Rekordverlust nach Aufräumaktion: Bank Austria setzt Firmenwerte auf Null

Abschreibungen auf Banktöchter verursachen 1,6 Mrd. Euro Verlust. Bank-Austria-Chef Cernko: "Schaut heftig aus, ist aber eine gute Nachricht."

Die Banken bringen ihre Bilanzen auf Vordermann, bevor sie von der Europäischen Zentralbank (EZB) auf Herz und Nieren geprüft werden. Die Bank Austria macht dabei einen "radikalen Schritt", wie Bank-Chef Willibald Cernko am Dienstag sagte. Die UniCredit-Tochter setzte per Ende 2013 den Wert all ihrer Beteiligungen ("Goodwill") auf Null. Das schlägt eine tiefe Kerbe von fast zwei Milliarden Euro in die Bilanz und beschert der Bank 2013 den Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro.

"Das spiegelt die neue Realität wider", erklärte Cernko die überraschende Maßnahme. Als die Töchter gekauft wurden, in den 1990ern und Anfang der 2000er, sei das Zwei-, Drei- bis Fünffache des Buchwerts für Osteuropa-Banken bezahlt worden. Jetzt lägen die Preise um oder sogar unter dem inneren Wert.

Rekordverlust nach Aufräumaktion: Bank Austria setzt Firmenwerte auf Null
BA-Chef Cernko erwartet, dass die übrig bleibenden Filialen flexiblere Öffnungszeiten haben werden.
Die Bank Austria nimmt diese Überzahlung ganz raus. "Wir bilanzieren deutlich vorsichtiger und konservativer", so Cernko. Zwar berichte niemand gerne Buchverluste in Milliardenhöhe. Er sei aber "durchaus glücklich" und absolut "sicher, das Richtige zu tun". Weder reduziere sich das Eigenkapital, noch fließe Liquidität ab. Dafür gibt es bei den Firmenwerten in Zukunft sicher keinen Korrekturbedarf mehr.

Ukraine-Ausstieg

In Österreich ist die Bank Austria damit Vorreiterin: Erste Group und Raiffeisen haben die Firmenwerte laufend wertberichtigt. Bei der Erste Group standen aber per Ende 2013 noch 1,06 Milliarden Euro an Firmenwerten in der Bilanz. Bei der Raiffeisen Bank International waren die Töchter Ende des dritten Quartals 2013 mit 551 Millionen Euro bewertet.

Als negative Prognose für Osteuropa will Cernko das nicht verstanden wissen. Die Region trug 1,6 Milliarden Euro zum Vorsteuerergebnis bei. Die größten "Ertragsbringer" waren mit mehr als 700 Millionen Euro die Türkei und Russland, das – trotz Währungsturbulenzen – ein "sehr positives Jahr" hinter sich habe, so Finanzvorstand Francesco Giordano. Die Vorsorgen für faule Kredite stiegen deutlich. In Summe legte die Bank 1,4 Mrd. Euro (plus 49 Prozent) an Risikovorsorgen zurück. Bankensteuern in Österreich und Osteuropa kosteten 209 Mio. Euro. Ukrsotsk, die verlustträchtige Bank in der Ukraine, steht nun auf Verkaufsstatus. Es gebe – trotz der Krim-Krise – einen Interessenten, die Verkaufschancen seien intakt, so Giordano.

Das alltägliche Bankgeschäft lief für die Bank Austria gut: Das Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen betrug 3,1 Mrd. Euro (plus 7,2 Prozent).

Mutterkonzern UniCredit bilanzierte das abgelaufene Jahr mit 14 Mrd. Euro Verlust – Grund waren ebenfalls Abschreibungen der Firmenwerte und Risikovorsorgen. Die Italiener kündigten ein Sparprogramm an. Sie wollen ihren Nettogewinn bis 2018 von zwei auf 6,6 Milliarden Euro verdreifachen. Die UniCredit-Aktie lag am Nachmittag gut acht Prozent im Plus.

14 Milliarden Euro Verlust erlitt die Bank-Austria-Mutter UniCredit 2013 – nach plus 865 Mio. € im Jahr davor.

1,6 Milliarden Euro Verlust gab es bei der Bank Austria. Die Werte aller Töchter im Osten wurden auf null gestellt.

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