Schwacher Euro, starke Geschäfte
Ein schwacher Euro macht Exporte billiger. Europäische Produkte und Dienstleistungen werden damit in weiten Teilen Amerikas und Asiens konkurrenzfähiger. Derzeit kostet ein Euro 1,04 Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr sind das fast 12 Prozent weniger, woraus sich für die Unternehmen zusätzliche Vorsteuergewinne ergeben. In Deutschland werden die 40 größten börsenotierten Konzerne laut Handelsblatt durch das Euro-Dollar-Kursverhältnis eine Milliarde Euro mehr einnehmen als im vergangenen Jahr. Der KURIER hat sich bei heimischen börsenotierten Unternehmen umgehört.
- Schoeller Bleckmann Oilfield
Der Ölfeldausrüster SBO zählt derzeit zu den Profiteuren des schwachen Euro. „Da der Großteil der Aufträge von SBO in US-Dollar verrechnet wird, wirkt sich ein schwächerer Euro vorteilhaft auf Umsatz und Gewinn aus“, sagt SBO-Chef Gerald Grohmann. Auch Krisen wie der Krieg in der Ukraine können SBO nichts anhaben, im Gegenteil, das Unternehmen zählt zu den Profiteuren. Der hohe Öl- und Gaspreis, die unsichere Versorgungslage und der Wunsch nach Unabhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen haben die Aktivitäten auf den Märkten deutlich verstärkt.
„Die steigende Öl- und Gasproduktion in anderen Regionen und damit verbundene Investitionen in Exploration und Produktion haben die globale Nachfrage nach SBO-Produkten deutlich angekurbelt“, sagt Grohmann. Die hohen Energiepreise jucken SBO ebenfalls wenig.
- FACC
Ähnlich geht es FACC. „Als Luftfahrtunternehmen wickeln wir unsere Geschäfte seit Jahrzehnten in Dollar ab und kaufen auch die benötigten Rohstoffe am internationalen Markt in Dollar zu“, sagt FACC-Vorstandschef Robert Machtlinger. Im Produktverkauf habe FACC eine Exportquote von 100 Prozent und profitiere derzeit von einer starken amerikanischen Leitwährung. Der Mitte Februar entfachte Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Ereignisse haben für die FACC direkt geringe Auswirkungen, weder bezüglich Lieferketten noch Absatz. Die Inflation und die Energieversorgungsfrage beschäftigen FACC aber sehr wohl erheblich. Auch die steigenden Energiekosten sind eine Herausforderung. „Hier sehen wir eine enorme Bedrohung für den Industriestandort und die Gesellschaft generell.“
- AT&S
Der Leiterplattenhersteller profitiert vom schwachen Euro, weil ein Großteil des Geschäftes in US-Dollar abgewickelt wird. Die aktuell vorteilhafte Währungssituation war neben der geringer als erwarteten negativen Effekte aus dem Covid-Lockdown in Shanghai wesentlicher Grund, warum der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr vor einigen Tagen nach oben angepasst wurde, hieß es aus dem Unternehmen.
- AMAG
Auch beim Aluminiumkonzern Amag aus Ranshofen spielt der niedrige Euro eine positive Rolle. „Wir machen Geschäfte in Euro und in US-Dollar. Bei Geschäften in Dollar hilft uns die Währungsrelation“, sagt AMAG-Sprecher Leopold Pöcksteiner. „Haben wir den Umsatz in US-Dollar und die Kosten in Euro, haben wir umso mehr Vorteile, je mehr der Dollar raufgeht.“ Die Wettbewerber von Amag in Asien und Amerika produzieren zwar weit günstiger, das könne aber durch diese Währungsdifferenz abfedern werden. Außerdem sichert die AMAG das Währungsrisiko bei größeren Aufträgen mittels Hedging ab.
Indes ist der Konzern mit einem Verbrauch von 500 Gigawattstunden Gas und 250 Gigawattstunden Strom einer der größten Energieverbraucher in Österreich. „Wir sind voll abhängig vom Erdgas, wenn es abgedreht wird, dann stehen wir und es ist der Ofen aus“, sagt Pöcksteiner. „Wir können gewisse Prozessschritte nur mit Gas bestreiten, vor allem bei der Flüssigphase, wo wir Material einschmelzen, haben wir keine anderen Optionen.“
- Andritz
Vonseiten der Andritz heißt es, dass sich aus den aktuellen Entwicklungen der Währungskurse unmittelbar keine besonderen Vor- oder Nachteile ergeben, „zumal wir es auch – typisch für unser Geschäft – mit sehr langfristigen Projekten zu tun haben“, so ein Sprecher.
- Wienerberger
Der börsennotierte Ziegelkonzern hat seine Fabriken in zahlreichen Ländern, die Umsätze werden in den lokalen Währungen generiert. Das ist währungsmäßig eine neutrale Geschichte. „Wo wir aber profitieren ist im Nordamerikageschäft, das wir im Vorjahr durch eine Übernahme ausgebaut haben“, sagt Marco Reiter von Wienerberger. „13 Prozent vom Konzernumsatz 2021 in Höhe von vier Milliarden Euro sind auf die Nordamerika-Aktivitäten in US-Dollar zurückzuführen. Wenn wir das in den Konzernabschluss einbeziehen, den wir in Euro aufstellen, haben wir einen Vorteil.“
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