Produktionserwartungen wegen Ukraine-Krieg verschlechtert

Die Oktober-Erzeugerpreise in der Industrie sind zum Vormonat leicht gestiegen
Die Arbeitslosigkeit ist bisher rückläufig, Arbeitsminister Kocher führt das auf saisonale Effekte zurück.

Die österreichische Industrie hat ihr Wachstumstempo im März trotz des Ukraine-Krieges und dessen wirtschaftlichen Folgen leicht gesteigert. Grund dafür ist die gute Auftragslage. Die Produktionserwartungen der Betriebe haben sich angesichts der prekären Lage in der Ukraine und der neuerlich verschärften Lieferprobleme allerdings abrupt verschlechtert. Das berichtete die UniCredit Bank Austria am Dienstag in ihrem neuesten Einkaufsmanagerindex.

"Während der Blick in den Rückspiegel noch eine Fortsetzung des Industrieaufschwungs in Österreich anzeigt, rückt beim Blick nach vorne das Risiko einer Stagnation oder gar Rezession der heimischen Industrie näher", sagte Chefökonom Stefan Bruckbauer. Der UniCredit Bank Austria Einkaufsmanagerindex hat im März 59,3 Zähler erreicht, nach 58,4 Punkten im Februar. Trotz der aktuellen Verbesserung sei der negative Einfluss des Kriegs in der Ukraine jedoch nicht zu übersehen.

"Die stärkere Ausweitung der Produktion erfolgte im März trotz einer Verringerung des Wachstums des Neugeschäfts gegenüber dem Vormonat. Auch der Beschäftigungsaufbau verlangsamte sich", erklärte Bruckbauer. Nach einer kurzen Verschnaufpause zur Jahresbeginn hätten sich die Probleme in den globalen Lieferketten angesichts knapper Rohstoffe, Transportproblemen und starker Nachfrage nun wieder verschärft.

"Die Auftragsrückstände nahmen - wenn auch etwas verlangsamt - den 21. Monat in Folge zu", sagte Bank-Austria-Ökonom Walter Pudschedl. Daneben belasten die heimischen Industriebetriebe vor allem stark gestiegene Preise für Rohstoffe und Vormaterialien, insbesondere für Energie. Die Lieferverzögerungen und der Anstieg der Einkaufspreise hätten sich im März den Rekordniveaus vom Herbst 2021 genähert.

Auch die Verkaufspreise hätten im März kräftig angezogen, allerdings schwächer als die Einkaufspreise. "Die heimischen Industriebetriebe konnten den hohen Kostenanstieg durch die Energiepreise somit im Durchschnitt nicht in vollem Umfang an ihre Kunden weitergeben", so Pudschedl. Angesichts der unsicheren Lage und der starken Nachfrage weltweit hätten die Betriebe im März deutlich mehr eingekauft und die Lagerbestände an Vormaterialien aufgefüllt.

Arbeitslosigkeit rückläufig

Die Beschäftigung in der heimischen Industrie nahm indes weiter zu. Trotz einer leichten Verlangsamung gegenüber dem Vormonat, sei das Tempo des Jobaufbaus im langjährigen Vergleich auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Kurzfristig seien die Konjunkturerwartungen noch gut, auf die lange Frist überwiegt allerdings die Unsicherheit. "Der russische Einmarsch in der Ukraine hat die Geschäftserwartungen abrupt auf den niedrigsten Wert seit dem Frühjahr 2020 gesenkt, als die erste Welle der Coronapandemie die österreichische Industrie erfasst hatte", so Bruckbauer.

Die Zahl der Arbeitslosen in Österreich ist weiter rückläufig. Derzeit sind 335.098 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet, davon befinden sich 261.743 Personen auf Jobsuche und 73.355 in Schulung. Gegenüber der Vorwoche entspricht das einem Minus von 1.552 Personen, teilte das Arbeitsministerium am Dienstag mit. Zur Kurzarbeit sind aktuell noch 163.809 Personen vorangemeldet, was im Wochenabstand ebenso einen leichten Rückgang bedeutet.

Damit lag die Arbeitslosigkeit Ende März deutlich unter dem Niveau der Vorjahre. Ende März 2021 waren um 124.247 Personen mehr arbeitslos oder in Schulung. Gegenüber 2020, während des ersten bundesweiten Lockdowns, sank die Zahl der Arbeitslosen um 213.600 Personen. Im Vorkrisenjahr 2019 befanden sich um 34.790 Personen weniger in Beschäftigung als heute.

Arbeitsminister Kocher will noch keine Prognosen abgeben.

Arbeitsminister Martin Kocher

Auch bei den Voranmeldungen zur Kurzarbeit setzt sich der rückläufige Trend fort. Gegenüber der Vorwoche sind die Voranmeldungen um 2.673 auf 163.809 gesunken. "Damit bleiben die Voranmeldungen zur Kurzarbeit auf konstantem Niveau. Mit Ende März läuft die Corona-Kurzarbeit wie angekündigt aus, das Modell der allgemeinen Kurzarbeit bleibt aber bestehen", sagte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Dienstag in einer Aussendung.

Kocher führte die anhaltend positive Entwicklung am Arbeitsmarkt auf saisonale Effekte zurück. In der nahen Zukunft sei jedoch ein Dämpfer durch die Lage in der Ukraine zu erwarten. "Aktuell ist in Anbetracht der geopolitischen Verwerfungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine jedoch zumindest davon auszugehen, dass sich die derzeit noch positive wirtschaftliche Dynamik einbremst und in weiterer Folge auch die Arbeitslosenzahlen zumindest langsamer zurückgehen", erklärte der Minister.

 

Kommentare