An welchen konkreten Projekten wird beispielsweise gearbeitet?
Nur einige Beispiele: In Salzburg gibt es unter anderem gerade eine bereits umgesetzte Agri-PV-Anlage und weitere sind am Plan. Bei einem Wasserkraftprojekt bereiten wir gerade die Umweltverträglichkeitsprüfung vor. Ein Windkraftprojekt wurde gerade für die UVP eingereicht. In Deutschland beteiligen wir uns an einem Windparkprojekt, das wirtschaftlich attraktiv ist und uns Strom zu unterschiedlichen Zeiten als in Salzburg liefert.
Wie stark ist die Salzburg AG im Wärmebereich von Gas abhängig und wie beurteilen Sie die Versorgungslage?
Die Fernwärme hat fossile Anteile, das ist kein Geheimnis. Aber die Dekarbonisierung ist eine unserer strategischen Ambitionen, etwa mit einem neuen Biomassekraftwerk. Es gibt auch neue Pläne, die Abwärme eines Industriebetriebes zu nutzen. Bei Gas profitieren wir von hohen Speichervolumina. Die Speicher sind zu 90 Prozent gefüllt. Wir kaufen Gas aus nicht-russischen Quellen und haben Transportkapazitäten gebucht. Damit fühlen wir uns so sicher, wie wir es sein können in Anbetracht der geopolitischen Entwicklungen, auf die wir keinen Einfluss haben.
Die Salzburg AG unterstützt Privatpersonen bei der Installation von PV-Anlagen und Energiegemeinschaften. Wie profitiert Ihr Unternehmen davon?
Wir sehen das sehr positiv. Durch den Umbau des Energiesystems werden wir so viel Strom brauchen, dass wir uns eher den Gedanken machen müssen, wie wir den Bedarf bedienen können. Wir plädieren dafür, dass Anlagen so dimensioniert sind, dass der Eigenverbrauch möglichst hoch ist. Die Plattform für Energiegemeinschaften sehen wir als Innovation. Wir wollen nicht auf dem Geschäftsmodell für Energieversorger der letzten 150 Jahre stehen bleiben. Wenn sich der Markt entwickelt, müssen wir in Bereichen, wo wir können und dürfen, dabei sein.
Wie gut kommt die Strominfrastruktur in Salzburg mit der Energiewende zurecht?
Es ist uns gelungen, dass wir noch keinen Kunden, der einen Zugang für eine PV-Anlage beantragt hat, ablehnen mussten. Die Energiewende ist kein Spaziergang, wir investieren viel, damit das so bleibt.
Wie sehr beschäftigt Sie das Thema Energiespeicherung?
Sehr. Wir haben bereits Wärmespeicher im Betrieb, bei denen Power-to-Heat-Anlagen überschüssigen Strom in Wärme umwandeln. Und wir haben Ladestationen mit Puffer-Akkus im Probebetrieb. Wir haben jahrelang aus der Politik gehört: 'Die Sonne schickt keine Rechnung', aber die Kosten stecken im Netz und im Energiesystem. Das auszubauen und ausreichend Flexibilität zu schaffen, ist die Masterclass der Energiewende.
Wie ausgelastet sind die Ladestationen der Salzburg AG und wie beurteilen Sie die zuletzt gesunkenen Zulassungszahlen von E-Autos?
Wir haben 1.500 Ladepunkte, bei der Nutzung gibt es ein deutliches Wachstum. Wenn über neue Technologien geredet wird, kommt selten die Kundschaft vor. Menschen sind dabei, wenn sie den Nutzen dahinter verstehen. Damit stehen und fallen Projekte. Ich sehe das bei meiner eigenen Familie. Ein einfaches Beispiel: Es herrschte Skepsis, wie man mit E-Auto und zwei kleinen Kindern in Urlaub fährt. Aber das funktioniert. Mit Kindern muss man sowieso Pausen machen. In der Zeit ist das E-Auto geladen.
Smart-Meter-Daten können von Netzbetreibern noch nicht in vollem Umfang verwendet werden. Wie sehr profitieren Kunden davon?
Bei der Smart-Meter-Abdeckung stehen wir bei über 99 Prozent. Aber die Bedürfnisse müssen sich daran otientieren, was Kunden brauchen. Bei vielen Vorgängen zieht man bürokratische Hürden ein, die nicht notwendig wären. Im geplanten Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) ist etwa eine verpflichtende monatliche Abrechnung für Smart-Meter-Nutzer vorgesehen. Es ist wahnsinnig kompliziert, das System umzustellen und bringt dem Kunden nur einen geringen Nutzen. Warum kann der Kunde die Abrechnung nicht so erhalten, wie er sie möchte? Wer es will, auch monatlich. Viel wichtiger ist es, die Abrechnung für die Kunden einfacher und verständlicher zu machen. Ich würde mir da in den Regularien mehr Offenheit wünschen.
Die Salzburg AG fördert eine Reihe von Start-ups. Wie kann man ihre Tätigkeiten für das Kerngeschäft nutzen?
Wir haben Corporate Start-ups, die im Haus gebildet werden, ein Corporate-Ventures-Programm und kaufen Anteile an innovativen Start-ups, wie etwa beim Münchener Start-up Zählerfreunde, in die wir Risikokapital stecken. Wir wollen hier Synergien nutzen. Generell dreht sich dabei alles um die Energiezukunft, etwa wie Betriebe ihre Lieferkette dekarbonisieren oder wie Haushalte Energie sparen können. Was damit einhergeht ist ein Effekt auf die Firmenkultur. Mit Start-ups wollen wir eine wechselseitige Befruchtung erreichen. Wir integrieren sie nicht, sondern wollen einen guten Austausch mit ihnen.
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