Große Kryptokonferenz in Wien: "Weckruf für Banker"

Große Kryptokonferenz in Wien: "Weckruf für Banker"
Bei der Konferenz Bluechip in Wien werden noch bis Freitag die Möglichkeiten der Kryptowelt für traditionelle Banken erörtert.

Zusammenfassung

  • Banken diskutieren auf der Bluechip-Konferenz in Wien über Chancen und Herausforderungen der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen.
  • Mit einem europäischen Stablecoin wollen neun Banken, darunter die RBI, die digitale Souveränität Europas stärken und neue Zahlungsanwendungen ermöglichen.
  • Wien entwickelt sich durch regulatorische Kompetenz und Ansiedlung großer Kryptobörsen zunehmend zum Krypto-Hub Europas.

Banken nähern sich zunehmend der Welt von Bitcoin & Co. an. Sie sind vor allem an den Möglichkeiten interessiert, die durch die den Kryptowährungen zugrunde liegende Technologie, der Blockchain, geboten werden. Sie soll unter anderem Kosteneinsparungen und mehr Effizienz im Zahlungsverkehr bringen. 

Sicherheitsfragen und der fehlende regulatorische Rahmen haben die Finanz-Platzhirschen bisher aber auf Distanz gehalten. Die seit Ende des Jahres in der EU geltende strengere Regulierung (MiCar, Markets in Crypto-Assets Regulation) ändert das. "Wir sind zwar spät dran, wollen aber voranschreiten und habe eine Reihe von Ideen", sagte  RBI-Chef Johann Strobl am Donnerstag bei der Konferenz Bluechip in Wien. Strobl sprach auch von einem "Weckruf für Banker". 

Man habe darauf gewartet, dass traditionelle Finanzinstitute die Kryptowelt nicht mehr als Bedrohung, sondern als Gelegenheit begreifen, sagt Benjamin Levit. Sein Unternehmen Bluechip fungiert als eine Art Rating-Agentur für Kryptowährungen und veranstaltet gemeinsam mit der RBI, mit der man auch eine Parntschaft unterhält, die Konferenz. 

Europäischer Stablecoin

Die RBI hat Ende September bekannt gegeben, gemeinsam mit acht anderen europäischen Banken eine eigene an den Euro gebundene Kryptowährung auf den Markt bringen zu wollen. Anwendungen für den sogenannten Stablecoin sieht man zunächst im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Der Start ist für den kommenden Sommer geplant, wie es bei der Konferenz hieß.  

Mit dem Gemeinschaftsprojekt trage man nicht nur zur digitalen Souveränität in Europa bei, sondern baue auch eine monetäre Infrastruktur für die Zukunft auf, die die nächste Generation von finanziellen Anwendungen ermöglichen werde, sagte Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships and Ecosystems bei der RBI. Wolf spricht im Zusammenhang mit Stabelcoins auch von programmierbaren Geld

US-Anbieter dominieren

Dominiert wird der Markt für Stablecoins von US-Anbietern. Mit dem im Sommer verabschiedeten Genius-Act hat die US-Regierung einen regulatorischen Rahmen geschaffen, der viel lockerer ist als jener der EU. Wesentliche Details werden gerade verhandelt. 

Offen sei etwa, inwieweit Zinszahlungen im Zusammenhang mit dem digitalen Geld ermöglicht werden, sagte Bluechip-Chefökonom Garett Jones. Dagegen lobbyieren aber die US-Banken. Die würden die Stablecoins zwar gerne als Teil des Zahlungssystems nutzen, aber sie haben Angst, dass Spareinlagen abgezogen werden, so der Experte. 

Raum für Angriffe

Breiten Raum nimmt bei der Konferenz, die noch bis Freitag stattfindet, auch das Thema Sicherheit ein. Mit der zunehmenden Adaption von Anwendungen wie Stablecoins vergrößern sich auch die Angriffsflächen für Kriminelle, sagte Patrick Prinz, Mitgründer von recoveris. 

Das Schweizer Unternehmen ist auf das Aufspüren gestohlener digitaler Vermögenswerte spezialisiert und arbeitet dabei auch mit internationalen Strafverfolgungsbehörden zusammen. Prinz sieht die Finanzbranche am Beginn eines Paradigmenwechsels. Was man heute lerne, werde man in Zukunft gut brauchen können, sagte er, denn langfristig werde die Finanzindustrie so funktionieren. 

Wien auf dem Weg zum Krypto-Hub

Gestärkt werden soll mit der Konferenz auch der Standort Wien. Der entwickle sich zum Krypto-Hub, sagte Bluechip-Gründer Levit. Sein Unternehmen hat Anfang des Jahres seinen Hauptsitz aus den USA nach Wien verlegt. Die heimische Finanzmarktaufsicht gilt in der Szene als durchaus kompetent. Dazu hat auch der 2014 in Wien gegründete Handelsplatz Bitpanda beigetragen, der mittlerweile zu den größten Kryptobörsen in Europa zählt. 

Auch die chinesische Kryptobörse Bybit, die weltweit 72 Mio. Nutzer zählt, hat im Sommer im Wiener DC-Tower ihre Europazentrale eröffnet. Der mit fast 20 Mio. Nutzern auch nicht gerade kleine Handelsplatz Kucoin unterhält seit dem vergangenen Jahr ebenfalls ein Büro in Wien. 

Kommentare