Die Casinos Austria werden am Donnerstag zwei ganz besondere Gäste in ihrer Loge begrüßen. Der tschechische Milliardär Karel Komárekund seine Ehefrau Stepanka besuchen erstmals den Opernball. Dabei geht es um mehr als belanglosen Smalltalk und fröhliches Gewalze. Der Auftritt darf durchaus als Signal gesehen werden.
Neuer Herr
Komárek ist in Österreich am Ziel. Er ist der neue Herrscher über den heimischen Glücksspielkonzern, an dem die Staatsholding ein Drittel hält. Die Sazka Group, die zu Komáreks Mischkonzern KKCG gehört, hat den langen, erbitterten Kampf um die Casinos gewonnen. Weil Novomatic-Gründer Johann F. Graf genervt von der Casinos-Affäre aussteigt und seine 17 Prozent verkauft.
Die Staatsholding ÖBAG könnte gegenüber Novomatic ihr anteiliges Vorkaufsrecht auf knapp sechs Prozent der Casinos-Aktien ausüben. Das würde aber nur den Preis hinauftreiben, Sazka verärgern und nichts bringen. Eine Mehrheit schafft die Republik ohnehin nicht. Die gewieften Tschechen (derzeit 38 Prozent) haben längst mit einem weiteren Aktionär, dem Bankhaus Schelhammer & Schattera, einen Vertrag über gemeinsames Abstimmungsverhalten. Komárek muss sich jetzt nur noch einige Monate gedulden, bis er seinen Deal formal closen kann.
Wie die Karten stehen, wird die Staatsholding ihren Anteil nicht aufstocken. Stattdessen wird derzeit intensiv mit Sazka über einen Syndikatsvertrag verhandelt. Solche Abkommen hat der Staat bereits mit den ausländischen Großaktionären von Telekom Austria und OMV.
Zores vermeiden
Der Vertrag für die Casinos soll allerdings mehr Substanz haben als jener für die Telekom. Dabei hatte die Staatsholding nicht gerade glücklich agiert. Mit dem Mehrheitsaktionär, dem America-Movil-Konzern des Milliardärs Carlos Slim, gibt es seit Beginn an Zores.
In Sachen Casinos sind beide Seiten guten Willens. Wie man hört, verlaufen die Gespräche positiv. Sazka drängt auf einen baldigen Abschluss, zeigt sich kompromissbereiter als die Mexikaner und ist offenbar zu weit reichenden Zugeständnissen bereit. Der Deal könnte in wenigen Wochen stehen.
Zugeständnisse
Unter den 3.400 Mitarbeitern, darunter 2.500 in Österreich, geht die Angst um, Sazka sei nur an der Cash-Cow Lotto interessiert, nicht aber an den zwölf Inlands-Casinos. Sind die Tschechen doch international primär im ertragreicheren Lotterien-Geschäft engagiert. Sazka ist jedoch angeblich bereit, eine Standortgarantie nicht nur für das Headquarter der Casinos-Gruppe in Wien abzugeben, sondern für alle Betriebe. Ebenso verspricht man, Bereiche nicht ins Ausland auszulagern.
Auch zu einer Job-Garantie soll sich Sazka verpflichten. Vermutlich werden kleinere Restrukturierungen notwendig sein, doch ein größerer Abbau von Arbeitsplätzen soll vertraglich blockiert werden.
Umfangreiche Rechte
Der Staatsholding sollen zudem wesentlich umfangreichere Veto-Rechte zugestanden werden, als im Aktiengesetz für eine Sperrminorität vorgesehen sind. Diese Vetorechte sollen nämlich auch für alle operativen Entscheidungen gelten, sofern diese von größerer Relevanz für das Unternehmen sind.
Die Syndikatsvereinbarung soll auf 15 Jahre befristet werden. Komárek kann allerdings in bestimmten Fällen vorzeitig kündigen. Beispielsweise, wenn die Politik die Steuern erhöht oder falls die Lotterien-Konzession, die 2027 abläuft, nicht verlängert werden sollte.
Ruhe soll einkehren
Die Staatsholding würde auch das Nominierungsrecht für den Präsidenten des Casinos-Aufsichtsrates und den Vorstandsvorsitz erhalten. Zum Vorstandsduo, Bettina Glatz-Kremsner(CEO) und Martin Skopek, zuvor im Management von Komáreks KKCG, gibt es keine Diskussionen. Glatz-Kremsner gilt als Garantin dafür, dass endlich Ruhe ins Unternehmen einkehrt.
Der Nachfolger von Aufsichtsratspräsident Walter Rothensteiner wäre auch schon gefunden. Die ÖBAG hat den Banker Andreas Treichl in Spiel gebracht. Sollte das Shareholder-Agreement zustande kommen, werde Sazka zustimmen, hört man. Treichl war lange Chef der Erste Group, er steht an der Spitze des Aufsichtsrates der Spar-Casse Privatstiftung, einer maßgeblichen Aktionärin der Erste Group.
Der Spitzenmanager versteht es, sich durchzusetzen. Er kennt natürlich Kurz, hat aber eine gesunde Distanz zur Politik. Treichl ist mit Komárek gut und machte ihm für den Einstieg in Österreich die Mauer. Casinos-Vorstand Skopek war Treichls Kollege in der Ersten, die Bankengruppe ist einer der Finanzierer von Sazka und fährt in Tschechien als Marktführer fast doppelt soviel Gewinn ein wie in Österreich. Jetzt muss Treichl nur noch Ja sagen.
Studie über Gehälter
Als im Zuge der Casinos-Affäre auch die Vorstandsgehälter im Glücksspielkonzern öffentlich wurden, war die Aufregung groß. Die Casinos gaben nun eine Studie in Auftrag, in welcher die Vorstandseinkommen mit den Gehältern in ähnlich großen Unternehmen in Österreich und international (Peergroup) verglichen wurden.
Das Ergebnis zeigt, dass das Jahresgehalt von Casinos-Chefin Bettina Glatz-Kremsner mit 700.000 Euro Fixum und maximal 700.000 Euro Boni auch in Österreich im unteren Mittelfeld rangiert.
50 Prozent der CEOs liegen laut Kienbaum-Studie mit ihrer Gesamtvergütung zwischen 1,3 und knapp drei Millionen Euro, der Durchschnittswert beträgt 2,337 Millionen. 65 Prozent aller CEOs haben Pensionsverträge. Glatz-Kremsner verdient als Chefin deutlich weniger als ihre Vorgänger Karl Stoss und Alexander Labak. Auch Ex-Vorstandskollege Dietmar Hoscher verdiente mehr als Glatz-Kremsner, die seit 2010 Finanzvorständin war.
Klage gegen Pilz
Die Online-Plattform zackzack des ehemaligen Grün-Politikers Peter Pilz hatte Glatz-Kremsner vor wenigen Wochen persönlich höchst untergriffig und mit sexistischem Unterton („Bettina-Jackpot“) attackiert. Die Casinos-Chefin klagte auf Unterlassung und Urteilsveröffentlichung, der Text sei „ehrenrührig, kreditschädigend, reißerisch und gröblichst ehrabschneidend“. Das Online-Medium startete jetzt einen Spendenaufruf, unterstützt vom Schriftsteller Robert Menasse.
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