Photovoltaik: Einspeisetarife sinken bundesweit

Solar panels on private homes
Laut Einschätzung von Experten werden sich private PV-Anlagen weniger rentieren als zuletzt. Das sei aber kein Problem, sondern eine Normalisierung.

Mehrere Expertinnen und Experten sind sich einig: Die Einspeisetarife für private PV-Anlagen können nicht auf dem Niveau der letzten Jahre bleiben. Denn die Strompreise sind nach den Rekordwerten in Folge des russischen Angriffskrieges wieder deutlich gefallen, dementsprechend bekommen auch kleine Erzeuger weniger.

Ausschlaggebend für die Debatte war eine Entscheidung der Energie AG Oberösterreich. Sie kündigt 20.000 Kunden die Verträge und bietet stattdessen Einspeisetarife an, die mit den monatlichen Schwankungen am Strommarkt variieren. Dadurch bekämen die Betroffenen nur mehr etwa 3 statt wie bisher 15,7 Cent pro Kilowattstunde (kWh) Strom. "Wenn die Preise wieder anziehen werden, geht es wieder nach oben“, kündigte dazu Klaus Dorninger, Vertriebschef der Energie AG OÖ gegenüber Ö1 an.

Das ist für die Betroffenen zwar ein rapider Abfall, laut Wolfgang Urbantschitsch aber "wenig überraschend". Andere Energieunternehmen würden PV-Besitzern üblicherweise 5 bis 6 Cent pro kWh zahlen, sagte der Chef der Regulierungsbehörde E-Control am Mittwoch gegenüber Ö1

"Die anderen Energieversorger werden folgen", schätzt Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbands Photovoltaic Austria, die Situation ein. Die Energie AG OÖ ist auch bei weitem nicht der erste Stromkonzern, der die Einspeisetarife anpasst.

Photovoltaik: Einspeisetarife sinken bundesweit

 Vera Immitzer, Photovoltaic Austria

Konkret liegt der Tarif bei der Ökostrom-Abwicklungstelle ÖMAG derzeit bei 4,65 Cent, im Dezember 2023 waren es 12,46 Cent. Auch die EVN bietet derzeit 4 Cent pro kWh. Noch deutlich höher liegt der Einspeisetarif derzeit mit 13,59 Cent bei Wien Energie, allerdings ist auch bei diesem Angebot eine jährliche Anpassungen vorgesehen.

Robert Tichler, Ökonom am Energieinstitut der Johannes Kepler Universität Linz, sieht eine Normalisierung am Markt. Private PV-Anlagen würden "kein zweites Haushaltseinkommen" mehr bieten, sich aber noch immer rentieren. Die Amortisierung werde vermutlich eher wieder 15 statt vier Jahre dauern, das sei bei einer erwarteten Nutzungsdauer von 25 Jahren aber noch immer ein gutes Geschäft.

Stromüberschüsse im Netz

Für Immitzer entsteht "der wesentliche Mehrwert einer PV-Anlage" nicht darin, Geld mit dem Einspeisen zu verdienen, sondern daraus, Strom für den Eigenbedarf  zu produzieren. Für diese Mengen müsse man schließlich auch keine Steuern und Netzgebühren bezahlen, so die Expertin gegenüber Ö1. Wird der PV-Strom nicht selbst verbraucht, muss er hingegen ins Netz aufgenommen werden. Der PV-Boom der vergangenen Jahre stellt dabei große Herausforderungen insbesondere an vergleichsweise schlecht ausgebaute Stromnetze in ländlichen Gebieten.

Denn die privaten PV-Anlagen produzieren Strom nicht nur regional gleichzeitig, sondern teilweise auch, wenn er gar nicht gebraucht wird - am meisten nicht zu den Verbrauchsspitzen morgens und abends, sondern zu Mittag, nicht im verbrauchsintensiveren Winter, sondern im Sommerhalbjahr. „Das führt dazu, dass auf den Märkten die Preise sinken und sogar ins negative gehen“, beschreibt Dorninger die Situation. 

Diese negativen Strompreise, die bisher vor allem an Sonn- und Feiertagen im Frühling und Sommer eintreten, drohen privaten PV-Besitzern bisher übrigens nicht. Die variablen Einspeisetarife schwanken nicht unter Tags, sondern nach monatlichen Durchschnittswerten.

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