Von Kryptowährungen hat Helmut Siedl im Jahr 2013 zufällig erfahren. Der Steirer, der als Softwaretester für ein großes Unternehmen arbeitete, wollte sich eine Grafikkarte kaufen. Die waren ausverkauft, weil sie, wie es hieß, zum Schürfen von Bitcoin zum Einsatz kamen.
Siedl begann sich mit dem Thema zu beschäftigen und kam sehr bald zu der Erkenntnis: „Das könnte etwas Größeres sein.“
In den nächsten beiden Jahren steckte er rund 50.000 Euro in Kryptoprojekte. Das Geld kratzte er, wie er sagt, zusammen.
Aus seinem Gehalt, einer Lebensversicherung und auch einen Kredit nahm er auf. Im schlimmsten Fall hätte er sieben Jahre lang Blutplasma spenden müssen, um es zurückzuzahlen, erzählt Siedl dem KURIER: „Das war für mich ein erträgliches Szenario.“
Dazu kam es aber nicht. Viele der Investitionen gingen auf. Bei einem vervierhundertfachte sich die investierte Summe, bei anderen verhundertfachte sie sich. Seine Gewinne beziffert Siedl insgesamt mit „jenseits der 10 Millionen Euro“.
Blockchain "großer Sprung"
Das sei aber gar nicht so wichtig. Denn Siedl hat es vor allem die Technologie hinter dem virtuellen Geld angetan: Die Blockchain. Die verteilte Datenbank, in der sämtliche Transaktionen dezentral auf Tausenden Servern dokumentiert werden, eigne sich nicht nur für ein alternatives Geldsystem, sondern für alle möglichen Anwendungen, sagt Siedl.
Man brauche keine zentrale Stelle, jeder könne alles nachrechnen, Manipulationen seien nicht möglich. „Wenn man sie richtig nutzt, kann sie ein großer Sprung für die Menschheit sein.“
Kleine Projekte
Investiert hat Siedl nicht in Bitcoin, sondern in zahlreiche kleine Projekte und Kryptowährungen, etwa Litecoin. Er habe sich dazu intensiv informiert, sagt Siedl: „Es waren jeden Tag sechs bis acht Stunden Arbeit. Ich bin frühzeitig bei jungen aufstrebenden Projekten ein- und zum richtigen Zeitpunkt wieder ausgestiegen.“
Seine Investmentstrategie bezeichnet er als „konträr“: Dabei unterscheide er sich nicht von Investoren wie Warren Buffett: „Je tiefer die Preise, desto mehr muss man kaufen.“ 2017 tauschte er erstmals größere Summen in Euro um. Heute legt Siedl sein Geld jeweils zur Hälfte in traditionelle Investments und zur anderen Hälfte in Kryptoprojekte an.
In jeder Generation gebe es eine Art Goldrausch, sagt Siedl. Nach dem Ende derDot-Com-Ära in den 1990er-Jahre sei es jetzt eben die Blockchain. Profitiert hätten davon zunächst Mutige, Pioniere und Visionäre.
Es gebe aber auch viel Gauner und Halsabschneider. Wenn in Wirtshäusern plötzlich Bitcoin-Seminare angeboten werden, sei Vorsicht geboten, sagt Siedl: „Es gibt sehr viele Fallen. Man kann sehr vielen Falschpredigern auf den Leim gehen.“
Wie geht es mit Kryptowährungen weiter?
Wann kommt der nächste Bärenmarkt? „Jetzt“, sagt Siedl. Er rechnet mit einem Sommertief, das aber bald wieder vorbei sein dürfte. „Ende des Jahres kommt der nächste und richtige Bullenmarkt.“
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