Günstig und grün: Neues E-Auto-Ladeprojekt von Raiffeisen und Öamtc
Eine neue Mobilitätspartnerschaft soll es Mitgliedern von Energiegenossenschaften erleichtern, deren Vorteile für das Aufladen von Elektroautos nicht nur zuhause zu nutzen, sondern erstmals auch unterwegs an öffentlichen Ladestationen. Raiffeisen, Öamtc und Siemens sind dafür eine Kooperation eingegangen, die künftig österreichweit günstigeres Stromtanken verspricht. Das Burgenland macht den Anfang.
Energiegemeinschaft bis zur Ladesäule bringen
Von den Projekt profitieren können Privatpersonen und Unternehmen, wenn Sie sowohl Mitglied im Öamtc ePower Ladenetzwerk sind, als auch Mitglied in einer Energiegenossenschaft von Raiffeisen. Die Bank fördert im ganzen Land die Gründung solcher Genossenschaften. Deren Ziel ist es, Ökostrom gemeinschaftlich zu erzeugen und zu verbrauchen und somit die Energiewende zu unterstützen.
"Normalerweise können E-Auto-Fahrer an ihrem Wohnort oder an Betriebsstätten günstig laden. Durch unsere Lösung bringen wir die Energiegemeinschaft bis an die Ladesäule", sagt Ernst Kloboucnik, Öamtc-Landesdirektor für Wien, Niederösterreich und Burgenland. Im Burgenland wurde das neue System in den vergangenen Monaten getestet, Anfang 2025 wird es dort auch in den Regelbetrieb gehen. Weitere Bundesländer sollen aber bald folgen.
Bis zu 30 Prozent günstiger Strom tanken
Nutzen kann man die Mobilitätspartnerschaft durch eine eigens gekennzeichnete ePower-Ladekarte. Aktiviert man mit ihr einen Ladevorgang, wird auch zu der Zeit verfügbarer Ökostrom aus der eigenen Energiegenossenschaft dafür verwendet. Ein Teil des geladenen Stroms kommt also von der Genossenschaft, ein Teil vom üblichen Stromversorger der Ladestationen. Durch den günstigeren Preis pro Kilowattstunde von der Genossenschaft soll man insgesamt bis zu 30 Prozent weniger für eine Akkuladung zahlen.
Zu Beginn werden Personen aus rund 6.000 burgenländischen Haushalten diese Möglichkeit erhalten, schildert Eva Fugger, Generaldirektor-Stellvertreterin von Raiffeisen Burgenland. "2022 haben wir damit begonnen, Energiegenossenschaften im Burgenland zu gründen. Derzeit gibt es 20." Bei einer Energiegenossenschaft kann es sich sowohl um eine Erneuerbare Energiegemeinschaft (EEG) handeln als auch um eine Bürgerenergiegemeinschaft (BEG).
Seit Sommer 2021 können in Österreich Erneuerbare Energiegemeinschaften (EEG) gegründet werden. Dadurch kann man etwa Strom von einer nahen Photovoltaikanlage beziehen, den die Nachbarn nicht selbst benötigen. Seit Oktober 2023 kann man Strom auch von Erzeuger erhalten, die sich in einer anderen Region befinden - durch Bürgerenergiegemeinschaften (BEG).
Zwischen BEG und EEG gibt es neben der räumlichen Komponente noch einige andere Unterschiede. An einer BEG dürfen nicht nur Privatpersonen, Gemeinden oder Klein- und Mittelbetriebe teilnehmen, sondern alle natürlichen und juristischen Personen. So kann etwa auch ein Großunternehmen Stromüberschüsse verkaufen, es darf innerhalb einer BEG nur nicht die Kontrolle ausüben oder gewinnorientiert arbeiten.
BEG dürfen außerdem alle Netzebenen nutzen, während EEG auf die unteren Netzebenen (4 bis 7) beschränkt sind. Dafür gibt es bei BEG allerdings auch keine Vergünstigungen bei den Netznutzungsgebühren. Die bekommen EEG-Teilnehmer, weil sie durch lokale Stromnutzung die höheren Netzbenen entlasten. In BEG darf im Gegenzug zur EEG auch keine Wärmeenergie getauscht werden, nur Strom.
Musterbeispiel für Sektorkopplung
Die Schnellladestationen, bei denen das neue Netzwerk nutzbar ist, stammen von Siemens. Die Steuerung im Hintergrund stammt von der Schneemann Energy Group. Deren Plattform team4.energy bildet die technische Basis für die Raiffeisen-Energiegenossenschaften. Laut Geschäftsführer Andreas Schneemann ist das Projekt ein Musterbeispiel für die Sektorkopplung. "Strom, Wärme und Mobilität müssen künftig verstärkt gemeinsam betrachtet werden. In diesem Projekt gelingt das. Es führt dazu, dass mehr erneuerbare Energie in den Mobilitätssektor kommt."
Durch die Zusammenarbeit gibt der Öamtc seinen Mitgliedern auch einen Anreiz, gleichzeitig Mitglied bei einer Energiegenossenschaft zu werden. Wer sich über die Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative Burgenland bei einer Energiegenossenschaft registriert, erhält als Bonus einen Ladegutschein für 120 Kilowattstunden.
"Klar ersichtlicher Nutzen für jeden"
Einige der Ladestationen werden auch mit einem Speicher ausgestattet, wodurch sich der potenziell verfügbare Anteil des Stroms aus Energiegenossenschaften erhöht. Eine dieser Stationen wird etwa in Eisenstadt errichtet. "Ich bin selber Mitglied einer Energiegenossenschaft", sagt Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner. "40 Prozent meines Stroms kommen von der Genossenschaft, zu sehr günstigen Preisen." Gerade angesichts der ab Jänner steigenden Netzgebühren hätte die Teilnahme an Energiegemeinschaften einen klar ersichtlichen Nutzen für jeden Stromverbraucher.
Ab 2025 soll das Konzept schrittweise in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten umgesetzt werden.
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