Wie die zweitgrößte Kryptobörse der Welt von Wien aus in der EU durchstarten will

UAE-ART-DUBAI
Am Donnerstag eröffnete Bybit in Wien seine Europazentrale. Jetzt will man den europäischen Markt aufrollen.

Zusammenfassung

  • Bybit eröffnet Europazentrale in Wien, um am europäischen Kryptomarkt durchzustarten.
  • Bybit bietet eine Debitkarte an und will auch mit Banken zusammenarbeiten.
  • Die MiCAR-Regulierung in der EU wird als Wendepunkt für hohe Sicherheitsstandards angesehen.

Mittwoch Abend notierte die Kryptowährung Bitcoin erstmals über 112.000 Dollar und markierte damit ein Allzeithoch zum US-Dollar. Für die Kryptobörse Bybit waren das gute Voraussetzungen, um ihre Europazentrale im Wiener DC Tower einzuweihen. 

Bereits am 1. Juli ging die europäische Tochter der mit 72 Millionen Nutzern weltweit zweitgrößten Kryptobörse in Österreich und 28 weiteren Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums an den Start. Zuvor hatte sie Ende Mai von der österreichischen Finanzmarktaufsicht FMA eine europaweite Lizenz für Dienstleistungen mit Kryptowerten erhalten. 

Ziel Massenakzeptanz

Von Wien aus will  man den europäischen Markt aufrollen und Kryptowährungen der breiten Masse schmackhaft machen. Das Ziel in der EU sei die Massenakzeptanz, sagte der zur Eröffnung der Europazentrale in Wien aus Dubai angereiste chinesische Bybit-Gründer Ben Zhou

Dazu soll auch eine Debitkarte beitragen, die Bybit in vielen Ländern bereits gemeinsam mit Mastercard anbietet. Mit ihr kann neben traditionellen Währungen auch mit Bitcoin & Co. bezahlt werde. Ab dem dritten Quartal soll sie in Österreich erhältlich sein, hieß es bei dem Pressegespräch. Die Karte sei eine Art Türöffner, sagte Zhou. Man wolle Nutzer mit vertrauten Produkten an Kryptowährungen heranführen und nicht mit "verrückten Memecoins". 

Derzeit bietet Bybit in der EU Kryptowerte wie Bitcoin, Ether oder Solana an. Schon bald will man, wie bereits auch auf der globalen Bybit-Plattform, auch andere Vermögenswerte offerieren. Dazu sind aber noch weitere Lizenzen notwendig. 

Zusammenarbeit mit Banken

Auch die Zusammenarbeit mit Banken sucht das Unternehmen. Ähnlich wie es auch der österreichische Platzhirsch Bitpanda mit Finanzinstituten in Deutschland und Österreich tut, sollen Nutzer dann über Banking-Apps Bitcoin & Co. über Bybit kaufen können, sagte Bybit-Europachefin Mazurka Zeng dem KURIER.

Wie die zweitgrößte Kryptobörse der Welt von Wien aus in der EU durchstarten will

Bybit-Führungsteam: COO Dmitrij Uskov, Gründer Ben Zhou, Europa-Chefin Mazurka Zeng und Rechtsspezialist Georg Harer (v.l.n.r.)

Anschluss sucht man auch in der heimischen Krypto-Community. Die Europazentrale im 46. Stock des Wiener DC Towers soll dabei als "Krypto-Hub" fungieren. Wien habe man wegen seiner zentralen Lage, der starken rechtlichen und finanziellen Infrastruktur und dem Zugang zu hochqualifizierten, mehrsprachigen Fachkräften ausgewählt, sagte Mazurka. 

Rund 100 Leute will man hierzulande beschäftigen. Tätig sein sollen sie auch an anderen Standorten in Europa, wie es bei dem Pressegespräch hieß. Neben Wien unterhält man bereits eine Niederlassung in Amsterdam. Auch in Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien sind Standorte geplant. In Wien wurden bisher laut Unternehmensangaben 15 Mitarbeiter eingestellt. 

Regulierung "Wendepunkt"

Der erste war im September der auf finanzrechtliche Fragen spezialisierte Anwalt Georg Harer, der den Lizenzierungsprozess in Österreich maßgeblich begleitet hat und jetzt die Rechtsabteilung der europäischen Bybit-Tochter leitet. Die seit Ende 2024 geltenen MiCAR-Regulierung (steht für Markets in Crypto-Assets Regulation) in der EU sei ein Wendepunkt. Sie biete hohe Standards bei Sicherheit, Verbraucherschutz und Transparenz und beuge auch gegen Geldwäsche vor, sagte Harer.

Bislang wurden laut der Finanzmarktaufsicht 24 Unternehmen als Crypto-Asset-Service-Provider (CASP) in der EU registriert und dürfen europaweit ihre Dienstleistungen anbieten. Von der FMA in Österreich zugelassen wurden bis dato der heimische Markführer Bitpanda und Bybit. 

Interesse an der Lizenz haben laut der Behörde rund 20 Unternehmen bekundet. Darunter auch die ebenfalls in China gegründete und auf den Seychellen ansässige Kryptobörse KuCoin, die ebenfalls in Wien ihre Europazentrale eröffnen will.

Nachholbedarf bei der Regulierung sieht Bybit-Justiziar Harer noch bei einigen Finanzinstrumenten, etwa tokenisierten Aktien. Dabei werden Wertpapiere auf der Kryptowährungen zugrundeliegenden verteilten Datenbank, der Blockchain, abgebildet. 

Zahl der Kryptonutzer unklar

Wie viele Leute in Österreich Kryptowährungen besitzen, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Laut der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die 2022 eine Erhebung durchführte, waren es damals drei Prozent. Bei in Österreich registrierten Kryptodienstleistern zählte man Ende 2023 390.000 österreichische Kundinnen und Kunden. Auch diese Zahl dürfte nicht mehr aktuell sein, wie es aus der FMA heißt. Diverse Umfragen von Anbietern kommen auf 18 Prozent. Die Wahrheit dürfte irgendwo dazwischen liegen. 

Opfer von Cyberangriff

Bybit machte zuletzt eher unrühmliche Schlagzeilen. Mehr als 140.000 Einheiten der Kryptowährung Ether im Wert von 1,5 Mrd. Dollar (1,4 Mrd. Euro) wurden im Februar bei einer Cyberattacke mutmaßlich von nordkoreanischen Hackern entwendet. 

Nutzer seien von dem Angriff nicht betroffen gewesen, sagte Bybit-Gründer Zhou. Man habe die Sicherheitsvorkehrungen überprüft und an die Regulierungsbehörden berichtet. Die Infrastruktur in der EU sei darüber hinaus von der globalen Bybit-Plattform "komplett abgetrennt". 

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