"Reiche sind viel zu risikoscheu"

Alon Shklarek, Chef der Wiener Investmentfirma Cudos Group.
Investor Alon Shklarek über konservative Stiftungen und innovative Unternehmer.

Alon Shklarek (48), der begnadete Netzwerker und "leidenschaftliche Unternehmer" – unter anderem beteiligte er sich mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer am Möbelstoffhersteller Backhausen – rückt sich selten ins Licht der Öffentlichkeit. Außer wenn er sich, so wie jetzt, über die Jammerei der Unternehmer und die Investitions-Zurückhaltung der Reichen ärgert. Dem KURIER sagt er, warum.

KURIER: Herr Shklarek, Sie stecken viel Geld in Unternehmen. Das machen nicht viele in Österreich. Woran mangelt es?

Alon Shklarek: Natürlich könnte ich sagen, die Politik in Österreich müsste etwas tun, damit es mehr Vermögende gibt, die Geld in Unternehmen stecken. Aber ich bin kein großer Jammerer.

Trotzdem: Behindert die Politik Risikokapital für Firmen?

Sicher wünsche ich mir weniger Bürokratie. Aber wenn man mit einem Finger wohin zeigt, zeigen drei Finger zurück. Wir Unternehmer müssen bei uns anfangen. Wir und nicht die Politik haben die Verantwortung, unternehmerisch tätig zu sein. Wir müssen nicht warten, bis es eine neue Förderung, eine neue Steuerbegünstigung gibt. Das ist lächerlich.

Wo liegt dann das Problem?

Es fängt in Wirklichkeit in der Schule an. Es gibt keine unternehmerische Bildung. Unternehmer sein heißt nicht, ich gründe ein Unternehmen und werde der nächste Elon Musk, sondern ’Initiative übernehmen‘. Es heißt ’unternehmen‘ eben, nicht unterlassen. Daran mangelt es in Österreich.

Es mangelt wohl auch an Kapital für Unternehmer. Sind die Banken zu träge?

Eigenkapital bereitstellen ist nicht Aufgabe der Banken. Der Mangel an Initiative zieht sich durch bis zu den großen Vermögen in Österreich. Davon gibt es wirklich viele im Lande. Sie werden von Stiftungen verwaltet, die nicht mit unternehmerischer Logik in Immobilien investieren. Daraus kann sehr, sehr wenig Wertschöpfung entstehen. Das finde ich schade.

Sind die Vermögenden zu ängstlich geworden?

Ich glaube, konservativ ist das richtige Wort dafür. Sie sind risikoscheu. Es ist aber auch Komfort, es ist einfacher in Immobilien zu investieren. Sie bringen aber kaum noch Ertrag. Private Equity bietet gerade jetzt Chancen.

Gibt es genügend Unternehmen, in die Sie Kapital stecken würden?

Österreich hat viele innovative Unternehmen. Und wir sind ein kleines Land, was zur Folge hat, dass sich das große internationale Kapital selten hierher verirrt. Daher gibt es spannende Möglichkeiten, Geld in österreichische Firmen zu investieren. Wir sind zum Beispiel an In-Vision (optische Systeme) in Guntramsdorf beteiligt. Das Unternehmen hat das Potenzial Weltmarktführer werden. Solche Unternehmen kommen kaum zu Kapital in Österreich, denn Banken finanzieren das schon lange nicht mehr.

Dafür gibt es Crowdfunding. Stopft das die Lücke, die Bankfinanzierungen hinterlassen?

Einerseits ist es super wichtig, weil es Unternehmen ermöglicht Geld zu bekommen, die sonst keines bekämen. Andererseits ist die Struktur, in der dies erfolgt nicht optimal. Die Investoren verstehen nicht, was sie tun. Die wenigsten wissen, dass sie nur ein Nachrangkapital erwerben. Da fehlt Aufklärung.

Was halten Sie vom Trend, dass Reiche Teile ihres Vermögens spenden?

Viele wollen Dinge tun, die die Welt weiterbringen. Das ist wichtig. Spenden sind aber nur ein Pflaster, wir brauchen nachhaltige Geschäftsmodelle. Wir haben dazu die non-Profit-Organisation Global Impact Investing Foundation gegründet. Sie verbindet Sozialunternehmer mit Impact Investoren und ermöglicht die Gründung von Unternehmen, die soziale Verbesserungen und Rendite schaffen.

Karriere

Der Sohn eines Metallhändlers hat 1992 das Beratungsunternehmen ASP gegründet. 2002 verkaufte er einen Teil des Unternehmens und steckte das Geld seither in Beteiligungen. Gemeinsam mit Partnern war er an der Sky Europe beteiligt, die in die Pleite schlitterte. Shklarek ist mit Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und anderen an der Risikokapitalfirma Cudos beteiligt und hält derzeit 17 Unternehmen von Indien über Israel bis in die USA.

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