Schluss mit Wegwerfen: EU sorgt für „Recht auf Reparatur“

Mehr reparieren statt entsorgen: EU-Kommission will die gesetzlichen Voraussetzungen dafür schaffen
Neuer Plan der EU-Kommission: Verbraucher sollen gestärkt, Müllberge verkleinert werden - und Handys länger leben

Man kennt das: Die wenige Jahre alte Waschmaschine streikt. Die Garantie ist abgelaufen, die Reparatur kommt fast teurer als ein neues Gerät, aber Ersatzteile gibt es für dieses Modell sowieso keine mehr. Fazit: Entsorgen, neue Maschine kaufen.

Genau das soll sich ab nächstem Jahr ändern, wenn der am Mittwoch in Brüssel angenommene neue Plan der EU-Kommission in konkrete Gesetze gegossen wird. Reparieren statt wegwerfen, recyceln statt entsorgen, lautet das Leitmotiv, das sich durch den „Plan für die Kreislaufwirtschaft“ zieht.

Dahinter steht ein Paradigmenwechsel für das europäische Wirtschaftssystem, sagt EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius: „Die lineare Wachstumsgesellschaft hat ihr Ende erreicht.“

Sollen nicht ständig neue Ressourcen benötigt und die Umwelt damit noch stärker belastet werden, müssen die vorhandenen Ressourcen besser genutzt werden. Derzeit werden in der EU nur 12 Prozent aller Materialien wieder verwertet.

Viel zu wenig, wie die EU-Kommission findet und neue Vorgaben auf den Tisch legt: Künftig müssen alle Produkte länger halten, möglichst abermals verwendet und repariert werden können. Ersatzteile etwa für Kühlschränke oder Waschmaschinen sollen bis zu zehn Jahre erhaltbar sein, ihre Lieferung muss binnen zwei Wochen erfolgen. Die Vernichtung von unverkauften, nicht verderblichen Waren wird überhaupt verboten.

Schluss mit Wegwerfen: EU sorgt für „Recht auf Reparatur“

Wachsende Müllberge: Allein der Elektromüll wächst jährlich in der EU um zwei Prozent

Handys leben länger

Was die europäischen Konsumenten besonders freuen dürfte: Erstmals wird es ein „Recht auf Reparatur“ geben. Es soll besonders für Haushaltsgeräte, aber auch für Handys, Tablets und Computer gelten. Monique Goyens, Direktorin des europäischen Verbraucherverbandes BEUC ist zufrieden: „Verbraucher werden langlebigere Produkte erhalten, und die Umwelt wird weniger belastet. Immer wieder hören wir die Beschwerden, dass Kaffeemaschinen und Mobiltelefone zu früh kaputt gehen. Deshalb ist es höchste Zeit, dass solche Produkte leichter und zu vernünftigen Kosten repariert werden können.“Ziel des Aktionsplans zur Kreislaufwirtschaft ist es auch, die Müllberge zu verkleinern: Fast 500 Kilogramm Müll kommen jährlich auf jeden Europäer. Rechnet man den Abfall aus Industrie und Wirtschaft dazu, wachsen die Abfallberge auf 2,5 Milliarden Tonnen.

Schluss mit Wegwerfen: EU sorgt für „Recht auf Reparatur“

"Recht auf Reparatur"

Neue Regeln werden deshalb nicht nur für Verpackungen gelten. Immerhin 173 kg Verpackungsmüll hat jeder EU-Bürger zu verantworten. Auch die Textilwirtschaft hat die Kommission im Auge: Derzeit wird nur ein Hundertstel aller Textilien wiederverwertet. Und besonders die Bauwirtschaft wird verpflichtet, viel öfter alte Baumaterialien wieder zu verwenden. Ein Drittel des europäischen Mülls entfällt auf den Bausektor.

Einheitliche Ladekabel

Weiters auf dem Plan der Kommission – die Pflicht zu einem einheitlichen Ladekabel für Handys, Tablets und Laptops. Diese Forderung ist nicht gerade neu. Mit ihrem „Green Deal“ im Rücken aber sieht man sich in Brüssel in der Lage, das Vorhaben durchzusetzen. Das hätte den Vorteil, so Kommissar Sinkevicius, „dass nicht bei jedem Neukauf ein Ladeteil mitgeliefert werden muss“.

Noch ist der ehrgeizige Plan der Kommission nicht in trockenen Tüchern. Das EU-Parlament und europäische Regierungen müssen zustimmen.

Kommentare