Republik lockt Sparer: Je kürzer die Laufzeit, desto höher die Zinsen

OeBFA-Chef Markus Stix, Finanzminister Magnus Brunner (re.)
Bundesschatz.at mit fixen Zinsen gestartet. Ab 100 Euro sind Anleger über ID Austria dabei. Wie hoch die Verzinsung ist und was sonst noch zu beachten ist.

Finanzminister Magnus Brunner und der Chef der Bundesfinanzierungsagentur, Markus Stix, haben am Montag die neuen Bundesschätze für Privatanleger aus der Taufe gehoben. Fünf verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Laufzeiten stehen zur Verfügung. Sie ähneln Kapitalsparbüchern, bei denen Geld für einen bestimmten Zeitraum gebunden wird und man dafür höhere Zinsen als für "täglich fällig" bekommt.  

"Wettbewerb belebt, das sehen auch die Banken so", sagte Brunner vor Journalisten und lobte das von ihm initiierte Produkt über den grünen Klee. Auch Stix sprach von Österreichs "sicherster Geldanlage", weil nicht eine einzelne Bank bzw. die Einlagensicherung bis 100.000 Euro dahinter stehe, sondern die Republik Österreich mit ihrem gesamten Vermögen. Anders als bei einem Sparkonto auf der Bank ist der Bundesschatz völlig kostenlos und ohne Gebühren für ein Wertpapierdepot ab 100 Euro zu haben. Es gibt kein Einzahlungslimit, die einzige Voraussetzung ist eine ID-Austria-Vollfunktion, mit der man das Konto eröffnet und spätere auch alle Transaktionen (z.B. weitere Einzahlungen) vornimmt.

Den Bundesschatz kauft man direkt über die neue, am Montag frei geschaltete Website bundesschatz.at. Es gibt drei klassische Bundesschätze mit Laufzeiten zu einem Monat, 12 Monaten und 10 Jahren. Und zusätzlich zwei "grüne" Bundesschätze mit Laufzeiten von 6 Monaten und vier Jahren. 

Bei Letzteren ist das eingenommene Geld zweckgebunden. Das heißt, die Republik investiert damit in grüne Projekte vom Schienenausbau, über den Ausbau erneuerbarer Energie bis hin zu E-Ladestationen und ähnlichem. Brunner und Stix betonten mehrmals, dass sich Private auf diesem Weg an der grünen Transformation der Wirtschaft beteiligen könnten und wie wichtig dies sei, weil sie der Staat alleine nicht finanzieren könne.

Weil die Finanzmärkte seit längerem Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) erwarten, sieht man derzeit eine inverse Zinskurve, wie die Fachleute sagen. Das bedeutet für Anleger beim Bundesschatz: Wählt man eine kürzere Laufzeit, bekommt man (noch) die aktuell höheren Zinsen. Das kann sich ändern, sobal die EZB die Zinsen tatsächlich senkt. In der Praxis bedeutet dies: Wer einen klassischen Bundesschatz 

  • mit Laufzeit 1 Monat kauft, bekommt fix 3,5 % Zinsen
  • bei 12 Monaten sind es noch 3,0 %,
  • bei 10 Jahren bekommt man 2,5 Prozent Zinsen. Diese aber fix, auch wenn die Leitzinsen dann schon viel niedriger sein sollten.

Ähnlich sehen auch die Zinsen bei den beiden "grünen" Bundesschätzen aus. Bei einer Laufzeit von 

  • 6 Monaten winken 3,25 % an Zinsen,
  • bei 4 Jahren zahlt die Republik noch 2,75 %.

Eine Anlegerstrategie könnte es zur Zeit daher sein, jeden Monat für einen bestimmten Betrag die momentan höchsten Zinsen von 3,5 Prozent zu lukrieren. Man muss dabei nur beachten, dass die Zinsen durch die EZB irgendwann wieder gesenkt werden, und daher auch die Zinsen vom Bundesschatz wie auch bei den Sparprodukten der Banken wieder sinken werden. Dann setzt man entweder wieder auf längere Laufzeiten oder überhaupt auf ganz andere Produkte - wie Aktien oder Anleihen.

Brunner hätte die neuen Bundesschätze auch gerne mit dem von ihm propagierten "Vorsorgedepot" verknüpft, bei dem die Grünen aber bisher nicht mitspielen. Brunners Idee: Wer Geld für längere als 10 Jahre veranlagt, kann das Ersparte dann ohne Kapitalertragssteuer entnehmen. Beim Bundesschatz ist das ebenso wie bei allen anderen Wertpapieren politisch bisher nicht gelungen, was bedeutet, dass vom Kapital plus Zinsen am Ende die KESt abgezogen wird.

Kritik kommt vom Pensionistenverband. Auch der neu aufgelegte Bundesschatz, die Spar- bzw. Anlagemöglichkeit der Republik Österreich, ist ausschließlich online möglich. Für den Präsidenten des Pensionistenverbandes Österreichs, Peter Kostelka, eine weitere Diskriminierung von Menschen, die nicht über ein Smartphone verfügen auf dem die App ‚Digitales Amt‘ installiert werden kann. Nach dem Handwerkerbonus, dem Reparaturbonus und den Förderungen für den Heizungstausch setze die Bundesregierung damit ihre diskriminierende Politik gegenüber Menschen ohne Internetzugang bzw. ohne Smartphone fort.

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