EZB warnt vor Risiken durch Kryptowährungen

EZB warnt vor Risiken durch Kryptowährungen
Stablecoins, die meist an traditionelle Währungen gekoppelt sind, könnten laut der Europäischen Zentralbank zur Gefahr für die Finanzstabilität werden.

Zusammenfassung

  • Die EZB warnt, dass Stablecoins bei Vertrauensverlust und Notverkäufen die Finanzstabilität gefährden könnten.
  • Ein starkes Wachstum von Stablecoins könnte zu Mittelabflüssen aus Bankeinlagen und erhöhter Volatilität der Bankenfinanzierung führen.
  • Die Risiken im Euroraum sind derzeit begrenzt, doch die EZB fordert eine enge Beobachtung und globale Regulierung.

Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor den Risiken von Stablecoins für europäische Banken und das Finanzsystem. Die an eine stabile Währung, meist den US-Dollar, gekoppelten Kryptowährungen könnten im Falle eines Vertrauensverlusts und Notverkäufen bei hinterlegten Vermögenswerten die Stabilität der Finanzmärkte gefährden, warnen die Zentralbanker. 

Ein starkes Wachstum der Stablecoins könnte auch dazu führen, dass Einlagen von traditionellen Banken abgezogen werden, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht zur Finanzstabilität.

240 Milliarden Euro Marktkapitalisierung

Mittlerweile haben Stablecoins eine Marktkapitalisierung von 280 Mrd. US-Dollar (rund 240 Mrd. Euro) erreicht. Genutzt werden sie hauptsächlich im Krypto-Handel, etwa zum Parken von Kryptoinvestments. Anleger können damit beispielsweise Steuern umgehen, die bei einem Rücktausch in traditionelle Währungen anfallen würden. 

Durch ihre Bindung an traditionelle Vermögenswerte unterliegen sie auch nicht so hohen Kursschwankungen wie andere Kryptowährungen. Großes Potenzial wird den Stablecoins auch im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zugeschrieben. 80 Prozent aller Transaktionen in Kryptowährungsbörsen stehen laut der EZB mit Stablecoins im Zusammenhang.

Notverkäufe

Abgesichert sind die Stablecoins mit traditioinellen Finanzinstrumenten, etwa in US-Staatsanleihen. Dominiert wird der Sektor von Tether (USDT) und dem vom US-Unternehmen Circle emittierten USD Coin (USDC), die gemeinsam fast 90 Prozent Marktanteil halten und zu den größten Inhabern solcher Anleihen zählen. Die Vermögensreserven seien mit den 20 größten Geldmarktfonds vergleichbar, heißt es in dem EZB-Bericht.

Entkoppelt sich der Wert der Stablecoins vom Referenzwert, könnte das einen Vertrauensverlust und Notverkäufen führen, warnt die EZB. Dies könnte die Funktionsweise der Märkte für US-Staatsanleihen massiv beeinträchtigen. Auswirkungen könnte dies auch auf die Eurozone haben, wenn etwa europäische Emittenten involviert sind und nicht genügend Reserven zum Rückkauf der Stablecoins vorhanden seien.  

Abflüsse aus Bankeinlagen

Zudem könnte die weitere Verbreitung von Stablecoins Banken gefährden, indem sie zu erheblichen Mittelabflüssen aus Bankeinlagen führen. „Dadurch würde eine wichtige Finanzierungsquelle für Banken schwinden und ihre Finanzierung insgesamt schwankungsanfälliger werden", heißt es. 

Besonders problematisch wäre dies, wenn Krypto-Plattformen Zinsen auf Stablecoin-Bestände zahlen würden. In der EU ist das durch regulatorische Vorgaben verboten. In den USA sind direkte Zinszahlungen laut der im Sommer verabschiedeten Regulierung durch den Genius-Act zwar auch untersagt, Schlupflöcher ermöglichen es aber, das Verbot zu umgehen. 

Risiken im Euroraum noch begrenzt

Derzeit seine die finanziellen Risiken durch Stablecoins im Euroraum insgesamt noch begrenzt,  so die Zentralbanker. Die rasante Ausweitung und zunehmende Vernetzung der Coins mit traditionellen Märkten erfordere aber eine enge Beobachtung.

Die Europäische Union habe mit der Ende vergangenen Jahres in Kraft getretenen MiCAR-Regulierung (Markets in Crypto-Assets Regulation) bereits einen weitreichenden regulatorischen Rahmen geschaffen, der weiteren Risiken entgegenwirken soll, heißt es in dem Bericht weiter. Dennoch gelte es, regulatorische Lücken und grenzüberschreitende Risiken im Auge zu behalten. 

Eine verstärkte globale Regulierung und Harmonisierung sei jedenfalls notwendig, um Risiken zu begrenzen und negative Auswirkungen auf die Finanzstabilität zu verhindern, so die EZB. 

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