Renault fährt erstmals nach zehn Jahren tief in die roten Zahlen

Renault Kadjar
141 Millionen Euro Verlust im Vorjahr. Schuld sind die Probleme bei Partner Nissan. Vertrieb in Österreich wird mit Deutschland gebündelt.

Die Krise bei Nissan hinterlässt tiefe Spuren beim Partner Renault. Der französische Autobauer wies für das abgelaufene Jahr einen Verlust von 141 Mio. Euro aus und kürzt die Dividende für die Aktionäre, darunter den französischen Staat. Als Gründe für den ersten Verlust seit zehn Jahren nannte das Management am Freitag Belastungen durch Nissan sowie schlechter laufende Geschäfte in China.

Der Umsatz des französischen Traditionskonzerns sank um 3,3 Prozent auf rund 55,5 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis verminderte sich um rund 30 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro. Die Dividende soll auf 1,10 Euro sinken nach 3,55 Euro zuvor. Für 2020 stellte Renault eine operative Marge zwischen drei und vier Prozent nach 4,8 Prozent im vergangenen Jahr in Aussicht.

Prognose gesenkt

Renaults Partner Nissan hatte nach einem Quartalsverlust im Zeitraum Oktober bis Dezember ebenfalls die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr zusammengestrichen. Die Allianz, zu der auch der japanische Autobauer Mitsubishi gehört, steckt nach der Entlassung von Konzernchef Carlos Ghosn wegen Veruntreuungsvorwürfen vor gut einem Jahr in einer tiefen Krise. Nissan versucht, mit einem massiven Personalabbau und der Schließung von Produktionsstandorten sein Überleben zu sichern.

Der ab 1. Juli amtierende neue Renault-Chef Luca de Meo soll den Bund zusammenhalten, in dem die Japaner auf mehr Eigenständigkeit drängen. Dem ehemaligen Seat-Chef wird das nötige Fingerspitzengefühl zugetraut, um die unterschiedlichen Kulturen aus asiatischen Unternehmen auf der einen und den Franzosen auf der anderen Seite zu moderieren.

Hohe Investitionen

Alle Autobauer stehen derzeit unter dem Druck hoher Investitionen in umweltschonende Antriebe, um die Klimavorgaben der EU zu erfüllen. Zusammen sind sie nach Meinung von Experten eher dazu in der Lage als getrennt. Der Trend in der Branche geht ohnehin in Richtung weiterer Kooperationen und Zusammenschlüsse. Eine Auflösung der Allianz wäre nach Ansicht von Analysten wegen der engen technischen Zusammenarbeit keine Alternative.

Zudem sind die Partner durch Überkreuzbeteiligungen miteinander verbunden. Renault, an dem der französische Staat beteiligt ist, hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan. Die Japaner sind zu 15 Prozent an Renault beteiligt, haben aber dabei keine Stimmrechte.

Österreich-Geschäft

 Die  Vertriebsaktivitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden gebündelt. Ab dem 1. März werden die Aktivitäten in einer gemeinsamen Vertriebsregion DACH zusammengefasst, unter der Leitung von Deutschland. Die Eigenständigkeit der drei Landesgesellschaften soll jedoch nicht angetastet werden.

"In dem Dreiländer-Verbund bleibt die grundsätzliche Eigenständigkeit der drei Landesgesellschaften erhalten", damit eine gezielte Bearbeitung der jeweiligen Märkte gewährleistet bleibe, hieß es in einer Aussendung von Renault Österreich. Ziel der neuen Struktur sei es, Abläufe und Prozesse stärker als bisher zu koordinieren und Doppelarbeiten zu vermeiden. Beispielsweise werden ausgewählte Backoffice-Tätigkeiten in den verschiedenen Bereichen zusammengelegt.

Geleitet werde die neue Vertriebsregion den Angaben zufolge von Renault Deutschland. Uwe Hochgeschurtz werde in Personalunion auch seine Funktion als Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland weiter innehaben. Olivier Wittmann, Country Operations Director der Renault Österreich, soll stellvertretender Leiter DACH werden. In der Schweiz verantwortet Claude Gregorini als Country Operations Director die Geschäfte von Renault Suisse.

 

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