Regierung will mehr grünen Strom

Die Proteste gegen das Murkraftwerk gehen weiter.
Für die Umstellung auf Erneuerbare fehlt der Plan.

Die Zielvorgabe wurde von der Regierung beschlossen. Bis 2030 soll die Umstellung auf erneuerbare Energieträger im Strombereich abgeschlossen sein. Dafür muss die Stromproduktion aus "grüner" Energie um 15 Prozent gesteigert werden.

Je ein Drittel soll durch Wasserkraft, Windkraft und Fotovoltaik zusätzlich erzeugt werden. Laut Schätzung der Energie-Branchenvertreter sind dafür Investitionskosten von insgesamt neun Milliarden Euro notwendig. Es gebe zwar Anfeuerungsrufe von der Seitenlinie, aber für die Umstellung auf erneuerbare Energieträger fehlen derzeit die Rahmenbedingungen, beklagt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Österreichs Energie. Nach wie vor gibt es keinen Masterplan, wie die Zielvorgabe der Regierung erreicht werden kann.

Niedriger Strompreis

Dazu kommt: Beim derzeitigen sehr niedrigen Strompreis rentiert sich der Neubau von Wasser-Kraftwerken nicht. Vor allem die hohen Förderungen für erneuerbare Energieträger haben den Strompreis nach unten gedruckt.

Verbund Chef Wolfgang Anzengruber hofft daher, dass die von der Regierung für den Herbst geplante große Öko-stromreform für deutlich mehr Marktwirtschaft sorgen wird. Damit sich Investitionen in die Wasserkraft rentieren, müsste der Strompreis etwa doppelt so hoch sein wie derzeit, rechnet Anzengruber vor. Er geht davon aus, dass es auch so kommen wird. Die meisten Studien prognostizieren mittelfristig einen deutlich höheren Strompreis.

Dazu kommt, dass sich der politische Wille zur Energiewende oft auf Sonntagsreden beschränkt. Die E-Wirtschaft plant den Neubau oder die Steigerung der Effizienz von 32 Wasserkraftwerken und neun Pumpspeicher-Kraftwerken. Es soll ja auch der Anteil der E-Autos steigen. Dafür braucht man mehr Ökostrom.

Allerdings gibt es massive Proteste gegen den Ausbau der Wasserkraft. In der Steiermark hat sich eine Bürgerinitiative gegen die Errichtung des Murkraftwerkes organisiert. Die Grünen sind zwar für die Energiewende, aber gegen den Bau des Murkraftwerkes.

"Die Stromproduktion des Murkraftwerks kann sowohl durch bestehende Kraftwerke als auch durch Investitionen in Energieeinsparung aufgebracht werden", heißt es auf einer von den Grazer Grünen gestalteten Homepage.

Ökologisch fragwürdig

Die Umweltsprecherin der Grünen, Christine Brunner, spricht von einem "ökonomisch höchst fragwürdiges Kraftwerk", das "die grüne Lunge der Stadt Graz vernichtet". In der selben Presseaussendung bekennt sich Brunner auch zu mehr Ökostrom: "Wir Grüne wollen mehr Energiewende – inklusive Wasserkraft."

Derartige Widersprüche sind nicht neu. Schon bei der Festlegung der Ziele für die Energiewende durch die Regierung war die Fantasie größer als der Realitätssinn. Laut dem Energieexperten Gunter Brauner von der Technischen Universität Wien wird trotz Energiewende ein Anteil von 15 Prozent an fossiler Energie notwendig sein.

Kommentar https://kurier.at/meinung/kommentare/wirtschaft/stromaufwaerts/250.495.465

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