Rettungsplan für französische Automobilindustrie

Macron nach Wahlniederlage geschwächt
Renault soll sich an der deutsch-französischer Allianz zur Batteriefertigung anschließen.

Nach einem dramatischen Absatzeinbruch wegen der Coronakrise will Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron die heimische Autobranche verstärkt unterstützen. "Sie ist ein Teil unserer Wirtschaft, das sind tausende Arbeitsplätze", teilte der Präsident via Twitter mit.

Der 42-Jährige kam am Dienstag mit Branchenvertretern im Elyseepalast zusammen, wie Kreise des Präsidialamts bestätigten. Am Nachmittag stand ein Besuch beim Zulieferer Valeo im nordfranzösischen Etaples auf dem Programm. Macron wollte sich von dort aus zu dem Branchenplan äußern.

Kaufprämien

"Unsere Unterstützung wird massiv ausgeweitet werden", kündigte der Staatschef an. Im Gespräch sind Medienberichten zufolge verstärkte staatliche Kaufanreize für neue Autos. Laut Tageszeitung "Le Parisien" soll beispielsweise die Hilfe für E-Autos von bisher 6.000 Euro auf bis zu 8.000 Euro steigen. Auch in anderen europäischen Ländern wird über zusätzliche Kaufprämien für Autos debattiert.

Die Regierung in Paris steht unter Handlungsdruck. Die Branche beschäftigt im Land rund 400.000 Menschen. Der französische Automarkt war im April wegen der Coronakrise und der strengen Ausgangsbeschränkungen um knapp 90 Prozent eingebrochen. Es wird mit einer nur langsamen Erholung gerechnet.

Sorgenfall Renault

Der Hersteller Renault braucht einen staatlich garantierten Kredit von fünf Milliarden Euro. Es wird erwartet, dass der Autobauer noch in dieser Woche einen milliardenschweren Sparplan präsentiert, der laut Medien auch Werksschließungen umfassen dürfte. Renault hat sich bisher noch nicht dazu geäußert. Ein wichtiger Hersteller ist in Frankreich auch der PSA-Konzern, Mutter des deutschen Autobauers Opel, der auch in Wien ein Werk unterhält.

Renault ist laut Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire in einer schweren Krise. "Renault kämpft um sein Überleben", hatte der mächtige Ressortchef unlängst in einem Interview gesagt. Am Mittwoch wollen sich Spitzenvertreter der Autoallianz, zu der außer Renault auch die japanischen Hersteller Nissan und Mitsubishi zählen, zur zukünftigen Zusammenarbeit äußern. Das Autobündnis war nach dem Fall von Topmanager Carlos Ghosn in eine schwere Krise geraten. Ghosn war Ende 2018 wegen Vorwürfen in Japan festgenommen worden und später unter dubiosen Umständen in den Libanon geflohen. Die Allianz lag nach früheren Angaben beim Absatz 2019 mit rund zehn Millionen Autos weltweit hinter den Branchenriesen VW und Toyota.

Wie in Japan im Vorfeld verlautete, wollen die drei Konzerne die Idee einer Fusion begraben und sich stattdessen darauf konzentrieren, die Allianz wieder auf Vordermann zu bringen. Auch Nissan geht es nicht gut - am Donnerstag wird der Konzern seine Jahresbilanz vorlegen, und die dürfte düster aussehen. Nissan hatte zuletzt wegen schwacher Verkäufe erstmals seit elf Jahren einen Quartalsverlust eingefahren und bereits im vergangenen Sommer mitgeteilt, 12.500 der rund 140.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Nach einem unbestätigten japanischen Medienbericht erwägt Nissan nun, sogar 20.000 Jobs zu streichen. Das Unternehmen trug lange erheblich zu den Gewinnen von Renault bei. Renault schrieb bereits 2019 rote Zahlen.

Europäische Batteriefertigung

Die Pariser Regierung drängt darauf, dass sich Renault der deutsch-französischen Allianz zur Batteriefertigung anschließt. Die europäischen Kernländer wollen sich damit unabhängiger machen von Lieferanten aus Asien. Ein Unternehmensverbund umfasst PSA, Opel und Saft - dies ist ein Tochterunternehmen des französischen Energiegiganten Total.

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