Millionenpleite eines Start-ups für High-Tech-Zahnbürsten

Millionenpleite eines Start-ups für High-Tech-Zahnbürsten
Tausende Kunden bangen um ihre Anzahlungen auf Bestellungen, sie bangen um zumindest um 3,65 Millionen Euro. Es geht auch um Betrugsverdacht.

„Da von Anfang an klar war, dass hohe Anlauf- und Produktionskosten erforderlich sein würden, wurde das zunächst erforderliche Kapital überwiegend im Wege des ‚Crowdfunding‘ aufgebracht“, heißt es im Insolvenzantrag des Start-up-Unternehmens Amabrush. „Unterstützer zahlen an den Projektinitiator kleine bis mittlere Geldbeträge. Falls das Projekt Erfolg hat, erhalten sie im Gegenzug eine Belohnung in Form des entwickelten Produkts.“

Nun ist nicht nur der Erfolg ausgeblieben, sondern auch der schlimmste Fall eingetreten. Die im Herbst 2017 von Marvin Musialek gegründete Firma Amabrush GmbH, die eine Zehn-Sekunden-Zahnbürste entwickelte, ist in die Pleite geschlittert. Das Insolvenzverfahren ist laut KSV1870 und Creditreform am Donnerstag eröffnet worden.

Ursprünglich haben 37.000 Investoren dem Unternehmen via Crowdinvesting mehrere Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Nur 524.000 Euro verwertbares Vermögen

Dazu kommen noch 18.000 Kunden, die diese Zahnbürsten über den Webshop bestellt haben; davon sollen rund 7300 Kunden noch keine Zahnbürste erhalten haben. Sie bangen um 1,09 Millionen Euro. Die aktuellen Anzahlungen auf Bestellungen werden mit 3,65 Millionen Euro beziffert.

Der Schuldenberg wird insgesamt mit 4,56 Millionen Euro beziffert, das verwertbare Vermögen mit lediglich 524.200 Euro.

Amabrush will seinen Gläubigern nun eine Insolvenzquote in Höhe von 20 Prozent anbieten, die innerhalb von zwei Jahren bezahlt werden soll. Die Pleiteursachen sind vielfältig. Der Zahnbürstenentwickler ist de facto über mutmaßliche Managementfehler gestolpert.

Lieferprobleme

ungeplant hohe Kosten

So hat Amabrush eine österreichische Firma als Lieferant und deren chinesischen Zulieferer als Hersteller engagiert. Dabei soll sich aber herausgestellt haben, dass diese Firmen die „versprochenen Leistungen nicht erbringen können“.

„Für einen Bestandteil der Zahnbürste war der Sublieferant zu wechseln, weil sich der ausgewählte Lieferant als gänzlich ungeeignet erwies“, heißt es im Konkursantrag weiter. Die Folge sollen „ungeplant hohe Kosten“ und „mehrmonatige Verzögerungen“ bei der Auslieferung gewesen sein. Amabrush räumt weitere Fehler ein.

„Die Erwartungen der Kunden waren groß, das Produkt konnte sie leider nicht erfüllen“, schreibt Musialek an der Konkursgericht Wien. „Wegen der erheblichen Lieferverzögerungen verlor Amabrush einen Gutteil des Vertrauens seiner Kunden.“

Eine Strafanzeige

Doch auch die mediale Berichterstattung soll für das Unternehmen verheerend gewesen sein. Der Jetzt-Politiker und Konsumentenschützer Peter Kolba hat nicht nur 1200 Beschwerden von Amabrush-Kunden gesammelt, sondern auch eine Strafanzeige wegen des Verdachts des Betruges gegen die Firma erstattet. Die Vorwürfe werden als „vollkommen haltlos“ zurückgewiesen.

Fakt ist: Viele Kunden waren mit der Zahnbürste in seiner ersten Version gar nicht zufrieden. So startete Musialek Anfang 2019 die Entwicklung einer zweiten Version, die ab April ausgeliefert wurde. Doch auch die neue Zahnbürste kam bei den Kunden zum Teil nicht gut an. Bis Ende Mai 2019 will das Unternehmen insgesamt 29.000 Zahnbürsten vertrieben haben.

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