Rumänien: Blutsauger sind nicht gern gesehen

Trotz Skepsis gegenüber Investoren: 76 Prozent der Österreicher beurteilen Wirtschaftslage positiv.

Die Volksbanken AG, Baumax, Billa: Einige österreichische Unternehmen haben in den vergangenen Jahren den Rückzug aus Rumänien angetreten. Die größte Bank im Land, die Banca Comerciala Romana (BCR), machte ihrer Eigentümerin Erste Group mit hohen Wertberichtigungen zu schaffen. Und Versicherer wie VIG oder Uniqa hatten gegen aggressives Preisdumping lokaler Rivalen zu kämpfen, die hart am Rande der Illegalität agierten.

100.000 Beschäftigte

Außer Spesen nix gewesen? "Der Eindruck, dass Investoren nur Geld versenkt haben, stimmt definitiv nicht", zog Rudolf Lukavsky ein Resümee nach sieben Jahren als Wirtschaftsdelegierter in Bukarest. Die Krise habe jedoch zu einer Bereinigung geführt.Viele, die vor der Krise gut verdienten, täten das mehr denn je, sagte er zu Journalisten in Wien. Insgesamt beschäftigen die 7000 Betriebe mit Österreich-Konnex rund 100.000 Personen.

Den Spitzenrang unter den Auslandsinvestoren gab Österreich 2009 an die Niederlande ab. Verglichen mit dem Rekordwert von 11,4 Mrd. Euro (2013) steckt nun weniger österreichisches Geld im Land – wegen der erwähnten Abgänge zuletzt 9,7 Mrd. Euro. Es gibt aber neue Projekte: Eine Gruppe rund um A-Heat eröffnete die um 50 Mio. Euro neu errichtete Therme Bukarest. Hirsch Porozell gab jüngst die Übernahme eines Dämmstofffabrikanten in Temeswar bekannt.

Sehr positive Aussichten

Laut einer Umfrage sehen 76 Prozent der 124 befragten österreichischen Firmen ihre wirtschaftliche Lage positiv. Drei Viertel planen neue Investitionen. Sie müssen sich aber auf selbstbewusste lokale Rivalen einstellen – und auf ihr Image achten: Investoren werden geschätzt, aber kritischer durchleuchtet.

So sorgte der Jobkahlschlag der OMV bei der Sanierung des Öl- und Gaskonzerns Petrom für viel böses Blut. Nationalistische Stimmen behaupten, es sei zu billig privatisiert worden. "Faire Beobachter sehen aber, dass Petrom bankrott war und sich jetzt gegen internationale Konkurrenz behauptet", sagt Lukavsky. Negativschlagzeilen kennt auch der Holzkonzern Schweighofer nur zu gut – ihn bezichtigten NGOs illegaler Schlägerungen. "Die Abholzung der Wälder ist ein Problem, wird aber stark überzeichnet", sagt der Wirtschaftsdelegierte.

Nationalismen und Populismus hin oder her: Die Mitgliedschaft in der EU sei quer über alle Parteien sakrosankt, sagt Lukavsky. Aktuell führt eine unabhängige Expertenregierung unter Ex-EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos die Geschäfte. Im November 2016 wird wieder gewählt.

Lehre für Rumänen

Die Wirtschaft wächst kräftig, heuer werden 4,2 Prozent Plus erwartet. Der Wohlstand ist aber extrem ungleich verteilt: Der arme Nordosten erwirtschaftet pro Kopf nicht einmal ein Drittel des EU-Durchschnitts, in der Region Bukarest ist es das 1,3-Fache. Viele Rumänen suchen das Weite: Vier Millionen leben im Ausland, wegen der Sprachverwandtschaft vor allem in Italien und Spanien. An gut ausgebildeten Fachkräften herrscht ein Mangel. Die österreichische Vertretung hat 2015 mit sieben Handelsbetrieben (darunter C&A, Humanic, Deichmann, Kika, Billa, Hervis) ein Lehrlings- und Berufsschulprojekt gestartet. Heuer ist ein weiteres für Metallarbeiter geplant.

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