben daher nur wenige Banken Negativzinsen ab einem gewissen Vermögen angekündigt, etwa die PostFinance.

Warum Notenbank teils Strafzinsen kassiert

Schweiz: Bald Strafzinsen für reiche Privatkunden?
ARCHIV -- ZUR GELDPOLITISCHEN LAGEBEURTEILUNG DER SCHWEIZERISCHEN NATIONALBANK STELLEN WIR IHNEN AM DONNERSTAG, 19. SEPTEMBER 2013, FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG: Detailaufnahme des Haupteinganges der Schweizer Nationalbank, aufgenommen am 8. Januar 2003, Bern, Schweiz. (KEYSTONE/Gaetan Bally) : DIA]
Die Schweizerische Notenbank SNB kassiert bei Banken ab einer gewissen Untergrenze Strafzinsen von 0,75 Prozent auf bei ihr geparkte Guthaben. Damit will sie den Franken unattraktiv für Anleger machen und eine weitere wirtschaftsschädliche Aufwertung der Währung verhindern.

Gesinnungswandel

Die Experten von EY begründeten den Gesinnungswandel bei den kleineren Banken damit, dass viele Institute die seit Anfang 2015 bestehenden Negativzinsen nun nicht mehr über andere Kanäle kompensieren können. Zu Beginn etwa hätten viele Institute die Abgabe über höhere Kreditzinsen an die Kunden abgewälzt. Das funktioniere nicht mehr, weil Versicherungen und Pensionsfonds in das Geschäft vordringen und durch die steigende Konkurrenz die Kreditzinsen tief seien. Zudem waren anfangs noch nicht alle Banken von den Negativzinsen betroffen und hatten einen Teil ihrer Freibeträge an andere Institute abgegeben. "Doch diese Einmaleffekte sind weg", sagte EY-Partner Patrick Schwaller. "Negativzinsen sind Gift für die Banken."

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