2012 jubelte der damalige OMV-Chef Gerhard Roiss über den „größten Gasfund in der Geschichte der OMV“. Petrom hält mit der staatlichen Romgaz als Hälftepartner die Lizenzen für das Feld „Neptun Deep“. Längst schon könnte Gas aus dem Schwarzen Meer fließen, wenn die rumänische Politik nicht durch exorbitante Steuern die Förderung blockiert hätte und, ebenso wie Österreich, auf russisches Gas setzte.
Der Ukraine-Krieg und die Energiekrise in Europa haben sehr schnell zu einem Umdenken geführt. Jetzt läuft Rumänien alles viel zu langsam. Die Regierung beschloss rasch ein neues Offshore-Gesetz mit günstigen Steuersätzen und drängt OMV-Petrom, noch vor Jahresende 2022 zu entscheiden und die Investitions-Milliarden locker zu machen.
Iohannis bekräftigte am Montag die strategische Bedeutung von „Neptun Deep“ für Rumänien und forderte Stern & Co. auf, so bald wie möglich mit der Offshore-Ausbeutung zu beginnen, da das Gesetz günstig und bereits in Kraft sei.
OMV-Petrom will keine voreilige Entscheidung treffen. Man begrüße die Gesetzesänderung, aber es seien noch Klärungen mit den Behörden vorzunehmen, erklärte ein Sprecher gegenüber dem KURIER. Wenn diese erfolgt seien, „erwarten wir eine endgültige Investitionsentscheidung bis Mitte 2023“.
Das bedeutet, dass 2027 das erste Gas fließen kann. OMV Petrom und Romgaz würden je zwei Milliarden Euro investieren. In „Neptun Deep“ lagern Reserven von insgesamt rund 100 Milliarden Kubikmeter Gas, die Plateau Produktion (Höchstmenge) wird auf 70.000 Barrel Öl-Äquivalent pro Tag allein für OMV Petrom geschätzt. Zum Vergleich: Der Erdgasverbrauch in Österreich belief sich 2021 auf neun Milliarden Kubikmeter.
Stern, auch Aufsichtsratspräsident der Petrom, hat dem Projekt in der Langfrist-Strategie der OMV Priorität zugeordnet. Die Beteiligung an Petrom will die OMV behalten. Rechte Politiker in Rumänien aber fordern eine Reverstaatlichung der Petrom, eine der Cash-Cows des OMV-Konzerns. Der rumänische Staat hält heute noch 20 Prozent.
In der aktuellen Krise könnte das Schwarzmeer-Gas noch nicht nach Österreich fließen, erst mittelfristig. Neben dem Aufbau der Förderung bräuchte es Pipelines. Weshalb wieder Diskussionen über die BRUA-Pipeline laut werden, die Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich mit dem Schwarzen Meer hätte verbinden sollen.
Entwickelt, um Europas Abhängigkeit von russischem Gas zu verhindern, begann der staatliche rumänische Gaspipeline-Betreiber Transgaz 2018 mit den Bauarbeiten. Damals schon hätte die Investitionsentscheidung über „Neptun Deep“ fallen sollen, Partner der OMV war ExxonMobil. Die Amerikaner verkauften ihren Anteil später um eine Milliarde Dollar an Romgaz. Die EU förderte die BRUA-Pipeline mit 430 Millionen Euro, doch der Bau wurde bald eingestellt und erreichte weder das Schwarze Meer noch die Nachbarländer.
Rumänien ist eng mit dem Gasnetz Ungarns verknüpft, von wo eine Pipeline nach Baumgarten führt. Deren Kapazitäten müssten für Neptun-Gas jedoch verstärkt werden.
Die Beliebtheitswerte Österreichs in Rumänien sind seit dem Schengen-Veto von ÖVP-Innenminister Gerhard Karner noch weiter gesunken. In rumänischen Medien wird auch über einen Zusammenhang mit dem Besuch von Stern und einer Reverstaatlichung von Petrom spekuliert – was freilich absurd ist.
andrea.hodoschek
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