Qivalis: Kryptowährung europäischer Banken startet nächstes Jahr
Zusammenfassung
- Europäische Banken, darunter die RBI, starten 2026 mit Qivalis einen an den Euro gebundenen Stablecoin als Alternative zu US-Angeboten.
- Qivalis soll grenzüberschreitende Überweisungen schneller und günstiger machen und als Brücke zwischen traditionellem Finanzsystem und Kryptowelt dienen.
- Die Digitalwährung wird von der Niederländischen Zentralbank beaufsichtigt und soll europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken.
Ende September wurde die gemeinsame Kryptowährung europäischer Banken angekündigt. Mittlerweile hat das Projekt Fahrt aufgenommen. Am Mittwoch wurde der Name des Bankenkonsortiums hinter dem an den Euro gebundenen Stablecoin bekannt gegeben. Er lautet Qivalis. Das stehe für "Schlüssel zum Wert" ("key to value") erläuterte Konsortiumsgeschäftsführer Jan-Oliver Sell.
Starten soll der Stablecoin zu Beginn des zweiten Halbjahres 2026. Ausgegeben werden soll das Digitalgeld über Kryptobörsen, Kryptowalletanbieter und den beteiligten Banken, darunter die österreichische RBI. Lizenziert und beaufsichtigt soll die Digitalwährung von der Niederländischen Zentralbank werden.
Das Bankenkonsortium hinter der Digitalwährung ist zuletzt auf zehn Banken angewachsen. Neben der RBI sind das die niederländischen ING, der italienischen Bank-Austria-Mutter Unicredit und die Banca Sella, KBC, Danske Bank, Deka Bank, SEB, Caixa Bank und die zuletzt neu dazu gekommene französische BNB Paribas.
Wert abgesichert
Die technische Grundlage der Stablecoins liefert wie auch bei anderen Kryptowährungen, etwa Bitcoin oder Ether, die Blockchain. Anders als Bitcoin oder Ether müssen Stablecoins aber mit traditionellen Währungen oder Anleihen gedeckt sein.
Bei welchen Banken die nötigen Euros oder Eurobonds zur Besicherung der neuen Kryptowährung hinterlegt werden, steht noch nicht fest.
Qivalis-Team: Financhef Floris Lugt, Aufsichtsratsvorsitzender Howard Davies und Geschäftsführer Jan-Oliver Sell (v.l.n.r.)
Vorteile
Anfangs werde der Stablecoin wohl zum Handel oder zum Parken von Kryptoinvestments zum Einsatz kommen, sagte Konsortiumsgeschäftsführer Sell, der davor u.a. Deutschlandchef der Kryptobörse Coinbase war.
Vorteile soll das Digitalgeld aber auch bei grenzüberschreitenden Überweisungen bieten. Heute dauern Transaktionen in die USA etwa drei bis fünf Tage und kosten bis zu fünf Prozent des Transkationswertes. Mit dem Stablecoin seien Übeweisungen in Drittländer zu einem Bruchteil der Kosten und innerhalb von 10 Minuten möglich, sagte Sell.
Aber auch bei der von vielen Banken geplanten Tokenisierung von traditionellen Vermögenswerten, die so auf der Blockchain handelbar gemacht werden sollen, falle den Stablecoins eine Brückenrolle zwischen dem traditionellen Finanzsystem und der Kryptowelt zu.
"Programmierbar"
Durch die Blockchain sei das digitale Geld auch programmierbar, sagte Qivalis-Finanzchef Floris Lugt, der von der niederländischen ING kommt. Dadurch könnten Risiken bei Transaktionen reduziert werden, wenn etwa eine Überweisung technisch an die Erfüllung einer Bedingung gebunden sei.
Zu anderen digitalen Zahlungsmöglichkeiten in Europa, etwa dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplanten digitalen Euro, der hauptsächlich als digitaler Ersatz für Bargeld dienen soll, oder von Banken herausgegebene Digitalwährungen verhalte sich Qivalis komplementär, sagte Lugt.
Milliardenmarkt
An den Euro gebundene Stablecoins würden lediglich einen Bruchteil des mehr als 250 Milliarden Dollar schweren globalen Stablecoin-Marktes ausmachen, sagte Howard Davies. Der frühere Direktor der London School of Economics steht dem Aufsichtsrat des Bankenkonsortiums vor.
Mit dem Euro-Stablecoin will man man den US-Platzhirschen Tether (USTD) und USD Coin von Circle etwas entgegensetzen. "Warum sollte der Euromarkt für Stablecoins soviel kleiner bleiben als der Dollarmarkt?", fragte Davies.
Mit der Ende vergangenen Jahres in Kraft getretenen EU-Regulierung (MiCAR, Markets in Crypto-Assets Regulation) gebe es ein gutes Rahmenwerk. Die teilnehmenden Großbanken würden für die nötige Kundenbasis, aber auch für das nötige Vertrauen sorgen. Sollten europäische Stablecoins an Boden gewinnen, werde davon auch die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr profitieren, sagte Davies.
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